Hallo. Ich bin Susann Widuckel und habe letztes Jahr mein Studium der Sozialen Arbeit beendet. Davor habe ich eine Ausbildung zur Mediengestalterin in Berlin gemacht und freue mich nun, dass ich seit Oktober 2023 meine Erfahrungen aus Beidem im Pflege-Familien-Zentrum miteinbringen darf.
Gerade erst im letzten Jahr September hatte das Pflege-Familien-Zentrum sein 15. Jubiläum. Dieses Jahr sind es dann schon fast 16 Jahre.
Wir, „Das Kind im Blick“ – Pflege-Familien-Zentrum der Caritas, wurden damit beauftragt, Pflegefamilien zu finden, die den besonderen Herausforderungen einer Pflegschaft gewachsen sind und begleiten bestehende Pflegeverhältnisse. Dabei arbeiten wir eng mit dem Jugendamt und anderen Institutionen zusammen.
Des Weiteren vermitteln wir Pflegekinder in Pflegefamilien und haben im Prozess der Pflegschaft die Aufgabe, im guten Kontakt zur Pflegefamilie zu stehen, Eltern zu begleiten, die Entwicklung und Bedürfnisse des Pflegekindes einzuschätzen und in Konfliktsituationen beratend tätig zu werden. Wir arbeiten mit den Herkunftsfamilien zusammen, um mögliche Umgangskontakte zwischen dem Pflegekind und seinen Eltern zu organisieren und zu unterstützen. Es ist von großer Bedeutung, Eltern darin zu unterstützen, trotz aller Umstände gute Wegbegleiter für ihr Kind zu bleiben und sich in ihre neue Rolle einzufinden.
Wir machen Öffentlichkeitsarbeit um über die Pflegekinderhilfe zu informieren und aufzuklären und wollen mit einer sorgfältigen und umfassenden Akquise neue Pflegeeltern finden und Sie auf Ihrem Weg umfassend unterstützen. Dazu gehören regelmäßig stattfindende Informationsabende, individuelle Beratungen von Interessierten, die 2-mal im Jahr stattfindenden Vorbereitungskurse und der Bewerbungs- & Anerkennungsprozess, in dem die Eignung der Bewerber*innen festgestellt wird.
Um Pflegeeltern zu stärken, ihnen zusätzliches Wissen zu vermitteln und auch Raum zu lassen für den Austausch mit anderen Pflegeeltern, bietet das Pflege-Familien-Zentrum regelmäßig Fortbildungen und Supervisionen zu unterschiedlichen Themen an.
Menschen, die den Gedanken haben Pflegefamilie zu werden, besuchen meist eine unserer Informationsveranstaltungen oder haben bereits ein Vorgespräch mit einem Mitarbeitenden des Pflege-Familien-Zentrums geführt. Wenn das Interesse weiterhin besteht, haben Sie die Möglichkeit sich zu einem unserer Vorbereitungskurse anzumelden. Dieser Kurs dauert 3-4 Monate, bei dem an 11 Abenden und einem Wochenendseminar die Interessierten auf die kommenden Aufgaben und Verantwortungen vorbereitet werden. Sie können sich mit verschiedenen Themen bezüglich der Pflegekinderhilfe auseinandersetzen. Neben der Wissensvermittlung ist dieser Vorbereitungskurs eine tolle Möglichkeit aneinander kennenzulernen und Teil einer Gemeinschaft zu werden.
Um Pflegeeltern zu werden, müssen Bewerber*innen bestimmte Voraussetzungen erfüllen und nach dem Vorbereitungskurs einen Bewerbungsprozess durchlaufen. Hier müssen Bewerber*innen eine Bewerber*innenmappe einreichen, die Kenntnis über die Motivation und über die gesundheitliche und finanzielle Situation geben soll. Zudem müssen die Bewerber*innen ein erweitertes Führungszeugnis einreichen. Gleichzeitig führen wir Gespräche mit den potenziellen Eltern, um die Familiensituationen, Biografie und das „neue Zuhause“ kennenzulernen. Anhand dieses Bewerbungsprozesses können sowohl wir als auch das Jugendamt die Eignung der Bewerber*innen feststellen, damit sie als Pflegefamilie anerkannt werden.
Pflegefamilie können Familien, Paare oder Alleinstehende werden. Alle Lebensformen, die in unserer Gesellschaft vertreten sind, können geeignete Lebensorte für Pflegekinder bieten. Wir suchen Menschen, die gesellschaftliche Verantwortung tragen möchten, die gern mit Kindern leben und sich mit Ihnen freuen können, die auch mit den leiblichen Eltern im Kontakt bleiben und die offen mit den Fachkräften zusammenwirken. Menschen, die eben bereit sind ein Kind vorübergehend oder auf Dauer bei sich aufzunehmen und ihnen eine liebevolle und sichere Umgebung bieten möchten.
Was Pflegeeltern leisten, lässt sich kaum in wenigen Sätzen beschreiben. Die Aufgaben der Pflegeeltern sind vielseitig und von großer Bedeutung für die Entwicklung und das Wohlbefinden des Kindes. Zunächst einmal sind Pflegeeltern für die grundlegende und gesundheitliche Versorgung und Betreuung des Kindes verantwortlich. Darüber hinaus unterstützen und fördern sie das Kind in seiner körperlichen, geistigen und emotionalen Entwicklung und bieten dem Kind eine liebevolle und sichere Umgebung.
Ein wesentlicher Aspekt ist auch die Erziehung und Förderung des Kindes. Pflegeeltern vermitteln Werte und soziale Kompetenzen und unterstützen die individuellen Fähigkeiten und Talente des Kindes. Sie helfen dem Kind, sich in die Gemeinschaft und das soziale Umfeld zu integrieren. Pflegeeltern bauen eine vertrauensvolle und stabile Bindung zu dem Kind auf und bieten ihm emotionale Sicherheit und Unterstützung.
Darüber hinaus ist es wichtig, dass Pflegeeltern bereit sind mit dem Jugendamt und dem Pflege-Familien-Zentrum zusammenzuarbeiten. Wir möchten, dass Pflegeeltern mit ihren Aufgaben nicht alleine gelassen werden. Daher bieten wir regelmäßige Beratungen an und unterstützen die Pflegeeltern in all ihren Belangen. Bei regelmäßig stattfindenden Hilfeplangesprächen haben die Pflegeeltern die Möglichkeit, sich gemeinsam mit dem Jugendamt und dem Pflege-Familien-Zentrum über die Themen und Entwicklung des Kindes auszutauschen.
Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind klar definiert und im SGB VIII geregelt. Pflegeeltern benötigen eine Pflegeerlaubnis vom Jugendamt, die nach einer vielseitigen Eignungsfeststellung erteilt wird. Diese umfasst persönliche, gesundheitliche und wirtschaftliche Aspekte. Zwischen den Pflegeeltern und dem Jugendamt wird eine Pflegevereinbarung geschlossen, die die genauen Bedingungen und Verantwortlichkeiten regelt. Zur Unterstützung erhalten die Pflegeeltern Pflegegeld.
Auch die Rechte der leiblichen Eltern, wie das Umgangsrecht, müssen berücksichtigt werden, solange dies dem Kindeswohl nicht entgegensteht.
Pflegeeltern sollten ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein, Empathie, Geduld und Offenheit für die besonderen Herausforderungen von Pflegekindern mitbringen und einen respektvollen und verständnisvollen Umgang mit deren Biografie und Erfahrungen pflegen. Pflegeeltern leisten einen unverzichtbaren und so wichtigen Beitrag zur positiven Entwicklung und zum Wohlbefinden des Pflegekindes.
Von der Anerkennung als Pflegeeltern bis zur Vermittlung eines Kindes kann eine gewisse Zeit vergehen. Nicht jede Familie ist die richtige für ein bestimmtes Kind und nicht jedes Kind passt in jede Familie. Die Vermittlungsprozesse sind immer wieder verschieden, weil die Bedarfslagen und die Lebensgeschichten individuell sind. In der Regel besteht zwischen den leiblichen Eltern und Jugendamt bereits eine Zusammenarbeit. Es kann sein, dass Eltern im Vorfeld Hilfen zur Erziehung beantragt haben und deutlich wird, dass eine Pflegfamilie die geeignetere Hilfe ist. Dann stellen die Eltern den Antrag auf diese Hilfeform. Häufig geschieht das aber auch über das Familiengericht. Die Vermittlung umfasst mehrere Schritte und wird vom Jugendamt und dem Pflege-Familien-Zentrum erarbeitet. Der Prozess ist sorgfältig strukturiert, um sicherzustellen, dass das Kind in ein sicheres und unterstützendes Umfeld kommt. Im Fokus stehen die Bedürfnisse des Kindes.
