Tipps & Tricks für's Stillen

Frau Risy, ist grundsätzlich jede Brust zum Stillen geeignet?

Ja, grundsätzlich ist jede Brust zum Stillen geeignet. Es gibt nur sehr wenige Frauen, die auf Grund ihrer anatomischen Besonderheiten nicht in der Lage sind, ihr Kind zu stillen. Die Stillfähigkeit (oder die Fähigkeit der Brust, Muttermilch zu bilden) hängt auch nicht von der Form oder der Größe der Brust ab. Ihr Anteil an Drüsengewebe ist für die Milchbildung entscheidend.

Brauchen gestillte Kinder zusätzliche Getränke wie Tee oder Wasser?

Nein, gestillte Kinder benötigen keine zusätzlichen Flüssigkeiten. Die Muttermilch enthält ausreichend Wasser um den Durst des Kindes zu stillen. Selbst bei hohen sommerlichen Temperaturen reicht die Muttermilch vollkommen aus. In dieser Zeit werden die Kinder allerdings häufiger trinken wollen, um ihren Durst zu löschen.
Schwester Vera begletet die Mütter im DBK auf ihrem Weg zum Stillen.

Woher weiß ich, ob mein Kind genug Milch bekommt?

Als erstes schätzen Sie ein, ob Ihr Kind effektiv an der Brust trinkt. Das heißt: Saugt es kräftig und korrekt? Hören Sie es regelmäßig schlucken? Trinkt es ausdauernd? Können Sie diese Fragen mit „Ja“ beantworten und ist Ihr Kind nach dem Stillen zufrieden, ist dies schon einmal ein gutes Zeichen. Weiterhin sind wertvolle Merkmale für das effektive Stillen die Ausscheidungen, die Hautfarbe, der Allgemeinzustand und die Gewichtszunahme Ihres Kindes. In den ersten 4-6 Lebenswochen sollte Ihr Kind 5 bis 6 nasse Windeln und 2 bis 5 Mal am Tag Stuhlgang haben. Danach weiterhin die nassen Windeln, aber die Stuhlhäufigkeit kann nun sehr schwanken, von 3 Mal am Tag bis zu 1 Mal in 2 Wochen ist alles möglich. Hat Ihr Kind eine rosige Hautfarbe und macht es in seinen Wachzeiten einen aufmerksamen, lebhaften Eindruck und wächst es perzentilengerecht nach den WHO-Wachstumskurven für gestillte Kinder (diese finden Sie im Kinderuntersuchungsheft), dann können Sie als Mutter davon ausgehen, dass Ihr Kind genug Muttermilch bekommt.

Was kann ich tun, wenn ich zu wenig Milch habe?

Das Phänomen des angeblichen Milchmangels ist ein sehr häufiges Problem und auch eine der größten Ängste stillender Frauen. Wenn Ihr gestilltes Kind mal etwas unruhiger ist oder an manchen Tagen öfter stillen möchte als an anderen, bekommen Sie als junge Mutter sehr häufig die Frage „Hast du denn genug Milch?“ zu hören. Dann sind sie schnell verunsichert und denken vielleicht schon über das Zufüttern von künstlicher Nahrung nach. Aber bitte schauen Sie sich erst einmal Ihr Kind an. Gedeiht Ihr Kind, hat es ausreichende Ausscheidungen und treffen auch all die anderen Aussagen zu (Frage Nr. 3), dann haben Sie ausreichend Muttermilch.

Sind aber doch Anzeichen dafür gegeben, dass Ihr Kind nicht mehr ausreichend Muttermilch bekommt, können Sie durch die Veränderung in Ihrem Stillmanagement Ihre Milchbildung wieder anregen. Z.B. wecken Sie Ihr Kind wenn es zu lange schläft oder auch beim Stillen einschläft, ohne vorher effektiv getrunken zu haben. Nehmen Sie sich viel Zeit zum Kuscheln mit Ihrem Kind. Essen sie nahrhafte, gesunde Mahlzeiten. Sollte das Stillverhalten Ihres Kindes nicht ausreichen, um Ihre Milchbildung zu fördern, können Sie vorübergehend zusätzlich elektrisch abpumpen. Auch gibt es pflanzliche oder homöopathische Mittel, die zusätzlich die Milchbildung fördern können. In diesem Fall ist es ganz besonders wichtig, dass Sie von einer kompetenten Person begleitet werden, entweder Ihre Hebamme oder eine Stillberaterin.

Stillen kann auch schnell mal schmerzhaft werden, was muss ich bei einem Milchstau / einer Brustentzündung tun?

