Auszeichnung zum Schulprojekt „Wir in MV“
Das Schulprojekt „Wir in MV“ hat zum Schulstart 2023/24 landesweit Schulen und Klassen mit dem Schülerwettbewerb „Wir bleiben FAIR!“ aufgerufen, sich mit Ideen, Projekten und Aktionen für respektvolles Miteinander, Fairness, Gleichbehandlung und Toleranz an der Aktion zu beteiligen und sich zu bewerben. Dabei sollten wichtige Botschaften wie z. B. Teamwork und gegenseitige Unterstützung im Vordergrund stehen.
Am 11. Juli wurden die drei Preisträgerschulen ausgezeichnet, die mit ihren Einsendungen die Jury nicht nur überzeugt, sondern auch ein Zeichen für mehr Fairness gesetzt haben. Gleichzeitig erhalten die Preisträger und Preisträgerinnen die Möglichkeit, ihre Projekte von der Idee bis zur Umsetzung kurz vorzustellen. Das Preisgeld von insgesamt 2.000 Euro geht an die
- Grundschule West „Am See“ Neubrandenburg
- Grundschule Bentwisch
- Grundschule „Am Margaretenplatz“ Rostock
Herzlichen Glückwunsch!
„Typisch weiblich / typisch männlich“ – Rollenklischees im Alltag
In diesem Blog-Beitrag soll es neben geschlechtsspezifischen Produkten aus der Werbung auch um Rollenklischees, geschlechtsbedingte (Lohn-)Unterschiede und mögliche Alternativen gehen.
Mann // Frau – die Trennung der beiden Geschlechter
Nicht nur in Deutschland, sondern fast überall auf der Welt gibt es das zweigeteilte Geschlechtersystem ‚männlich // weiblich‘. Es ist bereits so fest in unseren Alltag integriert, dass wir uns darüber häufig gar keine Gedanken mehr machen. Wie automatisch gehen wir entweder in die Frauen- oder Männertoilette bzw. in die Frauen- und Männerumkleide. Damit wachsen wir auf und es fühlt sich komisch, gar verboten an, ‚die falsche Tür‘ zu betreten… (*Mancherorts gibt es auch schon Unisex-Toiletten, allerdings sind sie bisher eher selten.)
Beim Kleidungs- oder Spielzeugkauf gibt es ebenfalls eine deutlich erkennbare Trennung zwischen Jungs und Mädchen, Männern und Frauen. Es gibt sogar Hygiene- und Kosmetikprodukte, oder manche Lebensmittel, die gezielt Mädchen oder Jungen bzw. Frauen oder Männer ansprechen wollen. Die Produktverpackungen für Männer kommen meist in dunklen Farben daher, braun, (dunkel)blau oder schwarz. „Weibliche Produkte“ haben dagegen meist zarte und helle Pastellfarben, wie rosa, beige, orange oder gelb. Kommt Ihnen das auch bekannt vor? Was stellen Sie fest, wenn Sie z. B. ihre Kosmetikprodukte im Bad betrachten?
Die gezielte Gestaltung der Produkte wird bezeichnet als „Gender-Marketing“. Etwas überspitzt aber ziemlich eindeutig zeigt dies ein kurzer Video-Beitrag von extra 3:
Gibt es denn deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen?
Mit dem Geschlecht verbinden wir von klein auf bestimmte Eigenschaften und Rollen: Männer werden oft als „das starke Geschlecht“ oder als „Beschützer“ gesehen. Sie sind geradlinig, pragmatisch und weniger launisch, dafür nicht so empathisch und einfühlsam. Sie zeigen ihre Gefühle weniger oft und deutlich und lernen schon von klein auf, keine Schwäche zu zeigen. In handwerklichen, naturwissenschaftlichen und technischen Berufen findet man sie häufiger. Außerdem haben Männer oft die Rolle des „Ernährers“ der Familie. Bis vor einigen Jahren wurden Führungspositionen oder politische Ämter auch hauptsächlich von Männern besetzt (dies ändert sich jedoch glücklicherweise seit einigen Jahren). Durch unterschiedliche Positionen und Berufsgruppen kommt es jedoch oft zu höherer Bezahlung bei Männern.