Zunächst wendet sich das Jugendamt an uns mit einem sogenannten Vermittlungsauftrag, der Auskunft über das zu vermittelnde Kind und deren Eltern gibt und den Bedarf ermittelt. Bevor überlegt wird, welche Pflegefamilie die passende sein könnte, werden Vorgespräche durch das Pflege-Familien-Zentrum mit den leiblichen Eltern geführt, um diese kennenzulernen, ihre Ansichten zu berücksichtigen und Vertrauen aufzubauen. Es ist wichtig, die Eltern in diesen Prozess miteinzubeziehen, da auch sie sich mit der Pflegefamilie wohlfühlen sollen, um gute Wegbegleiter für ihr Kind zu bleiben. Auch dem Kind gibt es Sicherheit und schützt es vor einem Loyalitätskonflikt, wenn die Eltern sich mit der Pflegefamilie verstehen. Auch für die im späteren Verlauf stattfindenden Umgangskontakte ist das von großer Bedeutung.
Ebenfalls werden Gespräche mit dem zu vermittelnden Kind geführt, um auch hier Vertrauen aufzubauen und die Bedürfnisse des Kindes kennenzulernen. Auf Grundlage der Bedarfsermittlung des Jugendamts, den Vorgesprächen mit dem Kind und seinen Eltern wird nun eine passende anerkannte Pflegefamilie gesucht. Daher ist der Vorbereitungskurs und der Bewerbungsprozess von enormer Bedeutung, da sie Erkenntnisse und Wissen über die möglichen Pflegeeltern geben und Grundlage für die Einschätzung sind, ob das Kind zu Ihnen passen könnte.
In einem nächsten Schritt lernen sich die Eltern und die potentielle Pflegefamilie kennen. Die Pflegeelternbewerber*innen erhalten alle Informationen, die zum Kind bekannt sind. Diese Gespräche sind meist sehr emotional berührend und beide stellen sich gegenseitig ihre Familien vor. Erst wenn alle ein gutes Gefühl entwickeln konnten, finden die Kontakte zwischen den Pflegeeltern und Kind statt und es beginnt der Anbahnungsprozess. Wie lange dieser dauert bestimmt einzig und allein das Kind und werden je nach Alter in diesem Prozess bestmöglich beteiligt. In mehreren, individuellen Treffen können sich Pflegeeltern und Kind näher kennenlernen und das Kind bekommt einen Eindruck von der Familie. Das können kurze Besuche und später auch Übernachtungen sein.
Wenn das Kind, Eltern und die Pflegefamilie sich miteinander wohlfühlen kann nach dem Anbahnungsprozess, der Übergang gestaltet werden und eine Pflegevereinbarung mit dem Jugendamt abgeschlossen werden. Das Pflegeverhältnis beginnt. In regelmäßigen Abständen finden Hilfeplangespräche mit allen Beteiligten statt, um zu schauen, wie sich das Kind in der Pflegefamilie entwickelt und welche Aufgaben jeder übernehmen sollte. Während des Pflegeverhältnisses werden die Pflegefamilien, das Pflegekind und die Eltern begleitet und unterstützt.
Vielen Dank für das Interview!
Ich heiße Jule, bin jetzt fünf Monate beim Landesjugendring M-V und für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Medienbildung zuständig. Letzteres habe ich zwar nicht studiert, aber in vorherigen Berufen bei humanitären Organisationen von der Pike auf gelernt. Meine Abschlüsse in Politikwissenschaft (B.A) und Friedens- und Konfliktforschung (M.A.) helfen mir dabei, das große Ganze im Blick zu behalten: Demokratie braucht starke und vielfältige Jugendverbandsarbeit.
Im Landesjugendring Mecklenburg-Vorpommern e. V. haben sich 20 landesweit aktive Landesjugendverbände, zwei Anschlussverbänden und der Landesrat der Stadt- und Kreisjugendringe zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen. Mit der Sportjugend Mecklenburg-Vorpommern besteht eine Kooperation, sich gemeinsam für die Belange von Kindern und Jugendlichen einzusetzen. Damit ist der 1990 gegründete Landesjugendring die größte Interessenvertretung für die Belange junger Menschen in ganz M-V.
Ziele und Aufgaben des Landesjugendring M-V sind (laut Satzung):
In der Geschäftsstelle arbeiten wir zu den Schwerpunkten Ehrenamt, Jugendbeteiligung und Jugendpolitik, Internationale Jugendarbeit, Jugendverbandsarbeit und Medienbildung.
Jugendverbände sind Orte, die es jungen Menschen ermöglichen, vorurteilsfrei zu wachsen, sich auszuprobieren und mitentscheiden zu können. Die Erfahrung gehört, gesehen, mit einbezogen zu werden und mitgestalten zu können, ist gelebte Demokratie. Dieses Potential sichtbar zu machen und politische, gesellschaftliche und auch finanzielle Wertschätzung einzufordern, ist unsere wichtigste Aufgabe.
In diesem Sinne unterstützen wir Kinder und Jugendliche eher indirekt. Etwa indem wir Lobbyarbeit für ihre Belange bspw. bei Entscheidungsträger*innen und Gremien aus Politik und Verwaltung machen. Wie beim Jugendbeteiligungs- und Vielfaltsgesetz, welches in diesem Frühjahr verabschiedet wurde. Es ist auch das Ergebnis unserer langjährigen Forderung, eine rechtliche Grundlage für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen zu schaffen und sie nachhaltig und verlässlich in allen Landkreisen und kreisfreien Städten zu verankern.
Außerdem stehen wir unseren Mitgliedsverbänden bei Fragen und Problemen mit Rat und Tat zur Seite. Beispielsweise bieten wir Inputs zu Themen wie Öffentlichkeitsarbeit an, informieren zu Fördermöglichkeiten oder Weiterbildungen. Und sind natürlich regelmäßig mit unseren Mitgliedsverbänden im Austausch. Positionspapiere oder Beschlüsse, die auf Hauptausschüssen oder der Vollversammlung verabschiedet werden, bestimmen maßgeblich, worauf wir in unserer Arbeit einen Fokus legen.
Die Projekte, bei denen wir direkt mit Jugendlichen arbeiten, sind unsere Beteiligungsprojekte und Veranstaltungen. Zu nennen wären hier vor allem "Jugend im Landtag" und "Jugend fragt nach". Jedes Jahr treffen sich junge Menschen aus ganz Mecklenburg-Vorpommern, um sich zu für sie wichtigen Themen auszutauschen und mit Landtagsabgeordneten ins Gespräch zu kommen. Darüber hinaus haben wir in diesem Wahljahr mehrere Aktionen und Veranstaltungen für Erstwähler*innen organisiert. In ganz M-V wurde das Planspiel „leben, lieben, Kreuzchen machen“ gespielt, um jungen Menschen wichtiges Wissen über Kommunalpolitik zu vermitteln.
Viel Herzblut steckt auch im Bereich Internationale Jugendarbeit, die wir als LJR M-V ausdrücklich fördern und stärken wollen. Wir machen deshalb auf Angebote für junge Menschen aufmerksam und beraten Interessierte dazu, wie Jugendbegegnungen auf die Beine gestellt werden können. Vor allem im deutsch-französischen Bereich ist in den vergangenen zwei Jahren einiges passiert. Es finden regelmäßig Begegnungen in M-V oder Frankreich statt, die von uns beratend begleitet wurden. Ganz neu ist auch die jährliche Netzwerkveranstaltung für Träger*innen.
Wir sind ein wichtiger Ansprechpartner, wenn es um den Erwerb oder die Ausstellung der Jugendleiter*innencard (JuLeiCa) geht. Entweder weil Kinder und Jugendliche sich generell über die Inhalte und den Erwerb der JuLeiCa informieren wollen, die nächsten Schulungen nachfragen oder ihre Karte bei uns beantragen. Junge Menschen wenden sich auch an uns, wenn sie Unterstützung und Beratung in Beteiligungsfragen brauchen. Das kann von der Gestaltung eines Spielplatzes bis zur Gründung einer Jugendvertretung reichen.
