Trennung - Eine Herausforderung für alle Familienmitglieder

Wie lange brauchen Kinder, um eine Trennung zu verarbeiten?

Nach einer Trennung hat sich der Alltag komplett verändert und verlangt große Anpassungsleistungen von allen Beteiligten ab. Das Alter des Kindes, sein Temperament, die bisherige Beziehungsqualität zu den Eltern, das Verhältnis zu anderen familiären Bezugspersonen sowie der Umgang der Eltern mit der Trennung stellen Einflussfaktoren dar, wie ein Kind die Trennung seiner Eltern verarbeitet. Pauschalieren kann man das demnach nicht. Für Kinder bedeutet die Trennung ihrer Eltern eine große Verunsicherung und es kann zudem Ängste schüren: Wenn ein Elternteil plötzlich geht, woher soll das Kind wissen, dass der andere das nicht auch noch tut und es dann ganz allein ist? Die Veränderungen durch die Trennung befeuern das kindliche Bindungssystem enorm. Eine Trennung der Eltern zu erleben ist noch herausfordernder, wenn die Mädchen und Jungen den andauernden Streit und die Auseinandersetzungen ihrer Eltern über einen längeren Zeitraum miterleben. Ein bedeutsamer Grundsatz ist, dass wir dem Kind Geduld entgegenbringen sollten, denn es braucht Zeit, sich an diese neue Lebenssituation anzupassen. Zudem hat jedes Kind sein eigenes Tempo und nebenbei noch andere Entwicklungsaufgaben, die es zu meistern hat.
Anika Waschkawitz

Was sollten Eltern beachten, um das Wohl ihrer Kinder im Blick zu behalten?

Die wichtigste Erfahrung, die ein Kind nach der Trennung seiner Eltern machen sollte, ist, dass es die Sicherheit erlangen muss, dass es gar keinen Elternteil verlieren wird, sondern sich „lediglich“ das Zusammensein mit den Eltern anders gestaltet. Ein Kind liebt immer beide Elternteile. Was das Trennungskind demnach dringend braucht, um nicht in einen Loyalitätskonflikt zu geraten, ist das Einverständnis, dass es weiterhin beide Eltern lieben darf. Wichtig ist deshalb, klarzumachen: "Wir trennen uns, aber wir bleiben deine Mama und dein Papa- ein Leben lang".

Mit der Trennung der Eltern werden bei dem Kind eine Vielzahl an Emotionen hervorgerufen. Mädchen und Jungen müssen die Möglichkeit erhalten, dass sie diese Gefühle ausdrücken dürfen und dass ihnen dabei geholfen wird, diese in einer konstruktiven Weise zu bewältigen. Dazu ist es notwendig, die eigene Haltung zu Emotionen zu überdenken, denn nicht selten werden kindliche Emotionen noch immer als eine Last im Familienalltag angesehen. Wenn Kinder jedoch lernen, ihre Gefühle zu unterdrücken, kann das fatale Folgen haben. Ein wichtiger Aspekt stellt dabei auch der Umgang mit unseren eigenen Emotionen dar. Eine Trennung ist ein Wandlungsprozess für alle Beteiligten. Man darf sich in der Rolle als Mutter oder Vater auch die Zeit geben, um die eigenen Gefühle zu ordnen, denn nur so kann man Kurs auf eine neue Zukunft nehmen. Gerade in Krisenzeiten muss Eltern bewusst sein, dass es ihre Aufgabe ist, ihre Kinder zu begleiten, mit dieser Herausforderung umzugehen. Kinder entwickeln dadurch ein inneres Konzept, das sie bei einer anderen Krise im Leben anwenden werden. Darum ist es von großer Bedeutung, dass Eltern sich Hilfe holen, wenn sie spüren, dass sie von ihren eigenen oder den Emotionen ihrer Kinder überrollt werden.

Mädchen schaut traurig in die Ferne

Was hilft konkret im Alltag?