Ein Milchstau ist immer das Ergebnis einer Entleerungsstörung der Brust. Diese ist meist bedingt durch Stresssituationen für die junge Mutter. Sollten Sie bemerken, dass ein Bereich Ihrer Brust gerötet oder verhärtet und schmerzhaft ist, Sie sich unwohl fühlen (z.B. grippeähnliche Symptome) und erhöhte Temperaturen haben, kann es sein, dass sie einen sogenannten Milchstau haben. Die erste Behandlungsmethode ist Ruhe, Ruhe, Ruhe. Vermeiden Sie Stress. Informieren Sie Ihre Hebamme um die weiteren Maßnahmen zu besprechen. Sollten Ihre Symptome unter diesen Maßnahmen innerhalb von 48 Stunden nicht abklingen, suchen Sie bitte Ihren behandelnden Gynäkologen auf oder stellen Sie sich in der Klinik vor. Die Behandlung eines Milchstaus sowie einer Mastitis (Brustentzündung) sollten immer unter fachkundiger Beratung erfolgen.

Als stillende Mama hört man ja öfter mal, dass man nicht alles essen darf/soll. Ist da etwas dran?

Sicherlich haben Sie schon diese Sätze gehört: „Du darfst jetzt keine Linsensuppe essen! Sonst bekommt dein Baby Bauchschmerzen.“ Oder: „Iss bloß keine Apfelsinen! Dein Baby wird sonst wund am Po.“ Tatsächlich gibt es wissenschaftlich keine Gründe dafür, dass sich die Ernährung der Mutter auf Bauchschmerzen oder Wundsein ihres gestillten Kindes auswirkt. Dass, was im Volksmund erzählt wird sind Erfahrungsberichte von anderen stillenden Müttern, die aber sehr individuell sind. Jedes Mutter-Kind-Paar reagiert anders. Sie als stillende Mutter sollen sich gut ernähren, eiweißreich, vitaminreich, ballaststoffreich und vielseitig. Die Empfehlung lautet also: Sie können alles essen. Achten Sie bei Ihrer Ernährung aber bitte auf Lebensmittel, auf die Sie selber mit Blähungen reagieren und probieren Sie diese zunächst vorsichtig aus. Sollte Ihr Kind Bauchschmerzen bekommen oder wund werden, überlegen Sie, was Sie am Vortag oder am Morgen anderes als sonst gegessen haben und lassen dieses Nahrungsmittel vorerst weg und probieren es zu einem späteren Zeitpunkt erneut.

Welche Stillpositionen gibt es und was ist beim Anlegen wichtig?

Es gibt verschiedene Positionen um Ihr Kind zum Stillen anzulegen. Als klassische Stillposition gilt wohl die „Wiegehaltung“. Zum Erlernen des Stillens oder für kleine schläfrige Kinder eignet sich sehr gut das Stillen in der „Rückenhaltung“ oder „Football-Haltung“. In dieser Position halten Sie Ihr Kind sicher und Sie können gut einsehen, wie es an der Brust saugt. Das „Stillen im Liegen“ ist sehr gut für die Nacht und für erschöpfte Mütter geeignet. Mütter, die schon ein oder mehrere Kinder gestillt haben fühlen sich auch mit der zurückgelehnten Stillposition sehr wohl. Hierbei lehnen Sie sich bequem zurück und Ihr Kind liegt bäuchlings auf Ihnen und kann die Brust so selber finden. Egal in welcher Position Sie sich am wohlsten fühlen, am wichtigsten ist das korrekte „Andocken“ Ihres Kindes an Ihre Brust und dann das ausdauernde Saugen. Sie selber sollten es bequem haben und nicht verspannt sein.

Worauf sollte man achten, wenn man Muttermilch abgepumpt hat? Wie lange ist diese haltbar?

Es gibt Situationen, in denen es sehr sinnvoll ist, etwas Muttermilch als Reserve parat zu haben. Sollten Sie vorhaben, sich einen kleinen Vorrat an Muttermilch anzulegen, pumpen Sie nach dem Stillen 1 bis 3 Mal am Tag Muttermilch elektrisch oder mit einer guten Handpumpe ab. Die abgepumpte Muttermilch können Sie 3 Tage frisch im Kühlschrank oder bis zu 6 Monaten tiefgekühlt bei mindestens – 18° Celsius lagern.

Ab wann sollte ein Baby Beikost erhalten? Gibt es Signale, die zeigen, dass das Baby bereit ist?