Ein weiteres großes Thema sind Ferienangebote. Jedes Jahr veröffentlichen wir einen Ferienkalender, in dem wir Angebote unserer Mitgliedsverbände oder von externen Träger*innen sammeln. Selbstverständlich beantworten wir dann auch Nachfragen dazu. In eine ähnliche Richtung geht unsere Expertise im Bereich internationaler Jugendaustausch. Häufig gibt es Nachfragen zu Veranstaltungen. Aufgrund der Bandbreite unseres Angebots sind auch die Fragen breit gestreut.
Am schnellsten geht’s per Telefon oder E-Mail. Auf unserer Webseite ljrmv.de findet ihr die richtigen Ansprechpartner*innen für eure Themen. Oder ihr richtet eure Anfrage per Mail an info@ljrmv.de oder per Post an: Landesjugendring Mecklenburg-Vorpommern, Goethestraße 73, 19053 Schwerin
Wir würden uns auch freuen, euch bei einer unserer Veranstaltungen zu treffen.
Ein herzliches Dankeschön, dass wir uns hier mit JugendNotmail vorstellen dürfen. Mein Name ist Katharina Claessen und ich bin seit April 2021 für JugendNotmail tätig. Während meines Psychologiestudiums an der Fernuniversität in Hagen habe ich 2021 ein Praktikum bei der JugendNotmail gemacht. Dabei habe ich einen tollen Einblick in die Beratungstätigkeit bekommen und auch das Miteinander der dort Arbeitenden hat mich begeistert. Nach erfolgreichem Abschluss meines Studiums und meiner Ausbildung Integrativer Psychotherapie blieb ich JugendNotmail als ehrenamtliche Beraterin treu und bin dankbar nun auch hauptberuflich hier arbeiten zu können.
Ich erinnere mich daran, als junge Heranwachsende in einer schwierigen Situation Unterstützung erhalten zu haben, um weitergehen zu können. Heute darf ich dazu beitragen, dass junge Menschen in herausfordernden Situationen Unterstützung erhalten.
Die JugendNotmail, ein bundesweites Online-Beratungsangebot für Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 19 Jahren, wurde vor über zwei Jahrzehnten ins Leben gerufen und markiert einen Meilenstein in der digitalen Jugendhilfe. Die Gründerin, eine erfahrene Grundschullehrerin namens Claudine Krause, war durch ihre pädagogische Tätigkeit auf ein dringendes Bedürfnis gestoßen: Viele Probleme junger Menschen konnten innerhalb des schulischen Rahmens nicht angemessen adressiert oder gelöst werden, besonders wenn es um sensible Themen wie psychische Belastungen oder Suizidgedanken ging.
Claudine Krause erkannte früh, dass das Internet, trotz seiner damaligen Neuartigkeit, ein enormes Potenzial für die anonyme und niedrigschwellige Unterstützung von Kindern und Jugendlichen bot. So entstand die Idee der JugendNotmail, eine Plattform, die es jungen Menschen ermöglicht, in einem geschützten Rahmen über ihre Sorgen und Nöte zu sprechen. Dieses Angebot wurde mit der Zeit durch verschiedene Angebote, wie der App
„Junoma“ erweitert, um den Zugang noch weiter zu erleichtern.
Die JugendNotmail deckt ein breites Spektrum an Beratungsleistungen ab: Von der längerfristigen Mailberatung über regelmäßige Live-Chats bis hin zu speziellen Themenchats, die wöchentlich stattfinden. Unsere zentrale Intention ist es, den Jugendlichen durch Empathie und Verständnis lösungsorientierte Hilfestellungen anzubieten. Wir legen großen Wert darauf, die jungen Menschen in ihrer Selbsthilfekompetenz zu stärken und ihnen zur Seite zu stehen.
Ein wesentlicher Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Suizidprävention. Dafür wurde ein spezielles Team etabliert, das Nachrichten mit suizidalem Inhalt priorisiert und innerhalb von 24 Stunden beantwortet. Ergänzend gibt es eine fachkundige Person, die im Notfall rund um die Uhr verfügbar ist, um in kritischen Situationen sofort reagieren zu können.
Wichtig zu erwähnen ist, dass all unsere Berater:innen ehrenamtlich arbeiten und erfahrene, diplomierte Fachkräfte aus den Bereichen Psychologie, Sozialpädagogik und Soziale Arbeit mit Zusatzausbildungen sind.
Diese Kombination aus fachlicher Expertise und dem selbstlosen Einsatz unserer Ehrenamtlichen ermöglicht es uns, ein hohes Maß an qualitativer Beratung anzubieten.
Die Vision von Claudine Krause, einen Raum für offene und ehrliche Kommunikation ohne Angst vor Stigmatisierung zu schaffen, hat sich somit zu einem lebenswichtigen Angebot entwickelt. Die JugendNotmail bietet nicht nur eine Anlaufstelle für junge Menschen in Krisensituationen, sondern fördert auch das Bewusstsein und die Prävention zu Themen, die in der Gesellschaft oft noch immer tabuisiert sind.
Die Prävention und Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen ist ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit bei der JugendNotmail. Ein wesentliches Instrument unserer Präventionsstrategie ist die Nutzung sozialer Medien wie TikTok und Instagram, um eine breite Öffentlichkeit zu erreichen.
Wir legen großen Wert darauf, Themen rund um die psychische Gesundheit öffentlich und zugänglich zu diskutieren. So haben wir beispielsweise in Kooperation mit der DBK, einer Suchtklinik für Jugendliche, eine Themenwoche auf Instagram durchgeführt. Ziel war es, der Stigmatisierung von Sucht im Jugendalter entgegenzuwirken. Durch die fachliche Unterstützung der Expert:innen der Suchtklinik konnten wir unserer Community qualitativ hochwertige und informative Inhalte bieten. Gemeinsam haben wir Vorurteile reflektiert. In einer abschließenden Fragerunde beantworteten Jugendliche mit Suchterfahrung anonym Fragen aus der Community. Dadurch konnten wir unserer Community einen noch tieferen Einblick und eine direktere Interaktion mit den von Sucht Betroffenen ermöglichen.
Im Mai planen wir eine weitere Themenwoche rund um den Welt-Schizophrenie-Tag. Unser Ziel ist es, Betroffenen eine Plattform zu bieten und gemeinsam mit ihnen Beiträge zu erstellen. Dies soll dazu beitragen, Vorurteilen und der Stigmatisierung dieser psychischen Erkrankung entgegenzuwirken.
Wir sind überzeugt, dass es wichtig ist, in einer Gesellschaft, die in vielen Bereichen über psychische Erkrankungen aufgeklärt erscheint, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass es immer noch Erkrankungen gibt, über die nicht gesprochen wird – oft, weil die Symptome der Betroffenen als “zu unangenehm” empfunden werden.
Zusätzlich ist im September eine Kampagne zum Weltsuizidtag geplant. Mit dieser Kampagne möchten wir das Schweigen über Suizidgedanken im Jugendalter brechen und für einen sensiblen Umgang mit Betroffenen sensibilisieren. Unsere Präventionsarbeit zielt darauf ab, ein breites Bewusstsein für die Wichtigkeit mentaler Gesundheit zu schaffen und gleichzeitig konkretes Wissen und Strategien für den Umgang mit psychischen Erkrankungen zu vermitteln.
Durch diese vielfältigen Ansätze in der Präventionsarbeit streben wir an, ein unterstützendes Umfeld zu schaffen, das junge Menschen ermutigt, offen über ihre Probleme zu sprechen und frühzeitig Hilfe zu suchen.
Die häufigsten Fragen von Kindern und Jugendlichen in unserer Beratung drehen sich oft um das Thema Familie, das an erster Stelle steht. Dabei suchen die Ratsuchenden häufig Unterstützung bei familiären Konflikten oder Schwierigkeiten im familiären Umfeld. An zweiter Stelle stehen Fragen zu Depressionen und Ängsten, bei denen die Betroffenen häufig nach Bewältigungsstrategien und Unterstützung suchen. An dritter Stelle steht das Thema Suizidalität mit Fragen zur Krisenbewältigung, Hilfesuche und zum Umgang mit Suizidgedanken.