Frauen sind eher einfühlsam, fürsorglich und gesprächig. Sie sind die „Kümmerer“, schmeißen den Haushalt und sind häufig für die Pflege und Betreuung der Kinder oder (Schwieger-)Eltern bzw. Großeltern verantwortlich. Frauen scheinen nicht so gut in mathematischen und naturwissenschaftlichen Angelegenheiten zu sein… oder beim Einparken. Klischees, die die meisten von uns wahrscheinlich kennen. Frauen ergreifen insgesamt häufiger soziale oder pflegerische Berufe, die leider niedriger bezahlt werden und weniger Aufstiegschancen bieten. Auch gehen nach der Geburt eines Kindes die Frauen deutlich häufiger in eine mehrmonatige oder mehrjährige Elternzeit oder arbeiten danach in Teilzeit.
Diese Rollenklischees halten sich hartnäckig über die Generationen hinweg. Wie sind die Rollen bei Ihnen Zuhause verteilt? Finden Sie sich in diesen Beschreibungen wieder oder ist es vielleicht genau andersherum?
Gender Pay Gap und der Equal Pay Day
Der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen durch unterschiedliche Positionen, Berufe und / oder Arbeitszeiten wird bezeichnet als „Gender Pay Gap“ (Quelle: https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Qualitaet-Arbeit/Dimension-1/gender-pay-gap.html). Seit 2008 wird daher jedes Jahr im Frühjahr in 32 Ländern weltweit, darunter in Deutschland, der ‘Equal Pay Day‘ veranstaltet. Das Ziel dieses Tages ist es, auf diese Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen aufmerksam zu machen. Dieses Jahr fällt er auf den 07. März 2022. – Warum gerade dieser Tag?
Die Grundlage stellt eine bestimmte Berechnung dar:
Laut Statistischem Bundesamt beträgt der geschlechterspezifische Entgeltunterschied in Deutschland aktuell (2021) 18 Prozent. Umgerechnet ergeben sich daraus 66 Tage (18 Prozent von 365 Tagen), die Frauen seit Jahresanfang „unentgeltlich“ arbeiten müssen. Der 07. März markiert diesen 66. Tag und hat also vor allem einen symbolischen Charakter. Das Datum kann von Jahr zu Jahr leicht variieren (2020 waren es 19 % und 2016 bis 2019 waren es 21 %). Seit 2016 verringert sich der Verdienstunterschied von Jahr zu Jahr leicht.
Was sind die Gründe für die Verdienstunterschiede
Es gibt mehrere Gründe für die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern. Dabei spielen gesellschaftliche Vorstellungen und Normen auch eine wichtige Rolle:
- Etwa die Hälfte aller Frauen zwischen 30 und 65 Jahren arbeiten in Teilzeit oder geringfügig, um z.B. mehr Zeit für Familien- und Sorgearbeit, auch Care-Arbeit zu haben. Auch unterbrechen Frauen ihre Berufstätigkeit häufiger, z.B. für Elternzeit. Es lohnt ein genauer Blick auf diese häusliche Care-Arbeit - Kindererziehung, Pflege von Angehörigen, Hausarbeit, Ehrenamt: Frauen wenden pro Tag im Durchschnitt 52,4 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit auf als Männer. Umgerechnet sind das 87 Minuten Unterschied. So leisten Männer pro Tag im Schnitt zwei Stunden und 46 Minuten unbezahlte Sorgearbeit, bei Frauen sind es vier Stunden und 13 Minuten.
(Quelle: https://equalcareday.de/equal-care-eine-bestandsaufnahme/)
- Auch die Branchen und Positionen in denen Frauen arbeiten sind häufig weniger gut bezahlt als die von Männern. Frauen sind z.B. auch häufiger in bezahlten ‚Care-Berufen‘ (wie Pflege- und Betreuungsberufen) tätig – ganze 85% des Personals in Heimen und ambulanten Diensten sind weiblich! (Quelle: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/12/PD21_N068_2313.html). Berufe im sozialen Bereich, in der Erziehung, Pflege oder im Einzelhandel bieten außerdem weniger Aufstiegschancen und niedrigere Löhne.
- Männer sind deutlich häufiger in Führungspositionen tätig (nur knapp jede dritte Führungskraft ist weiblich!) (Quelle: https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Qualitaet-Arbeit/Dimension-1/frauen-fuehrungspositionen.html). Dies ändert sich bereits seit einigen Jahren und soll sich auch in Zukunft noch verbessern!