Als Beikost wird die zusätzliche festere Nahrung bezeichnet, die Ihr Kind außer dem Stillen zu sich nimmt. Zur Einführung der Beikost sollte Ihr Kind physiologisch reif sein. Das heißt, Ihr Kind kann sich vom Rücken auf den Bauch drehen (diese Rotationsbewegung ist wichtig für die Verdauung der neuen Nahrung), kann mit etwas Unterstützung aufrecht sitzen (um die Nahrung besser zu verdauen), zeigt Interesse am Familienessen. Jedes Kind ist unterschiedlich in seiner Entwicklung. Es kann sein, dass ein Kind schon mit 5 Monaten diese Voraussetzungen erfüllt, ein anderes erst mit 7 oder 8 Monaten. Also ist der Zeitpunkt immer individuell. Sollte Ihr Kind schon diese Reifezeichen zeigen und Sie haben schon versucht Ihrem Kind etwas pürierte Nahrung mit einem Löffel oder etwas halbgargekochte Möhre in die Hand gegeben und Ihr Kind hat diese Nahrung wieder mit seiner Zunge herausgeschoben, so kann dies auch ein Zeichen dafür sein, dass es noch nicht bereit ist zum Essen fester Nahrung. Geben Sie nicht auf und versuchen es einfach ein paar Tage später erneut. Die Einführung der Beikost sollte immer unter dem Schutz der Muttermilch geschehen, das heißt, Sie stillen weiterhin und ersetzen Stillmahlzeiten erst dann, wenn Ihr Kind eine Portion isst.

Eine persönliche Frage zum Schluss: Was empfinden Sie an Ihrer Tätigkeit als besonders erfüllend?

Dabei zu sein und mitanzusehen, wie sich die frischgebackene Mutter und ihr Neugeborenes anstrahlen und sich nach der Geburt wieder neu in einander verlieben ist wirklich sehr berührend für mich. Wenn ich miterleben kann, wie sich eine hochmotivierte Mutter nach einer schweren Geburt so viel Mühe gibt, ihr Baby zu stillen und das kleine Menschenkind dann endlich an der Brust trinkt und ich sehe die strahlenden Augen der Mutter und das entspannte Gesicht des Babys – das sind für mich die schönsten Momente in meiner Arbeit. Ich freue mich immer sehr, wenn wir eine Familie sicher und stillend nach Hause entlassen können. Dann weiß ich, dass wir hier in unserem Team eine gute Arbeit geleistet haben.

Wir haben Stillberaterin Vera auch weitere Fragen rund um's Stillen gestellt, ihre Tipps und Tricks finden Sie in der Woche vom 03. - 09. Oktober auf unserer Facebook und Instagram-Seite. Interessieren Sie sich über weitere Themen rund um die Geburt empfehlen wir Ihnen unseren Themenbereich "Schwangerschaft und Geburt".

 

Hintergrundinformationen:

Jedes Jahr in der 40. Kalenderwoche findet die Weltstillwoche statt, eine von der World Alliance for Breastfeeding Action (WABA) organisierte Aktionswoche. Ziel der Weltstillwoche ist es, Stillen als natürliche und selbstverständliche Ernährung für Säuglinge in den Mittelpunkt zu stellen und sowohl Familien als auch die Gesellschaft über die positiven Effekte des Stillens zu informieren. Vom 3. bis 9. Oktober 2022 findet die diesjährige Weltstillwoche statt. Unter dem Motto "Stillen - eine Handvoll Wissen reicht." machen Akteure und Institutionen darauf aufmerksam, dass Stillen mit dem richtigen Wissen und fachlicher Unterstützung einfacher und gut gelingen kann.

Die Frühen Hilfen in Mecklenburg-Vorpommern umfassen verschiedene Unterstützungsangebote. Diese werden in Netzwerken Frühe Hilfen koordiniert. Hier arbeiten Fachkräfte aus unterschiedlichen Bereichen der Frühen Hilfen zusammen: Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen, der Schwangerschaftsberatung, der Frühförderung und der Kinder- und Jugendhilfe und noch viele mehr. Die Fachkräfte tauschen ihr Wissen über ihre jeweiligen Angebote aus und stimmen diese aufeinander ab, um Sie als Familie bestmöglich unterstützen zu können. Netzwerkkoordinator*innen steuern und begleiten die Vernetzungsarbeit in Ihren Landkreisen und kreisfreien Städten.

Filme rund um die Geburt für Fachkräfte und Eltern

In zwei Filmen greift das NZFH wichtige Themen rund um die Geburt auf.