Die Beratung der JugendNotmail ist sowohl über unsere App, die in den App Stores unter dem Namen "Junoma" zu finden ist, als auch über unsere Website www.Jugendnotmail.de erreichbar. Ratsuchende haben somit die Möglichkeit, uns entweder über die App oder über die Website zu kontaktieren und Unterstützung zu erhalten.
Mein Name ist Kristin Pomowski, ich bin studierte Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin und habe bereits bei meinem Berufseinstieg 2005 mit Familien zusammengearbeitet, in denen psychische Erkrankung eine Rolle spielten. In der Sozialpädagogischen Familienhilfe habe ich Eltern mit psychischen Erkrankungen begleitet und mit ihnen auf die Situation ihrer Kinder geschaut.
Fast alle Kolleginnen in unserer Landesfachstelle haben in ihrem beruflichen Alltag mit der Thematik Berührung gehabt. Da wir alle aus unterschiedlichen Berufskontexten kommen, bringen wir unsere spezifische Erfahrungen mit den jeweiligen Versorgungs- und Unterstützungssystemen in unsere Arbeit ein.
Quelle: Privat
Die Landesfachstelle KipsFam wurde Anfang 2023 vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Sport MV initiiert. Sie ist beim Landesverband Sozialpsychiatrie MV e.V. angesiedelt und wird mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds ESF+ gefördert (vorerst bis Dezember 2025, mit Option auf Verlängerung bis Ende 2028).
Wir wissen, dass Kinder und Jugendliche aus psychisch und/oder suchtbelasteten mit spezifischen Herausforderungen konfrontiert sind und daher ein vielfach erhöhtes Risiko haben, selbst psychisch zu erkranken. Allerdings sind sie oft sehr angepasst, still und kaum sichtbar – psychische Erkrankungen sind nach wie vor mit einem großen Stigma belastet. Die Familien nehmen kaum Hilfen in Anspruch und sind daher für die Versorgungs- und Unterstützungssysteme schwer erreichbar. Die betroffenen Familien dürfen aber nicht allein gelassen werden.
2019 haben wir in einer Bestandsaufnahme festgestellt, dass es in MV an wohnortnahen, altersgerechten, niedrigschwelligen und digitalen Anlaufstellen für Kinder aus psychisch und/oder suchtbelas-teten Familien mangelt. Besonders auf dem Land. Die Wege sind lang und die Verfahren starr, wofür die Kraft der Familien oft nicht ausreicht. Jetzt wollen wir unterschiedliche Akteur*innen zusammenbringen und gemeinsam neue Ansätze entwickeln. Unser Ziel ist es, langfristig in allen acht Gebietskörperschaften familienorientierte und leicht zugängliche Angebote zu haben und so die Versorgung der betroffenen Kinder und Jugendlichen in MV nachhaltig zu verbessern.
Eine Sucht ist eine psychische Erkrankung und kann verschiedene Gesichter haben. Manche Menschen trinken zu viel Alkohol oder nehmen andere Drogen zu sich. Andere leiden an Essstörungen (Bulimie, Magersucht etc.) oder Spielsucht. Daher ist es auch unterschiedlich, wie die Eltern sich verhalten und woran man ihre Sucht erkennen kann. Nicht immer ist es offensichtlich, weil der Atem beim Gute Nacht-Kuss nach Alkohol riecht oder überall Schnapsflaschen rumliegen.
Wichtig ist: Wenn Kinder vermuten, dass ihre Eltern süchtig sind und Hilfe benötigen, sollten sie sich jemandem anvertrauen. Es ist nicht ihre Aufgabe, für das Wohlergehen der Eltern zu sorgen. Andere Erwachsene, die von einer möglichen Sucht oder psychischen Erkrankung in der Familie wissen, können weitere Unterstützung holen. Und den Kindern zeigen: Es ist nicht ihre Schuld, wenn es Mama oder Papa im Moment nicht gut geht – es gibt Fachpersonen, die helfen können.
Auf unserer Homepage www.blickauf-kipsfam.de geben wir u.a. Tipps, an wen Kinder, Jugendliche und Eltern sich wenden können, um Beratung und Hilfe zu erhalten. Wir zeigen auch, wie sie wieder etwas mehr Normalität in ihren Alltag holen können.
Die Landesfachstelle ist keine klassische Beratungsstelle für betroffene Familien, sondern Vernetzerin und Beraterin in der Region. Wir möchten Akteur*innen im Bundesland begleiten, zusammenbringen und so neue Unterstützungsangebote fördern. Oft fehlt es Fachkräften an Hintergrundwissen über Beantragung- und spezifischen Unterstützungsmöglichkeiten – dabei möchten wir zur Seite stehen.
Das Thema KipsFam ist ein Schnittstellenthema, es ist also notwendig, Akteur*innen aus verschiedenen Sektoren (Gesundheitswesen, Bildung, Freizeit, Kinder- und Jugendhilfe, Eingliederungshilfe etc.) an einen Tisch zu bringen. Die Landesfachstelle selbst ist auch intersektoral aufgebaut: Die Fachaufsicht ist an das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Sport MV gekoppelt und dort an zwei ver-schiedenen Referaten angesiedelt (Psychiatrie, Maßregelvollzug, Sucht und Prävention & Jugendhilfe, Jugendarbeit, Kinder und Jugendschutz). Durch die unterschiedlichen Professionen vereinen wir die Perspektiven der Sozialpsychiatrie, der Kinder- und Jugendhilfe, Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Gesundheitsförderung und Prävention. Zudem gibt es weitere enge Kooperationspartner*innen auf Landesebene, zu denen ein enger Austausch besteht: Das GKV Bündnis für Gesundheit MV, die Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen MV (LAKOST MV), die Unimedizin Rostock und Schabernack (Zentrum für Praxis und Theorie der Jugendhilfe e.V.). Aktuell werden in allen Landkreisen und kreisfreien Städten regionale Anlauf- und Unterstützungsstel-len gegründet – KipsFam Regio. Ihre Aufgabe ist es, Angebote vor Ort zu koordinieren und voranzubringen, das Thema sichtbar zu machen, sich zu vernetzen und für Familien ansprechbar zu sein.
Psychische Erkrankungen können jede*n treffen. Mit einer breit angelegten Öffentlichkeitsarbeit möchten wir das Stigma „psychisch krank“ abbauen. Mit verschiedenen Formaten wie Homepage, Social Media, Veranstaltungen, Newsletter usw. klären wir über Hintergründe und Hilfsangebote auf. Dabei möchten wir auch dafür sensibilisieren, im Falle einer psychischen Erkrankung die Kinder mitzudenken. Wenn Erwachsene beispielsweise wegen einer Depression in Therapie gehen oder in einer Klinik behandelt werden, sollte immer geprüft werden – Ist die Patientin Mutter? Hat der Patient Kinder? Sind sie versorgt? Das ist unser größtes Anliegen: Wir möchten diese Kinder und ihre Bedarfe sichtbar machen. Dazu zählt auch Früherkennung: Es muss sichergestellt sein, dass Belastungen in der Familie früh gesehen werden – sei es durch die Kinderärztin bei der U-Vorsorgeuntersuchung, den Trainer*innen im Fußballverein oder die Lehrkraft an der Schule. Das können wir nur erreichen, wenn alle Systeme aus den unterschiedlichen Lebensbereichen der Kinder und Jugendlichen und Familien zusammenarbei-ten: Verwaltung, klinische Versorgung, Kinder- und Jugendhilfe, frühkindliche und schulische Bildung, Prävention und Gesundheitsförderung, Beratung und Therapie, Arbeit etc. – alle Institutionen sollen ihre Unterstützungsleistungen familienorientiert konzipieren und nicht nur die Einzelperson, sondern die gesamte Familie sehen. Daher wollen wir Fachkräfte aus unterschiedlichen Sektoren weiterbilden.
Eine psychische Erkrankung oder Suchterkrankung der Eltern belastet das gesamte Familiensystem, insbesondere die Kinder. Sie müssen in jungen Jahren elterliche Aufgaben übernehmen und sind oft seelisch überfordert. Wenn Eltern in psychischen Ausnahmezuständen und Krisen stecken, können sie die Bedürfnisse ihrer Kinder nicht immer sehen. Die Kinder und Jugendlichen machen sich häufig Sorgen um ihre Eltern, fühlen sich schuldig oder schämen sich dafür, dass ihre Eltern so anders oder seltsam sind. Das führt zu Tabuisierung, Isolation, Überforderung und Stress.