Ob und inwiefern die Berufswahl eher mit persönlichen Eigenschaften oder Fähigkeiten des jeweiligen Geschlechts zusammenhängt, oder vielmehr von gesellschaftlichen Vorstellungen und Normen oder der Berufsorientierung in der Schule beeinflusst wird, ist sicherlich eine Diskussion wert! An vielen Schulen gibt es bereits den Girls'Day / Boys'Day – an diesem Tag können Mädchen vor allem in männerdominierte Berufe Einblick erhalten, Jungen eher in frauendominierte Berufe. Der nächste Girls- bzw. Boys-Day findet am 28.04.2022 statt. Auch die Initiative „Klischeefrei“ setzt sich für eine Berufswahl ohne Rollenklischees / Geschlechterklischees ein.
Und welche Ziele verfolgt eine geschlechtsneutrale Erziehung?
Zu guter Letzt soll es noch einmal um die anfangs angesprochene ‚geschlechtsneutrale Erziehung‘ gehen. Diese will sich von traditionellen Rollenbildern lossagen und Klischees vorbeugen. Kinder sollen eben nicht „typisch männlich oder typisch weiblich“ erzogen werden und sich dadurch freier und unabhängiger entwickeln können. Dazu gehört auch, dass wir Erwachsenen auf unsere Worte und Sprache achten. Wie wir mit und über unsere Kinder sprechen vermittelt ihnen ebenfalls gewisse Vorstellungen (z.B. „Jungs weinen doch nicht“ oder „Sei kein Mädchen!“).
Vorreiter dieses pädagogischen Ansatzes gibt es bereits in Schweden und Island, aber auch in den USA. Ein besonderes Beispiel ist der Stockholmer Kindergarten ‚Egalia‘ – hier werden alle Kinder gleichbehandelt und das Geschlecht der Kinder nicht thematisiert. Es wird bei der Ansprache die Formulierung „Hen“ genutzt - was auf Deutsch so viel wie „es“ bedeutet. Mehr dazu finden Sie in diesem Beitrag: https://www.swr.de/wissen/odysso/broadcastcontrib-swr-33558.html.
Sicherlich spalten sich bei einer so radikalen Umsetzung wie in Schweden die Geister. Bisher ist sich auch die Forschung nicht einig, welche Form der Erziehung (geschlechterbetont oder geschlechterneutral) wirklich besser ist. Jedoch kann ein wenig mehr Sensibilität hinsichtlich Geschlechter-Stereotypen nicht schaden. Letztendlich müssen Sie als Eltern vor allem selbst entscheiden, welchen Weg Sie gehen möchten, um Ihr(e) Kind(er) bestmöglich zu fördern und ihnen den Weg zu einer möglichst chancenreichen Zukunft zu ebnen.
Lesen Sie auch gern unseren Artikel zum Thema "Gleichstellung der Geschlechter".
Weitere Quellen:
- Birke, Lea (2021): https://www.emotion.de/leben-arbeit/gesellschaft/geschlechtsneutrale-erziehung
- Heisig, Katharina (2019): Vom Sinn einer geschlechtsneutralen Erziehung und Bildung (unter:
- Nguyen-Kim, Mai Thi (2021): Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit. Wahr, falsch, plausibel? Die größten Streitfragen wissenschaftlich geprüft. München: Droemer. S. 89 - 113
Girls'Day / Boys'Day am 22. April 2021
Am Girls'Day öffnen Unternehmen, Betriebe und Hochschulen in ganz Deutschland ihre Türen für Schülerinnen ab der 5. Klasse. Die Mädchen lernen dort Ausbildungsberufe und Studiengänge in IT, Handwerk, Naturwissenschaften und Technik kennen, in denen Frauen bisher eher selten vertreten sind. Oder sie begegnen weiblichen Vorbildern in Führungspositionen aus Wirtschaft und Politik. Der Girls'Day – Mädchenzukunftstag ist das größte Berufsorientierungsprojekt für Schülerinnen weltweit. Seit dem Start der Aktion im Jahr 2001 haben etwa 1,9 Millionen Mädchen teilgenommen. Im Jahr 2019 erkundeten rund 100.000 Mädchen Angebote in Technik und Naturwissenschaften, mehr als 10.000 Angebote von Unternehmen und Organisationen waren auf unserer Website eingetragen.