In dieser Umbruchszeit der Elterntrennung helfen klare Strukturen im Alltag. Das betrifft einerseits die Verlässlichkeit, wenn es um den Umgang mit beiden Elternteilen geht, aber andererseits auch ein strukturierter Tagesablauf, der ebenso Orientierung und Sicherheit bietet. Dabei spielen Rituale eine bedeutungsvolle Rolle, denn sie bestätigen die vorhandene Beziehung, den persönlichen Zusammenhalt und geben Stabilität. Die Gestaltung der Zeit mit den Kindern wird nun eine neue Dimension erreichen, da man die Kinder zu bestimmten Zeiten einfach nicht mehr bei sich haben wird, wenn sie Umgang mit dem anderen Elternteil haben. Die Frage ist demnach, wie wir die Zeit mit unseren Kindern gestalten wollen? Woran sollen sich unsere Kinder einst erinnern, wenn sie von ihrer Kindheit sprechen? Diese wesentliche Frage lässt uns daran erinnern, welchen Platz wir als Mama oder Papa für unser Kind einnehmen wollen. Die Gestaltung bewusst freudvoller Momente stärken nicht nur das Band zwischen Elternteil und Kind, sondern stellen zudem einen Schutzfaktor dar, wenn es sich um die psychische Widerstandsfähigkeit handelt.

Was ist Ihre Aufgabe / Ihr Angebot bzw. womit können Sie Trennungskindern helfen?

Eltern berate ich ganzheitlich in ihrer individuellen Trennungssituation und stärke sie, um die gemeinsame Elternverantwortung für ihre Kinder ausüben zu können. Am Anfang steht dabei das Bewältigen von eigenen Emotionen, denn unter negativen Emotionen können keine vernünftigen Entscheidungen getroffen werden und somit dem Aufbau einer von der Paar-Ebene getrennten Elternschaft im Wege stehen. Ich helfe betroffenen Müttern und Vätern ganz bewusst von ihrem bisherigen gemeinsamen Leben und von den damit verknüpften Hoffnungen und Gewohnheiten Abschied zu nehmen, damit sie neue Zieldimensionen entwickeln können, wobei sie neben dem Fokus auf das Kind, auch sich selbst nicht aus dem Blick verlieren. Die Neukonzeptualisierung des Selbstbildes spielt nämlich eine wichtige Rolle nach der Elterntrennung: Wer bin ich jetzt als getrennt lebende Frau oder getrennt lebender Mann? Aber auch Biografie-Arbeit stellt einen wesentlichen Aspekt in der Begleitung von Trennungsfamilien dar, denn jeder Mensch trägt seine eigene, unsichtbare Lebensgeschichte in sich, die Wünsche, Motivationen, aber auch implizite Abneigungen und Vermeidungsstrategien beinhaltet.

Für Kinder biete ich sogenannte Trennungskindergruppen an, in denen Kinder sich mit anderen betroffenen Mädchen und Jungen austauschen können und ihnen der Raum für alle Emotionen gehalten wird. Somit begleite ich Kinder einfühlsam durch ihren individuellen Trauerprozess. Ziel ist es, Kindern die Möglichkeit zu bieten, sich ihrer eigenen Gefühle bewusst zu werden, ihre Gefühle auszudrücken, einen konstruktiven Umgang mit diesen zu erlernen sowie Empathie mit und für andere zu entwickeln. Sie erfahren sich als aktive Gestalter ihres Lebens und lernen sich selbst besser kennen und verstehen. Die Mädchen und Jungen können in solch einer Gruppe erleben, dass sie mit ihrer Verlusterfahrung nicht allein sind. Wir gehen gemeinsam ein Stück des Weges und das gibt Halt in dieser herausfordernden Zeit der Elterntrennung.

Pädagogischen Fach- und Lehrkräften stehe ich zur Seite, indem ich ihnen Wege aufzeige, wie sie Trennungsfamilien im Kontext Kita oder Schule ganzheitlich unterstützen können. Zudem biete ich Trennungskinder-Gruppen auch niedrigschwellig in der jeweiligen Schule oder Kita für betroffene Kinder an. Ich stärke die Erziehungs- und Bildungspartnerschaften in den frühkindlichen Bildungsinstitutionen, indem ich thematische Themenabende für Eltern zu dieser herausfordernden Thematik durchführe. Bei Bedarf führe ich auch Elternkurse in Schulen und Kitas durch und begleite damit betroffene Familien bei ihrem individuellen Prozess zu einer lebenslangen, gemeinsamen Elternschaft. Da das Thema sozial-emotionale Kompetenzen für die Entwicklung von Kindern von ganz besonderer Bedeutung ist und zum gesetzlich verankerten Bildungsauftrag gehört, sensibilisiere ich pädagogische Fach- und Lehrkräfte für die Bedeutung von Emotionen hinsichtlich frühkindlicher Bildungsprozesse.