Für Außenstehende ist diese Belastung oft nur schwer zu erkennen. Viele betroffene Kinder isolieren sich und vernachlässigen mehr und mehr ihre sozialen Kontakte. Besonders, wenn sie sich zuhause auch um jüngere Geschwister kümmern müssen, wirken die Kinder plötzlich müde oder unzuverlässig, die Leistungen in der Schule fallen ab. Auch sehr auffallendes, eventuell aggressives Verhalten können erste Anzeichen sein.
Am einfachsten geht das über unsere Homepage: www.blickauf-kipsfam.de
Hier finden Hilfesuchende auch spezielle Angebote aus den einzelnen Region in MV. Wir vermitteln auch gerne zu Fachkräften, die sich vor Ort bereits mit dem Thema beschäftigen.
Einfach eine E-Mail schreiben – wir sind bemüht, so schnell wie möglich zu antworten und je nach An-liegen Informationen, Kontakte o. ä. zu vermitteln. Aktuelle Infos zu unserer Arbeit und zum Thema gibt es auch auf unserem Instagram-Account @blickauf_kipsfam und über unseren Fachnewsletter BlickPost: https://www.blickauf-kipsfam.de/newsletter
Lassen Sie uns in diesem Blogartikel einen Blick auf das sensible Thema in unserem Bundesland werfen. Was macht eine FASD Beratungsstelle eigentlich? Was sind die Aufgaben bzw. Arbeitsschwerpunkte? Wie werden Betroffene bzw. Angehörige unterstützt, die Hilfe suchen? Wie wichtig ist Aufklärung?
Diese und noch weitere Fragen beantwortet Cornelia Kirsten von der FASD Beratung für Rostock & M-V.
Vielen Dank, dass ich die Beratungsstelle und mich hier vorstellen darf. Ich habe viele Jahre lang an der Uni Rostock ein Lektorat am Sprachenzentrum der Universität Rostock geleitet und Fremdsprachen unterrichtet. Da ich aber seit vielen Jahren Pflegemutter bin, darüber sehr viel Kontakt zum Thema FASD hatte, habe ich im vergangenen Jahr den Sprung gewagt. Mein eigenes Pflegkind hat FASD und die schlechte Versorgungslage für Menschen mit dieser Behinderung bewegt mich seit Jahren. So kamen die Rostocker Stadtmission e.V. und ich als Diplom-Pädagogin und FASD-Fachkraft zusammen und eröffneten im Oktober 2022 gemeinsam die Beratungsstelle für Rostock und das gesamte Bundesland. Ich bin Projektkoordinatorin und FASD-Fachberaterin und sehr glücklich in dieser neuen Tätigkeit.
Die Beratungsstelle wurde am 01.10.2022 eröffnet und zwar nur einen Tag nach Zusage der Förderung durch die Aktion Mensch. Dort hatten wir unser Konzept eingereicht und werden für mind. 4 Jahre durch die Aktion Mensch mitfinanziert. Unsere Beratungsstelle hat sich ihrem Namen entsprechend vor allem Beratung auf die Fahnen geschrieben. Zu uns kommen Menschen mit FASD (und FASD-Verdacht), Familien alles Art mit Kindern mit FASD sowie Fachleute, vorrangig aus pädagogischen und therapeutischen Bereichen, die mit Kindern und Jugendlichen mit dieser Erkrankung bzw. Behinderung arbeiten.
Dazu machen wir Präventionsveranstaltungen in Schulen, Vorträge bei diversen Interessierten und Öffentlichkeitsarbeit in Bezug auf FASD. Wir unterstützen Veranstaltungen, die direkt für Menschen mit FASD angeboten werden und bieten Fortbildungsmöglichkeiten für Fachkräfte.
Im Präventionsbereich sind wir so wichtig, weil das vermeintliche Allgemeinwissen darüber, dass Alkohol in der Schwangerschaft schädlich für das ungeborene Kind sein kann, nicht wirklich gut verankert ist. Angesichts von 58% der deutschen Schwangeren, die Alkohol konsumieren und 44% der Deutschen, die nicht wissen, dass vorgeburtlich konsumierter Alkohol das Kind nahhaltig schädigen kann, ist Aufklärung für uns wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit.
In der Beratung ist das Zuhören das A und O, denn die Ratsuchenden hatten bisher keine fachlich kompetenten Ansprechpartner*innen in MV, die verstehen, wie das Leben mit FASD sich für alle Beteiligten anfühlt. Wir besprechen oft das Helfendennetzwerk und die Möglichkeiten, Unterstützungsangebote anzuzapfen, erklären die Behinderung und ihre Auswirkungen, intervenieren in Krisen z.B. mit Schule oder Arbeitgeber*innen, vermitteln Kontakte zu Diagnostikstellen, beraten bei Hilfeplan- und Teilhabegesprächen usw. Besonders wesentlich ist die Entlastung der Angehörigen, mit denen wir immer wieder schauen, wo dieser Angebote zu finden sind.
Alkoholkonsum in der Schwangerschaft kann zu fetalen Alkoholschäden führen und das Risiko wird aktuell noch sogar von Fachleuten massiv unterschätzt. Entscheidend ist, dass FASD absolut KEIN ausschließliches Problem suchterkrankter Frauen ist. Alle Frauen, die nicht ab Planung der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit bewusst abstinent sind, sind Risikogruppe. Bereits klein(st)e Mengen an Alkohol können das Ungeborene nachhaltig schädigen und dies von Beginn der Schwangerschaft an!
Wir sprechen mit Medien, wir gehen zu diversen Fachtagen, halten Vorträge – idealerweise in der Mitte der Gesellschaft, denn die FASD entsteht genau dort. Die hirnorganischen Schädigungen sind nicht sichtbar, zeigen sich oft nur in auffälligen Verhaltensweisen und darüber klären wir ebenso auf wie über die Entstehung der Behinderung.
Besonders wichtig sind uns Schulprojekte und Präventionsveranstaltungen, um die künftigen Generationen über die Risiken aufzuklären und für Vermeidung von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft zu sensibilisieren. Es macht unglaublich viel Spaß, mit den jungen Menschen zu arbeiten, die Fragen und Diskussionen sind immer spannend. Wichtig ist die Nachhaltigkeit und Wiederholung unserer Botschaften, es geht um individuelle und gesamtgesellschaftliche Verantwortungsübernahme.
Grundsätzlich gilt FASD als unsichtbare Behinderung, da der Hirnschaden nicht äußerlich erkennbar ist. Unter der Überschrift FASD gibt es drei Diagnosen:
Die Auswirkungen sind sehr unterschiedlich. Wir sprechen von einer Spektrumstörung mit 428 möglichen Symptomen, die individuell ausgeprägt sind. Säuglinge fallen oft durch Schluck- und Trinkschwierigkeiten und starke Regulationsstörungen sowie eingeschränkte Motorik auf. Laufen Kinder in der Kita oft noch mit, treten massive Schwierigkeiten häufig im Schulalter auf. Anforderungen sind trotz beispielsweise durchschnittlichem IQ oft zu hoch, da die sogenannten Exekutivfunktionen beeinträchtigt sind – also Handlungsplanung, Motivation, vorausschauendes Denken, Inhibition, geistige Flexibilität usw.
Menschen mit FASD verarbeiten Informationen oft stark verlangsamt und leiden nicht selten unter demenzähnlichem Vergessen. Häufig kommen ADHS, Autismus, Lese-Rechtschreibschwäche, Matheschwäche (Diskalkulie) und andere Diagnosen dazu, sind aber eigentlich Symptome von FASD.
Je älter die Menschen mit FASD werden, desto schwerer wird die Alltagsbewältigung, da Verselbständigung erwartet wird. Diese ist mit vielen Ausprägungen der Behinderung nicht möglich. 80% der Betroffenen sind als Erwachsene in einigen oder allen Lebensbereichen auf Betreuung und Unterstützung angewiesen und dies IQ-unabhängig! FASD ist nicht heilbar.