Gerade während der Covid-19-Pandemie ist die Berufs- und Studienorientierung aus dem Fokus geraten. Für junge Menschen ist und bleibt eine vielfältige Auseinandersetzung mit beruflichen Perspektiven aber wichtig für die eigene Zukunft. Ein besonderes Highlight in diesem Jahr ist das Girls’Day-Digital-Event. Im Rahmen dieses Events findet ein öffentliches Live-Programm mit spannenden Impulsen, Interviews und Diskussionsrunden statt. Mit dabei sind junge Vorbilder aus verschiedenen Berufsfeldern, Influencerinnen und auch musikalisch wird es sich um das Thema Klischees drehen.
Der Boys'Day ist am gleichen Tag und fokussiert sich auf die Schüler ab der 5. Klasse. Jungen und junge Männer haben vielfältige Interessen und Stärken. Geht es aber um ihre Berufswahl, entscheiden sie sich oft für Berufe wie Kfz-Mechatroniker oder Industriemechaniker – Berufe die traditionell oft von Männern gewählt werden. Es gibt jedoch noch jede Menge weiterer Berufsfelder, in denen männliche Fachkräfte und Bezugspersonen gesucht werden und sehr erwünscht sind, z. B. im Bereich Soziales, Gesundheit, Pflege und Erziehung. Auch Berufe aus dem Dienstleistungsbereich und weitere Berufsfelder, in denen Männer unterrepräsentiert sind, können Jungen am Boys'Day kennenlernen.
Neben der Berufserkundung können die Schüler am Boys'Day auch an pädagogischen Workshops teilnehmen. Hier geht es z. B. um männliche Rollenbilder, Berufs- und Lebensplanung und die Vielfalt von Lebensentwürfen. Für die Erweiterung ihrer sozialen Kompetenzen können sie am Boys'Day außerdem ihre Team- und Konfliktfähigkeit stärken.
Internationaler Aktionstag für gleiche Bezahlung von Frauen und Männern
Bis zum 10. März haben Frauen in Deutschland vom ersten Januar an umsonst gearbeitet. Hört sich an wie Fake News, oder? Ist es aber leider nicht. Tatsächlich errechnet das Statistische Bundesamt jedes Jahr den sogenannten Equal Pay Day, man könnte ihn mit Tag für gleiche Bezahlung übersetzen. Und so kommt es, dass die errechnete Lohnlücke von Frauen gegenüber ihren männlichen Kollegen 19% beträgt, oder symbolisch bis zum 10. März diesen Jahres umsonst gearbeitet wurde.
Das Aktionsbündnis für Mecklenburg-Vorpommern lädt am 10. März von 17-18 Uhr zum Online Forum "Starke Frauen - Starkes MV". Der gleichnamige Kinospot mit Frauen aus unserem Bundesland feiert an diesem Tag seine Premiere. Was sagen Frauen aus MV zu der immer noch geltenden ungleichen Bezahlung? Schalt`Dich im YOUTUBE Livestream (https://www.youtube.com/watch?v=se30FYZkz00) dazu. Die Moderation übernimmt Andrea Sparmann von Ostseewelle HIT-Radio MV.
Einige Tage später, am 15. März von 10-11.30 Uhr wird das Thema beim Online-Forum "Der Pay Gap beginnt im Kinderzimmer" noch einmal aufgegriffen. Mit #statements von Stefanie Drese, Sozialministerin von MV und Gerd Teschke, Rektor der Hochschule Neubrandenburg. #vortrag von der Initiatorin vom Equal Care Day und Autorin von 'Die Rosa-Hellblau-Falle', Almut Schnerring. Sie beleuchtet in ihrem Vortrag die bestehenden Rollenbilder und wie diese bereits an Kinder weitergegeben werden. #input #austausch #diskussionen mit allen Interessierten zur ungleichen Bezahlung, gläsernen Decke und Verteilung der Familienarbeit.
Link zum Forum für alle Interessierten (wird kurz vor der Veranstaltung freigeschaltet): https://hs-nb.webex.com/meet/gst-mitarbeiterin