"Stillen: passt das zu mir?": In dem siebenminütigen Film informiert eine Familienhebamme über das Stillen und den Stillbeginn. Dabei greift sie typische Fragen und Bedenken von Schwangeren auf. Der Film informiert schwangere Frauen und Eltern außerdem über Fachkräfte und Anlaufstellen in Netzwerken Frühe Hilfen, die bei Fragen zum Stillen weiterhelfen. (Info: Die diesjährige Weltstillwoche findet vom 03.-09. Oktober statt)

"Schwere Gefühle in der Schwangerschaft und nach der Geburt": Über Depressionen rund um die Geburt und Anzeichen der peripartalen Depression informiert eine Schwangerschaftsberaterin in dem fünfminütigen Film. Sie ermutigt Betroffene, sich frühzeitig professionelle Hilfe zu holen. Fachkräfte in den Frühen Hilfen können erste Ansprechpersonen sein, Eltern aufklären und in passende Unterstützungsangebote weitervermitteln.

Beide Filme können auf der Website der Frühen Hilfen angesehen werden.

Alltag mit Baby - Mache ich alles richtig?

Familienplanung und Kinderwunsch

Es ist nicht immer der Fall, dass Paare sofort mit Eintreten eines Kinderwunsches schwanger werden. Manchmal dauert dies mehrere Monate, denn es gibt nur ein kleines Zeitfenster jeden Monat, in dem eine Schwangerschaft überhaupt eintreten kann. Vielleicht ist es beruhigend zu wissen, dass etwa jede dritte Frau bis zu einem Jahr auf die Schwangerschaft wartet.

Für Paare mit großem Kinderwunsch kann jedoch das Ausbleiben einer natürlichen Schwangerschaft mit fortschreitender Zeit auch herausfordernd und zermürbend sein. Weiterhin belastend ist es, wenn die Frau zwar schwanger wird, aber die Schwangerschaft nicht aufrechterhalten bleibt (durch eine oder mehrere Fehlgeburten). Erfolgreiche Schwangerschaften und Geburten im nahen Umfeld, etwa im Freundes- und Bekanntenkreis, bei Arbeitskolleg*innen und Familienmitgliedern, können dann ebenfalls zur Zerreißprobe werden. Auch das Sexualleben des Paares gerät häufig unter Druck, wodurch die Beziehung zusätzlich auf die Probe gestellt wird. Paare können sich in solchen Fällen an Beratungsstellen, z. B. Schwangerschaftsberatungsstellen (interaktive Karte - unter Beratungsstellen / Schwangerschaft und BabyJ) wenden.

Frau mit Babynuckel auf der Handfläche

Eine „normale Wartezeit“ auf eine Schwangerschaft beträgt, unabhängig vom Alter und der medizinischen Vorgeschichte der Frau, ein Jahr. Danach, oder wenn vorher schon gesundheitliche Vorerkrankungen bestehen, können sich Paare ärztlichen Rat einholen. Manche Paare haben ihren Kinderwunsch auch erst spät im Leben entwickelt, sodass es aufgrund ihres Alters schwieriger wird, dass eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege eintritt. Dann kann es ratsam sein, sich schon nach einem halben Jahr ärztlichen Rat einzuholen.

Ungewollte Kinderlosigkeit…

… ist allerdings gar nicht so selten. Von ‚ungewollter Kinderlosigkeit‘ spricht man, wenn nach über zwölf Monaten mit regelmäßigem ungeschütztem Geschlechtsverkehr keine Schwangerschaft eingetreten ist. Der Anteil ungewollt kinderloser Frauen und Männer im Alter zwischen 20 und 50 Jahren ist in den letzten Jahren sogar gestiegen, von 25 Prozent in 2013 auf 32 Prozent im Jahr 2020. Insbesondere in der Altersgruppe von 25 bis 34 Jahren ist die ungewollte Kinderlosigkeit hoch, sie lag 2020 bei über 40 Prozent (BMFSFJ, Ungewollte Kinderlosigkeit 2020, S.38f.)

Eine ungewollte Kinderlosigkeit kann verschiedene Gründe haben. Einerseits können körperliche oder emotionale Gründe vorliegen, oder die Fruchtbarkeit kann aufgrund einer ungesunden Lebensweise beeinträchtigt sein. Umfassende Möglichkeiten zur Diagnose und Behandlung bieten dann Reproduktionsmedizinische Zentren oder Spezialpraxen an.

Kennen Sie schon die Initiative „Hilfe und Unterstützung bei ungewollter Kinderlosigkeit?“

Elf Bundesländer in Deutschland, darunter auch MV, haben sich bereits dieser Initiative angeschlossen. Sie wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ins Leben gerufen. Die Initiative möchte über mögliche Ursachen, Beratung und Behandlung bei unerfülltem Kinderwunsch aufklären sowie Paare über Möglichkeiten der finanziellen Förderung bei Kinderwunsch informieren.