Therapien können FASD nicht verändern, aber die Auswirkungen des Störungsbildes minimieren. Auch hier gilt: Kennst du Einen, kennst du Einen! Es muss immer auf die individuelle Ausprägung von FASD beim Menschen geschaut werden, um geeignete Therapien zu finden.
In jungen Jahren profitieren Menschen mit FASD oft von heilpädagogischer Frühförderung, Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie. Ergotherapie und körperbasierte, sinnesorientierte Psychotherapien greifen oft auch gut im Erwachsenenalter. Tiergestützte, naturtherapeutische Angebote können ebenfalls sehr hilfreich sein. Sport und die freie Natur wirken auch bei Menschen mit FASD unterstützend. Bei den Therapien geht es oft es um das Trainieren der Bedürfnis- und Grenzwahrnehmung, das Verstehen von Emotionen und Gefühlen.
Traumatherapie ist schwierig bei FASD, zumindest wenn sie stark kognitiv angelegt ist. Durch das demenzähnliche Vergessen und die stark eigeschränkte Sprachrezeption, also das gestörte Verstehen von Gesprächen und Zusammenhängen beispielsweise gibt es keine Fortschritte und macht ggf. die Lage für Einzelne noch schlimmer. Auch kognitiv angelegte Psychotherapien sind teilweise kritisch zu bewerten.
Im Erwachsenenalter empfiehlt sich Soziotherapie, aber davon gibt es deutlich zu wenig Angebote. Auch andere Therapieformen können hilfreich sein, diese sind aber teils selbst zu bezahlen.
Wichtig ist: auch medikamentöse Therapien haben ihre Berechtigung und können – gut überwacht und mit viel Aufklärung – den Leidensdruck beim Menschen mit FASD senken.
Zuerst einmal kommt besonders im Erwachsenenbereich die Frage, wo die Diagnostik machbar ist und die Antwort ist: es ist sehr schwer und gibt kaum Stellen. Die Frage kommt auch im Kinder- und Jugendbereich, da profitieren wir in MV von der Rostocker Kinder- und Jugendpsychiatrie, die eine FASD Spezialsprechstunde anbietet. Aber auch andere MVZs und SPZs diagnostizieren in unserem Bundesland, wobei die Qualität unterschiedlich ist.
Die Menschen kommen tatsächlich aber weniger mit Fragen zu mir, als häufiger mit komplexen Problemlagen. Grundlage dieser Probleme ist (fast) immer mangelndes Wissen, Verständnis und wenig Bereitschaft in der Umwelt, sich mit dem Störungsbild FASD auseinanderzusetzen. Man lastet das auffällige Verhalten dem Kind, Jugendlichen oder Erwachsenen an nach dem Motto: „Du bist faul, verweigerst dich, ignorierst, provozierst, störst usw. Du willst dir keine Mühe geben.“
Tatsächlich ist es aber kein Nicht-Wollen, sondern ein hirnorganisch bedingtes „Nicht-Können“, welches nur falsch interpretiert werden kann, wenn Kita, Schule, Ärzteschaft, Arbeitsplätze, Nachbar*innen, Freund*innen … die gesamte Gesellschaft nicht endlich FASD verstehen lernt.
Menschen mit FASD WOLLEN dazu gehören, sie wollen sich anpassen und gemocht werden, sie sind einfach Menschen! Leider macht die Behinderung dies oft schwierig, wenn das Umfeld nicht aufgeklärt ist. Die Gesellschaft muss sich anpassen, die Schule, die Arbeit. Denn Menschen mit FASD können diese Anpassungsleistung bei allem Wollen nicht vollbringen.
Wir sind auf vielfältigem Wege erreichbar. Die Rostocker Stadtmission e.V. als Träger der Beratungsstelle hat eine Website eingerichtet mit den wesentlichen Informationen: https://rostocker-stadtmission.de/fasd-beratungsstelle-m-v Wir beraten vor Ort, telefonisch und per Email sowie Videokonferenz.
Auch bei Social Media sind wir vertreten: www.facebook.com/FASDBeratungsstelleHROundMV oder www.instagram.com/fasd_beratungsstelle_mv/ Am schnellsten nehmen Sie über die Telefonnummer 0151 22420953 mit uns Kontakt auf oder per fasd@rostocker-stadtmission.de
Wir freuen uns, von Ihnen zu hören, sollten Sie Interesse an der Arbeit haben, Fortbildungswünsche oder Beratungsanliegen haben!
Hallo, mein Name ist Mark Seifert und ich wohne mit meiner Frau und unseren fünf Kindern in der schönen Vier – Tore – Stadt. Nach meiner 15-jährigen Arbeit in Kitabereich und einem berufsbegleitenden Studium der Sozial Arbeit am IFW Neubrandenburg, bin ich 2021 über ein Familiencoaching Projekt zur ISBW gGmbH gestoßen. Nach knapp zwei Jahren Projektarbeit bin ich nun seit Januar 2023 für den Bereich der Familienbildung in Neubrandenburg zuständig. Zu meinen Aufgaben gehört neben der aktiven Arbeit mit den Familien auch die Arbeit in Netzwerken und Gremien. So kam es, dass ich seit Anfang des Jahres Teil des Netz-werkes „Familienwelten Neubrandenburg“ bin.
Mark Seifert, Koordinator Familienwelten Neubrandenburg (ISBW gGmbH)
Ich glaube, um diese Frage zu beantworten, muss ich ein wenig weiter ausholen. Das Netzwerk „Familienwelten Neubrandenburg“ gibt es unter verschiedenen Namen und in vielfältiger Form schon viele viele Jahre in unserer schönen Stadt. Das Ziel war es immer bzw. ist es, die vielseitigen Angebote der Familienbildung in der Öffentlichkeit bekannter zu machen und damit dichter an die Familien heranzubringen. Um die in der Stadt vorhandenen Angebote aufeinander abzustimmen und stetig weiterzuentwickeln, arbeiten die unterschiedlichsten Einrichtungen und Träger gemeinsam im Netzwerk zusammen. Als Netzwerkkoordinator habe ich ein offenes Ohr für die Ideen und Sorgen der Netzwerkmitglieder, ich organisiere und leite die regelmäßigen Netzwerktreffen und koche hierfür manchmal auch Kaffee ;).
Am meisten Spaß macht mir der Austausch mit den anderen Netzwerkmitgliedern und die gemeinsame Suche nach neuen Ideen und Angeboten für die Neubrandenburger Familien.
Es gibt immer noch sehr viele Familien in unserer Stadt die die tollen Angebote im Bereich der Familienbildung noch nicht kennen oder nutzen. Um dies zu ändern, veranstaltet das Netzwerk einmal im Jahr die Neubrandenburger Familienwochen, bei denen die Angebote noch stärker beworben und bekannt gemacht werden. In diesem Jahr beginnen wir am 16.06. von 14:00 – 17:00 Uhr im Lindetal Center in der Oststadt mit der Auftaktveranstaltung, bei der sich alle Netzwerkpartner*innen präsentieren. In folgenden zwei Wochen, bis zum 02.07., haben wir dann täglich ein spannendes Angebot für sie geplant. Schauen Sie gerne auf unseren Flyer oder in unser digitales Programmheft.
Alle Angebote der Familienwochen können kostenfrei genutzt werden und neben der offen Familienberatung am 19. und 26.06 zu allen Themen rund um Familie, erwartet die Familien ein abwechslungsreicher Mix aus Angeboten zu den Themen Finanzen und Medien, sowie ein Elternfrühstück, Bastel- und Spielnachmittage und ein Angebot für Großeltern mit ihren Enkelkindern.
Aktive Netzwerkmitglieder sind derzeit, der CARIbuni Familientreff desPolylux e. V., die Fachstelle Mehr-sprachigkeit MV des RAA – Demokratie und Bildung Mecklenburg-Vorpommern e. V., derFamilienhafen Neubrandenburg der ISBW gGmb, das Familienzentrum Nord der Bürgerinitiative „Leben am Reitbahnweg“ e.V., das GinA (Gesund in Arbeit) – Projekt für Chancengleichheit des Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd, das Haus der Familie des AWO Kreisverband Neubrandenburg-Ostvorpommern e.V., dasMEDIATOP Neubrandenburg, das Netzwerk 60Plus des Arbeiter-Samariter-Bund RV MSE, die Regionalbibliothek Neubrandenburg, die rosalila Beratung & Bildung gemeinnützige UG , die Schulsozialarbeit der Stadt Neubrandenburg und die Vier-Tore-Stadt Neubrandenburg
An alle interessierten Träger und Vereine, wir freuen uns immer über aktive Unterstützung bei der Umsetzung unserer Vorhaben, für die Familien in unserer schönen Stadt Neubrandenburg. Melden sie sich gerne bei mir unter 0170 – 36 36 665.