Bei Interesse oder weiteren Informationen nehmen Sie gern direkt den Kontakt auf unter info@emotionsbewegung.de. In einem Expertenchat können Sie bald auch konkrete Fragen zu Ihrer Trennung stellen, beispielsweise zur richtigen Wahl des Betreuungsmodells oder aber wie sie Ihren Kindern von Ihrer Trennung erzählen sollen. Den Termin erfahren Sie über die Website der FamilienInfo MV.

Vielen Dank für das Gespräch!

Weitere Informationen zum Thema Trennung finden Sie in unserer gleichnamigen Lebenslage auf der FamilienInfo MV.

Pubertät – „Ist es nur eine Phase?!“

In diesem Blogartikel haben wir uns auf die Suche nach ein paar Tipps für Eltern von pubertierenden Jugendlichen gemacht und sind dabei auch darauf gestoßen, dass es wichtig und sinnvoll sein kann, so einiges mit Humor zu nehmen.

Was heißt denn eigentlich genau „in der Pubertät sein“?

Eine genaue Zeitspanne für die Pubertät ist schwer zu nennen: bei Mädchen beginnt sie in der Regel eher als bei Jungen. Doch insbesondere zwischen dem 12. und 16. Lebensjahr sind die meisten Kinder bzw. Jugendlichen mitten drin in der Pubertät. Sie ist geprägt von körperlichen Veränderungen wie Wachstum und dem Ausreifen der Geschlechtsorgane – aber auch von Stimmungsschwankungen.

Es gibt Verhaltensweisen die kommen Ihnen als Eltern von pubertierenden Kindern sicherlich bekannt vor:
… keine Lust auf nichts (rumgammeln, chillen „keinen Bock“)
… unfreundlich sein, sich „komisch“ zu kleiden, Internet, Handy, etc…
… alle anderen – insbesondere die Eltern – sind peinlich, uncool und doof…
… Familienausflüge sind „SOO langweilig und unnötig“
… an einem Tag so, am anderen Tag so…
… Scheinbares Interesse am Streiten bzw. Konflikte
… Kommunikation per WhatsApp, „Grunzen“ oder Kopfschütteln als Antwort

Jugendliche in der Pubertät stoßen ihre Eltern vor den Kopf und brauchen sie trotzdem. Für Väter und Mütter bedeutet das manchmal eine anstrengende Gratwanderung.

„Das Pubertier“

Wer von Ihnen hat schon einmal von dem Buch „Das Pubertier“ gehört? Der Autor Jan Weiler beschreibt darin auf humorvolle Art und Weise – aus Sicht eines Vaters mit seiner pubertierenden Tochter – was Eltern, und auch die Jugendlichen selbst, durchmachen. Und damit spricht er vielen (entnervten) Eltern aus der Seele.
Damals habe man noch „…jeden Milchzahn als Meilenstein gefeiert. Doch irgendwann mutieren die Kinder in rasender Geschwindigkeit von fröhlichen, neugierigen und nett anzuschauenden Mädchen und Jungen zu muffeligen, maulfaulen und hysterischen Pubertieren“ – so lautet der Text auf der Rückseite vom ersten Band von Jan Weilers Buchreihe.

Eltern stellen sich oft die Frage, ob sie eigentlich dieselbe Sprache sprechen als ihr pubertierendes Kind. Ein ungeduldiges Zetern, Schimpfen und Kreischen prallt ergebnislos an den Jugendlichen ab. Jan Weiler beschreibt es folgendermaßen in seinem Buch „die Kommunikation scheint ohnehin phasenweise unmöglich, denn das Hirn ist wegen Umbaus vorübergehend geschlossen. Und doch ist da ein guter Kern. Irgendwo im Pubertier schlummert ein erwachsenes Wesen voller Güte und Vernunft. Man muss nur Geduld haben, bis es sich durch Berge von Klamotten und leeren Puddingbechern ans Tageslicht gewühlt hat.“ Das Zauberwort heißt Empathie… Empathie ist nichts anderes als die menschliche Fähigkeit, sich auf der Basis von Selbsterkenntnis in andere Menschen hineinzuversetzen und nachzuempfinden, was sie fühlen. Klingt leichter als es tatsächlich ist.

