Mütterpflegerinnen schließen genau diese Lücke: Sie entlasten im Haushalt, kümmern sich um Geschwisterkinder und stehen Müttern emotional zur Seite. Für FamilienInfo MV haben wir mit Liza Becker, Mütterpflegerin in Mecklenburg-Vorpommern, gesprochen. Im Interview berichtet sie von ihrem Alltag, den besonderen Herausforderungen der Familien und ihren Wünschen für die Zukunft der Mütterpflege.
Liza Becker (examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin)
Mehr Infos unter familiengesundheit-rostock.de
Was macht eine Mütterpflegerin eigentlich – und wie unterscheidet sich ihre Arbeit von der einer Hebamme?
Wir Mütterpflegerinnen schließen eine wichtige Lücke: Wir sind da, wenn im Alltag helfende Hände gebraucht werden. Das heißt: Wir gehen einkaufen, kochen, kümmern uns um Wäsche, sorgen für Ordnung, betreuen Geschwister oder passen auf das Baby auf, wenn die Mutter eine Pause braucht. Gleichzeitig sind wir vertraute Gesprächspartnerinnen in dieser sehr sensiblen Phase, hören zu und unterstützen beim Ankommen in der neuen Rolle.
Hebammen übernehmen dagegen die medizinische Begleitung. Sie dürfen Diagnosen stellen, beraten beim Stillen und achten auf die Gesundheit von Mutter und Kind. Das ist nicht unsere Aufgabe – wir sind die Alltags- und Lebenshelferinnen.
Wann ist die Unterstützung besonders hilfreich?
Das ist ganz unterschiedlich. Oft sind es Frauen, die schon ein Kind oder mehrere Kinder haben – da läuft der Alltag einfach weiter, obwohl man eigentlich Ruhe bräuchte. Auch bei Mehrlingen, nach einem Kaiserschnitt oder nach sehr anstrengenden Geburtsverläufen werden wir oft angefragt. Manche Frauen brauchen schon während der Schwangerschaft Unterstützung, wenn Bettruhe notwendig ist oder starke Beschwerden auftreten. Und manchmal sind es psychische Belastungen, die den Alltag schwer machen. Wir springen dort ein, wo sonst niemand da ist – auch ganz ohne „besondere“ medizinische Gründe..
Wie erleben Sie die ersten Wochen nach der Geburt?
Diese Zeit ist wirklich ein Ausnahmezustand. Der Körper muss heilen, das Baby will rund um die Uhr versorgt werden – und das alles in einer Phase größter Erschöpfung. Viele Mütter fühlen sich isoliert, einsam oder überfordert. Gefühle können in dieser Zeit Achterbahn fahren: Freude und Liebe wechseln sich mit Traurigkeit, Überforderung oder Sehnsucht nach dem alten Leben ab. Dazu kommt oft Druck von außen – die Erwartungen passen nicht zur Realität. Hier braucht es Menschen, die einfühlsam begleiten, Mut machen und zeigen: Deine Gefühle sind normal.
Wer übernimmt die Kosten?
Die meisten Familien stellen einen Antrag bei ihrer Krankenkasse. Dafür braucht es ein Attest von Ärztin, Arzt oder Hebamme. Wichtig ist: Es darf niemand anderes im Haushalt geben, der die Aufgaben übernehmen könnte. Wird der Antrag genehmigt, trägt die Kasse die Kosten. Manchmal fällt eine kleine Zuzahlung von 5–10 € pro Tag an – das sagen wir aber ganz offen. Und keine Angst: Wir helfen den Familien auch bei der Antragstellung, damit es nicht kompliziert wird.
Wie arbeiten Sie mit Hebammen und anderen Fachkräften zusammen?
Häufig sind es Hebammen, Ärzt*innen oder Sozialdienste, die Familien auf uns aufmerksam machen. Eine engere Zusammenarbeit, vor allem mit Hebammen, wäre sehr hilfreich. So könnten wir deren Empfehlungen – zum Beispiel beim Stillen – im Alltag mit umsetzen und den Frauen noch besser zur Seite stehen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Was raten Sie Eltern, die sich Unterstützung wünschen, aber nicht wissen, wohin sie sich wenden sollen?