Corona hat sie bei der Eröffnung ziemlich ausgebremst, aber im März 2022 konnte es dann endlich voll los gehen. Mittlerweile setzt sich Christiane Thederan mit 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dafür ein, dass Familien mit besonderen Kindern fachgerechte Unterstützung bekommen. In Mirow entstand ein Inklusionshotel zum Kurzzeitwohnen für betroffene Familien sowie eine Beratungsstelle. Darüber hinaus bietet Querleben ambulante Kinderintensivpflege in 1:1-Betreuung an, auch über die Grenzen von Mecklenburg-Vorpommern hinaus.
Das Inklusionshotel verfügt neben den regulären Zimmern zusätzlich über zwei Zimmer, die eine intensiv-medizinische Versorgung von chronisch kranken oder behinderten Kindern ermöglichen. So können auch Familien mit besonderen Herausforderungen in Mecklenburg-Vorpommern Luft holen und neue Energie tanken. Zusätzlich gibt es einen „Snoozle-Raum“, in dem Kinder spielen, abschalten oder auch mal gemütlich mit ihrer Familie kuscheln können. In der großen Gemeinschaftsküche mit einem gemeinsamen Wohnzimmer treffen sich die Familien und können sich austauschen. Ein weiteres Highlight ist der ganz eigene Kinosaal im Keller, in roten Schwingsesseln können Kinder mit ihren Familien Filme schauen und zusammen lachen. "Wir wollten einen Ort schaffen, der Familien eine schöne Auszeit aber eben auch Begegnung mit anderen betroffenen Familien ermöglicht.", so Christiane Thederan.
Querleben finanziert sich vor allem über Spendengelder, die Finanzierung durch Pflegekassen und Sozialämter sei oft nicht ausreichend. Thederan hatte in ihrer Master-Arbeit die Versorgungsstruktur in MV untersucht und dabei festgestellt, dass es in MV die höchste Fallquote bundesweit an Familien mit beeinträchtigen Kindern gibt, dem gegenüber jedoch die schlechteste Versorgung steht. Damit die Bedarfe der Familien korrekt abgebildet werden können, braucht es einen einheitlichen Entgeltsatz. Das ist aktuell noch nicht der Fall und so leistet Querleben momentan mehr, als es von den Pflegekassen und Sozialämtern bezahlt bekommt. Ein Problem, was auch andere Sozialinstitutionen haben, aber bei den kleinen Einzelkämpfern falle es eben deutlich schwerer ins Gewicht, so die Gründerin von Querleben.
Betroffene Familien stehen dem Behörden-Dschungel oft völlig hilflos und überfordert gegenüber, nicht selten arbeitet das Querleben-Team mit Rechtsanwälten zusammen, um Ansprüche für die Familien bei den Behörden durchzusetzen. Das ist mühsam, aber wichtig, um die notwendige Unterstützung zu bekommen. Denn "keine Familie sollte das Gefühl der Ohnmacht haben", so Christine Thederan. Wenn man ein Kind mit Beeinträchtigung hat, sind die Sorgen oft schon groß genug, kommt dann noch die Auseinandersetzung mit Behörden um Gelder dazu, wird es für die Familien oft noch schwerer. Hier versucht Querleben mit ihrem Team zu helfen, eben auch mit fachlicher Beratung.
Wenn Christiane Thederan sich etwas wünschen könnte, so wäre das ein behindertengerechtes Auto für die Einrichtung sowie eben der einheitliche Entgeltsatz. Mittlerweile hat das Querleben-Team schon viele Familien begleitet. Die Fotos der Kinder erzählen von vielen Geschichten, glücklichen Momenten und viel Dankbarkeit, für das, was das Querleben-Team täglich leistet.
Das Querleben-Team freut sich über Geld- und Sachspenden. Auch Patenschaften sind sehr willkommen. Erfahren Sie HIER mehr über die Angebote von QUERLEBEN in Mirow.
Meine Aufgabe ist es für Eltern ab der Schwangerschaft und Familien mit Kindern bis drei Jahre niedrigschwellige Zugänge zu präventiven Angeboten zu schaffen, um besonders Familien in herausfordernden Situationen unkompliziert zu unterstützen. Diese Unterstützung geschieht in Form von Beratungsgesprächen, Weitervermittlung in Angeboten oder dem Kontaktknüpfen mit anderen Fachkräften der Frühen Hilfen. Mein Aufgabengebiet beschränkt sich hierbei auf den Sozialraum Grimmen. Man muss als Sozialraumkoordinator Frühe Hilfen demzufolge wissen was es im Sozialraum für Unterstützungsangebote und wo es noch Bedarf gibt. Ich bekomme viele Anfragen und Anrufe, z. B. Wo finde ich das und das Angebot? Gibt es nicht noch einen Kurs zu dem und dem Thema? Oder, ich habe diese oder jene Problemlage… wo kann ich mir Unterstützung holen?
Neben der Netzwerkarbeit steht nun vor allem die sogenannte Lotsenfunktion der Sozialraumkoordinatoren im Vordergrund. Wir sind Ansprechpartner*innen für Schwangere und Eltern. Wir suchen und finden Unterstützungsangebote oder geben auch einfach nur entsprechende Informationen weiter – viele Sachverhalte können jetzt durch die Lotsenfunktion ganz unbürokratisch und präventiv geklärt werden, wodurch niedrigschwellige und kostenfreie Zugänge geschaffen werden.
Der Job bringt es ja mit sich, dass man Menschen begegnet, mit Ihnen kommuniziert und Ihnen bei Ihrem Anliegen unter die Arme greift. Die Dankbarkeit die man erfährt ist sehr wertvoll. Die Arbeit ist sehr facettenreich und jede Beratung ist unterschiedlich. Zum Bespiel hatten wir im Monat Mai 2022 ca. 1.300 Besucher*innen im SOS-Familienzentrum Grimmen. Die Leute nutzen das Familienzentrum als Ort der Begegnung wo verschiedene Angebote aus der Kinder und Jugendhilfe zentralisiert sind. Es macht Sinn, dass die Frühen Hilfen in einem Familienzentrum angesiedelt sind, da sich viele Unterstützungspotentiale und Schnittstellen der Kinder- und Jugendhilfe unter einem Dach befinden. Wir haben hier täglich viele Fachkräfte aus den Bereichen der Gesundheitsfürsorge z. B. Physiotherapeuten oder Hebammen, die uns beständig mit ihrer Expertise weiterhelfen.
Im Bereich der Frühen Hilfen ist es die Beratung von Eltern in den alltäglichen Herausforderung der Familie sowie anschließend die Weiterleitung in passgenaue Unterstützungssysteme. Derzeit spielt auch die Flüchtlingswelle eine wichtige Rolle. Die Ukraine Krise, wo Mütter mit vielen kleinen Kindern bei uns im Familienzentrum aufgefangen werden und versucht wird, diese gleich gut zu integrieren z. B. in Kita, Schule, Vereine etc. Die Regelangebote der Frühen Hilfen laufen wöchentlich weiter. So wie der Kinderwagentreff. Hier gibt es an vier verschiedenen Standorten (Grimmen, Barth, Ribnitz-Damgarten und Bergen auf Rügen) wöchentlich neuen Input von unseren Hebammen und den pädagogischen Fachkräften. Der Kinderwagentreff ist wie ein Austauschtreffen, wo auch schwerpunktmäßig verschiedene Themen integriert werden können, wie z. B. Ernährungs- oder Tragetuchberatung.