Mädchen lehnt mit geschlossenen Augen den Kopf an die Tafel

Wie erhalte ich mir den Zugang zu meinem Kind?

Gespräche zwischen Eltern und Kindern funktionieren dann am besten, wenn die Kinder echtes Interesse spüren. Bei der typischen Frage "Na, wie war's heute in der Schule?" sei das eher nicht der Fall. Die Kinder merken schnell, ob die Eltern wirklich wissen wollen, wie es ihnen geht, oder ob sie vor allem an der Note in der Mathe-Schulaufgabe interessiert sind.

Familienberater Jan-Uwe Rogge hält Rituale für einen guten Weg, um miteinander im Gespräch zu bleiben. Das kann die gemeinsame Mahlzeit ebenso sein wie der Spieleabend oder der Sonntagsspaziergang. "Dafür bleibt im Tagesablauf oft leider keine Zeit", sagt der Erziehungsexperte. So ein Ritual muss nicht für alle Zeiten zementiert sein. Wenn die Jugendlichen "keinen Bock mehr" auf den Spaziergang mit Mama und Papa haben, kann man ihn beispielsweise durch ein gemeinsames Abendessen ersetzen. "Nur ganz wegfallen lassen sollte man die Rituale nicht", sagt Rogge.

Tipps für Eltern

Jeden Tag Streit und Geschrei – Sie können es nicht mehr hören? So schwer es in der Praxis oft auch ist: Durchatmen, kurz nachdenken und dann erst auf eine provokante Aussage zu antworten, nimmt einer Situation oft ihre Brisanz. "Man sollte nicht über jedes Hölzchen springen, das die Jugendlichen hinhalten", sagt Erziehungsberater Ulrich Gerth. Den Eltern müsse klar sein: "Sie entscheiden, in welchen Konflikt sie hineingehen."

Die Pädagogin und Familienbegleiterin Inke Hummel – selbst Mutter von 3 Teenagern – hat zur Lebensphase „Pubertät“ ebenfalls ein Buch geschrieben, in welchem sie erprobte Tipps für einen entspannten Umgang mit pubertierenden Heranwachsenden mit ihren Leser*innen teilt. Es trägt den Titel „Miteinander durch die Pubertät – gelassener begleiten, weniger streiten, in Kontakt bleiben“.

Inke Hummels praktischen Tipps sind wohltuend hilfreich, stärken die Verbindung zwischen Eltern und Kind und funktionieren auch im turbulenten Familienalltag. Wie gehen Teenager trotz Gruppendruck stark ins Leben? Wie vermeidet man Konfliktsituationen und wie geht gutes Streiten?  Wie bleibt mein Teenager im Umgang mit Medien, Alkohol und Drogen verantwortungsbewusst? All diese und viele weitere Fragen klärt Inke Hummel und bietet damit Eltern eine wertvolle Unterstützung, deren Kinder gerade in die Pubertät starten oder bereits mittendrin stecken.

Auch wenn man es nicht immer merkt: "Pubertierende sind ein Geschenk", findet Familienberater Rogge, "denn sie leben uns Veränderungen vor. Eltern können von ihnen, von ihrer Anarchie, ihrer Bereitschaft, sich zu verändern, auch lernen." Und Elisabeth Raffauf gibt zu bedenken: "Die Kinder sind nie so unverstellt wie in dieser Zeit. Eltern dürfen daran teilhaben."

App "KKGG - Kleine Kinder - Große Gefühle"

In der Studie „Kleine Kinder Große Gefühle“ wird von der Uni Münster eine wissenschaftliche Beratungs-App für Eltern getestet. In der App geht es um Themen wie Wutanfälle, Ängste, Streit und allgemein darum, wie Eltern eine gesunde sozial-emotionale Entwicklung unterstützen können. Die Entwickler*innen interessiert besonders, welche Unterstützung Eltern hilfreich finden und wie diese digital leicht zugänglich angeboten werden können. Interessierte Eltern bekommen Zugang zur KKGG-App inklusive praktischer Tipps, Lernvideos und persönlicher Chat-Beratung. Über Fragebögen kann anonymes Feedback gegeben und dafür an der Verlosung von Gutscheinen teilgenommen werden.

Teilnehmen können alle Eltern von Kindergartenkindern im Alter von ca. 3 bis 7 Jahren.

 

Trennung mit Kind

Probleme im Kindesalter