In diesem Blogartikel haben wir uns auf die Suche nach ein paar Tipps für Eltern von pubertierenden Jugendlichen gemacht und sind dabei auch darauf gestoßen, dass es wichtig und sinnvoll sein kann, so einiges mit Humor zu nehmen.
Eine genaue Zeitspanne für die Pubertät ist schwer zu nennen: bei Mädchen beginnt sie in der Regel eher als bei Jungen. Doch insbesondere zwischen dem 12. und 16. Lebensjahr sind die meisten Kinder bzw. Jugendlichen mitten drin in der Pubertät. Sie ist geprägt von körperlichen Veränderungen wie Wachstum und dem Ausreifen der Geschlechtsorgane – aber auch von Stimmungsschwankungen.
Es gibt Verhaltensweisen die kommen Ihnen als Eltern von pubertierenden Kindern sicherlich bekannt vor:
… keine Lust auf nichts (rumgammeln, chillen „keinen Bock“)
… unfreundlich sein, sich „komisch“ zu kleiden, Internet, Handy, etc…
… alle anderen – insbesondere die Eltern – sind peinlich, uncool und doof…
… Familienausflüge sind „SOO langweilig und unnötig“
… an einem Tag so, am anderen Tag so…
… Scheinbares Interesse am Streiten bzw. Konflikte
… Kommunikation per WhatsApp, „Grunzen“ oder Kopfschütteln als Antwort
Jugendliche in der Pubertät stoßen ihre Eltern vor den Kopf und brauchen sie trotzdem. Für Väter und Mütter bedeutet das manchmal eine anstrengende Gratwanderung.
Wer von Ihnen hat schon einmal von dem Buch „Das Pubertier“ gehört? Der Autor Jan Weiler beschreibt darin auf humorvolle Art und Weise – aus Sicht eines Vaters mit seiner pubertierenden Tochter – was Eltern, und auch die Jugendlichen selbst, durchmachen. Und damit spricht er vielen (entnervten) Eltern aus der Seele.
Damals habe man noch „…jeden Milchzahn als Meilenstein gefeiert. Doch irgendwann mutieren die Kinder in rasender Geschwindigkeit von fröhlichen, neugierigen und nett anzuschauenden Mädchen und Jungen zu muffeligen, maulfaulen und hysterischen Pubertieren“ – so lautet der Text auf der Rückseite vom ersten Band von Jan Weilers Buchreihe.
Eltern stellen sich oft die Frage, ob sie eigentlich dieselbe Sprache sprechen als ihr pubertierendes Kind. Ein ungeduldiges Zetern, Schimpfen und Kreischen prallt ergebnislos an den Jugendlichen ab. Jan Weiler beschreibt es folgendermaßen in seinem Buch „die Kommunikation scheint ohnehin phasenweise unmöglich, denn das Hirn ist wegen Umbaus vorübergehend geschlossen. Und doch ist da ein guter Kern. Irgendwo im Pubertier schlummert ein erwachsenes Wesen voller Güte und Vernunft. Man muss nur Geduld haben, bis es sich durch Berge von Klamotten und leeren Puddingbechern ans Tageslicht gewühlt hat.“ Das Zauberwort heißt Empathie… Empathie ist nichts anderes als die menschliche Fähigkeit, sich auf der Basis von Selbsterkenntnis in andere Menschen hineinzuversetzen und nachzuempfinden, was sie fühlen. Klingt leichter als es tatsächlich ist.
Gespräche zwischen Eltern und Kindern funktionieren dann am besten, wenn die Kinder echtes Interesse spüren. Bei der typischen Frage "Na, wie war's heute in der Schule?" sei das eher nicht der Fall. Die Kinder merken schnell, ob die Eltern wirklich wissen wollen, wie es ihnen geht, oder ob sie vor allem an der Note in der Mathe-Schulaufgabe interessiert sind.
Familienberater Jan-Uwe Rogge hält Rituale für einen guten Weg, um miteinander im Gespräch zu bleiben. Das kann die gemeinsame Mahlzeit ebenso sein wie der Spieleabend oder der Sonntagsspaziergang. "Dafür bleibt im Tagesablauf oft leider keine Zeit", sagt der Erziehungsexperte. So ein Ritual muss nicht für alle Zeiten zementiert sein. Wenn die Jugendlichen "keinen Bock mehr" auf den Spaziergang mit Mama und Papa haben, kann man ihn beispielsweise durch ein gemeinsames Abendessen ersetzen. "Nur ganz wegfallen lassen sollte man die Rituale nicht", sagt Rogge.
Jeden Tag Streit und Geschrei – Sie können es nicht mehr hören? So schwer es in der Praxis oft auch ist: Durchatmen, kurz nachdenken und dann erst auf eine provokante Aussage zu antworten, nimmt einer Situation oft ihre Brisanz. "Man sollte nicht über jedes Hölzchen springen, das die Jugendlichen hinhalten", sagt Erziehungsberater Ulrich Gerth. Den Eltern müsse klar sein: "Sie entscheiden, in welchen Konflikt sie hineingehen."
Die Pädagogin und Familienbegleiterin Inke Hummel – selbst Mutter von 3 Teenagern – hat zur Lebensphase „Pubertät“ ebenfalls ein Buch geschrieben, in welchem sie erprobte Tipps für einen entspannten Umgang mit pubertierenden Heranwachsenden mit ihren Leser*innen teilt. Es trägt den Titel „Miteinander durch die Pubertät – gelassener begleiten, weniger streiten, in Kontakt bleiben“.
Inke Hummels praktischen Tipps sind wohltuend hilfreich, stärken die Verbindung zwischen Eltern und Kind und funktionieren auch im turbulenten Familienalltag. Wie gehen Teenager trotz Gruppendruck stark ins Leben? Wie vermeidet man Konfliktsituationen und wie geht gutes Streiten? Wie bleibt mein Teenager im Umgang mit Medien, Alkohol und Drogen verantwortungsbewusst? All diese und viele weitere Fragen klärt Inke Hummel und bietet damit Eltern eine wertvolle Unterstützung, deren Kinder gerade in die Pubertät starten oder bereits mittendrin stecken.
Auch wenn man es nicht immer merkt: "Pubertierende sind ein Geschenk", findet Familienberater Rogge, "denn sie leben uns Veränderungen vor. Eltern können von ihnen, von ihrer Anarchie, ihrer Bereitschaft, sich zu verändern, auch lernen." Und Elisabeth Raffauf gibt zu bedenken: "Die Kinder sind nie so unverstellt wie in dieser Zeit. Eltern dürfen daran teilhaben."