Es ist wichtig, immer ein Ohr an den Eltern zu haben oder auch mal einen Elternstammtisch durchzuführen, um den aktuellen Zeitgeist zu treffen. Ich bin kein Freund von Schreibtischkonzepten sondern bin stets daran Interessiert, was die Eltern so beschäftigt. Ich höre zu was gebraucht wird und welche Angebote erweitert oder neu initiiert werden müssen. Daraus entstand u. a. die Idee auch mal abends ein Angebot anzubieten, für ältere Kinder, in Form eines neuen Projektes „Stulle mit Brot“. Meine Kollegin Frau Andrea Dömer, welche auch viele andere Angebote der Frühen Hilfen bei uns im Haus durchführt, und ich treffen uns dann mit den Familien zum Abendbrot am gedeckten Tisch und hören zu!
Gesundheitsthemen bzw. –probleme sind bei den Familien sehr gefragt. Der Kinderwagentreff (läuft noch bis 31.12.2023) kommt sehr gut an und deckt viele Themen in diesem Bereich ab. Die Familien haben auch oft multiple Problemlagen, so dass gar nicht gesagt werden kann welche Sachverhalte gehäuft auftreten. Wir arbeiten mit Hebammen, Physiotherapeuten, Logopäden, Kinderkrankenschwestern, Kinder- und Jugendpsychotherapeuten usw. zusammen, um den Familien bestmöglich zu helfen.
Andere Bedarfe an sich nicht. Bestimmte Problemlagen wurden jetzt bewusster bzw. intensiver wahrge-nommen. Wir mussten kreative Wege gehen in der Corona Zeit, um die Kontakte zu halten und zumindest einen kleinen Austausch untereinander zu gewährleisten. Wir haben dann so was wie „Walk and Talk“ ge-macht, wo sich Mütter und Väter anmelden konnten und wir dann spazieren gegangen sind und „Draußen beraten“ haben. Ein weiteres Angebot, was wir gut digital umsetzen konnten, was das Kochen für Babys. Es wurden einfache Gerichte gekocht und dabei gefilmt und anschließend das Rezept und das Video online gestellt. Das wurde insgesamt von den Familien sehr angenommen. Ca. 10 Videos wurden in diesem Format produziert.
Dieses Jahr hat das Familienzentrum mehr Geld von der Bundesstiftung Frühe Hilfen durch das Corona Aufholprogramm erhalten. Wir konnten dadurch ein weiteres Bewegungsangebot initiieren und durchführen. „Sport für die Lütten“ findet wöchentlich am Donnerstag von 15:30 Uhr-16:30 Uhr im Sportraum des SOS-Familienzentrum Grimmen statt.
Ich hoffe sehr, dass die konkreten Angebote der Frühen Hilfen in die Regelversorgung und damit auch in die Finanzierung mit reingenommen werden. Ich wünsche mir, dass wir noch stärker in den Köpfen der Kooperationspartner*innen aber auch in denen der Eltern verankert werden und dass sich noch mehr dem Thema Niedrigschwelligkeit gewidmet wird.
Vielen Dank für das Gespräch!
Lesen Sie hier gern das ausführliche Interview zwischen der FamilienInfo MV und Hannes Masloboy vom SOS Familienzentrum Grimmen!
Hintergrundinformation:
Im Landkreis Vorpommern-Rügen gibt es insgesamt fünf Sozialraumkoordinator*innen: Grimmen und Barth (SOS-Kinderdorf Vorpommern), Ribnitz-Damgarten (JAM GmbH), Rügen (KJFH) und Stralsund (VSP).
Die Frühen Hilfen in Mecklenburg-Vorpommern umfassen verschiedene Unterstützungsangebote. Diese werden in Netzwerken Frühe Hilfen koordiniert. Hier arbeiten Fachkräfte aus unterschiedlichen Bereichen der Frühen Hilfen zusammen: Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen, der Schwangerschaftsberatung, der Frühförderung und der Kinder- und Jugendhilfe und noch viele mehr. Die Fachkräfte tauschen ihr Wissen über ihre jeweiligen Angebote aus und stimmen diese aufeinander ab, um Sie als Familie bestmöglich unter-stützen zu können. Netzwerkkoordinator*innen steuern und begleiten die Vernetzungsarbeit in Ihren Landkreisen und kreisfreien Städten. An Frühen Hilfen sind alle föderalen Ebenen beteiligt: Der Bund stellt durch die Bundesstiftung Frühe Hilfen des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ) die Netzwerke und die Psychosoziale Unterstützung von Familien sicher (§ 2 Absatz 4 des Gesetzes zur Kooperation und Information im Kinderschutz, KKG). Eine Vollfinanzierung bzw. Regelfinanzierung der Angebote bzw. Lotsen ist entsprechend der gesetzlichen Vorgaben nicht vorgesehen.
In einem Hafen kann man sich ausruhen und Kraft schöpfen. Gleichzeitig sind Häfen Ausgangspunkt für Reisen und neue Abenteuer. Beides möchte der Familienhafen Greifswald am ISBW sein. Wir unterstützen einerseits die Bindung zwischen Eltern und Kindern und stärken die Familien von Anfang an. Andererseits bieten wir Anregungen und Inputs, wie die Entwicklung der Babys und Kinder gefördert werden kann und was getan werden kann, wenn es mal nicht so gut läuft. Insgesamt sind wir bei allen Fragen zum Familienleben da.
Aktuell gehören der bindungsorientierte Eltern-Kind-Kurs „Abenteuer Baby – Bindungsorientiert durchs erste Jahr“ sowie eine Baby-/Kleinkindsprechstunde zum Programm des Familienhafens.
Im Alltag werden Eltern oft mit Ratschlägen überhäuft und kritische Fragen werden gestellt. Abenteuer Baby unterstützt Eltern darin, sicherer im Umgang mit ihrem Baby und der Umwelt zu werden. In einer kleinen, vertrauten Runde geht es auf Entdeckungsreise durch das erste Jahr mit dem Baby. Dabei werden Themen wie Schlaf, Entwicklung, Bindung, Milch, Beikost besprochen. Wir sprechen über die Fragen, die Familien tatsächlich bewegen.
Darüber hinaus werden neue und kreative Möglichkeiten, die Entwicklung des Babys spielerisch zu begleiten, gezeigt und gleich ausprobiert. Zum Wohlfühlen und Entspannen lernen die Eltern Elemente aus der Babymassage kennen.
Dabei ist viel Zeit für den Austausch der Eltern untereinander und für die ersten Kontakte der Babys miteinander.
Der 6-wöchige Kurs kann im ersten Lebensjahres des Babys besucht werden, gerne auch direkt im Anschluss an das Wochenbett. Jede Mutter, jeder Vater, aber auch Großeltern und Erziehende sind mit dem Baby willkommen. Wer Lust auf einen Babykurs hat, meldet sich an und kommt vorbei - es muss nicht immer PEKiP oder DELFI sein, Eltern können in Greifswald gerne auch einmal „Abenteuer Baby“ ausprobieren.
Wenn ein Baby auf die Welt kommt, ist alles aufregend und die Gefühle sind unbeschreiblich. Doch nicht immer ist alles nur schön und manchmal wird vieles zu viel und die Welt steht auf gewisse Weise Kopf. Tausend Ratschläge von außen – manchmal ist etwas Hilfreiches dabei und manchmal wird die Verunsicherung dadurch nur noch größer. „Warum schläft mein Baby nicht einfach ruhig in seinem Bettchen? Warum lässt es sich nicht ablegen? Sollte es nicht schon durchschlafen? Warum weint es so viel?“
Wir bieten Begleitung an. Systemisch, lösungs- und bindungsorientiert. Gemeinsam suchen wir nach Lösungen, wie die Situation entspannter werden kann und das Leben mit dem Baby wieder leichter. Wir werden kein Schlaftraining vereinbaren und es gibt kein Patentrezept, das bei allen passt. Stattdessen schauen wir gemeinsam, was die Stärken und Ressourcen der Familie sind und wie Eltern auf Ihre Gefühl vertrauen lernen können, denn sie sind die Experten für ihr Kind.
Die Sprechstunde richtet sich an werdenden Eltern und Eltern von Kindern in den ersten drei Lebensjahren.
Der Babykurs und die Sprechstunde werden durch die Bundesstiftung Frühe Hilfen und des Aktionsprogramms „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche 2021/2022“gefördert. Dadurch sind die Angebote für die Familien gebührenfrei.
Kontakt:
Familienhafen am ISBW
Sophia Maria Garitz
Makarenkostr. 8
17491 Greifswald
Tel.: 0171 3885770
Mail: sophia.garitz@isbw.de