Kinderwunschbehandlung in MV

Paare, die auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen können, haben die Möglichkeit sich reproduktionsmedizinisch behandeln zu lassen. Dabei gibt es verschiedene Behandlungsmethoden. Meist werden vorher ärztliche Untersuchungen gemacht, um Ursachen für das Ausbleiben einer natürlichen Schwangerschaft festzustellen und eine geeignete reproduktionsmedizinische Methode auszuwählen. Es ist allerdings wichtig zu bedenken, dass eine solche Behandlung ebenfalls mit körperlichen und psychischen Belastungen für das Paar einhergehen kann.

In Mecklenburg-Vorpommern werden Maßnahmen einer Kinderwunschbehandlung finanziell vom Bundesland MV unterstützt. Gefördert werden Behandlungen nach Art der In-Vitro-Fertilisation (IVF) und Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI). Auch die Bundesrepublik unterstützt Paare finanziell und zwar zu gleichen Teilen wie das Land MV. Maximal können so 50 Prozent der entstandenen Kosten für die Paare übernommen werden.

Die Kostenerstattung erfolgt jedoch nicht automatisch, sondern es müssen sowohl beim Bund, als auch beim Land Anträge gestellt werden. Letztlich entscheidet eine Bewilligungsbehörde darüber, ob die finanzielle Zuwendung tatsächlich geleistet wird. Digitale Antragsunterlagen finden sich auf der Webseite des LAGuS MV.

Einige weitere Anforderungen müssen außerdem erfüllt sein: Beide (Ehe-)Partner müssen mindestens 25 Jahre alt sein. Die Frau darf höchstens 40 Jahre, der Mann höchstens 50 Jahre alt sein. Es dürfen ausschließlich Ei- und Samenzellen des Paares verwendet werden (also keine Samen- oder Eizellenspende). Außerdem muss eine ärztliche Feststellung der Unfruchtbarkeit erfolgen, und ein Attest erstellt werden, dass Erfolgsaussichten der Kinderwunschbehandlung bestehen. Der Arzt oder die Ärztin muss das Paar außerdem über die medizinischen und psychosozialen Aspekte der Behandlung aufklären.

Einen sogenannten ‚Förder-Check‘ können Paare auf der Webseite des „Informationsportals Kinderwunsch“ machen.

Wird eine Zuwendung bestätigt, dann übernimmt das Land MV bei Ehepaaren 50 Prozent des Eigenanteils für den ersten bis vierten Behandlungszyklus. Bei Paaren, die in nichtehelichen Lebensgemeinschaften leben, werden bei den ersten drei Behandlungszyklen 25 Prozent der Kosten übernommen, beim vierten Zyklus ebenfalls 50 Prozent.

Neuerungen seit 2021: Behandlungen auch in Kliniken außerhalb von MV

In der „Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung von Kinderwunschbehandlungen“ des Bundeslands MV wurde im Dezember 2021 ergänzt, dass eine reproduktionsmedizinische Behandlung auch in einer Klinik/Einrichtung außerhalb von Mecklenburg-Vorpommern stattfinden kann. Dazu gehören die Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachen und Brandenburg, sowie Hamburg und Berlin.

 

Weitere Quellen:

https://www.familienplanung.de/kinderwunsch/

https://familienportal.de/familienportal/lebenslagen/kinderwunsch-adoption/kinderwunsch

https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/ungewollte-kinderlosigkeit-2020-161020

Schwangerschaft und Geburt

Die Schwangerschaft und die Zeit vor und nach der Geburt sind eine besondere Zeit: Unter Aufregung und Vorfreude mischen sich viele Fragen und manchmal auch Sorgen und Ängste. Auch gerade jetzt in Zeiten von Kontaktbeschränkungen, Ausgangssperren und Stellenabbau in den Geburtskliniken. Wie kann ich mich auf die Geburt vorbereiten? Wo möchte und kann ich entbinden? Welche Unterstützung erhalte ich nach der Geburt? In diesem Blogbeitrag beleuchten wir einige Aspekte rund um diese Themenblöcke und führen konkrete Ansprechpartner*innen und Familienleistungen auf.

Ist eine Schwangerschaftsberatung auch für mich hilfreich?

Diese Frage stellen sich sicherlich einige Frauen. Die Fachkräfte in den Beratungsstellen vor Ort haben ein vielschichtiges Wissen rund um die Schwangerschaft und geben Auskunft zum finanziellen Rahmen und zu rechtlichen Fragen. Sie sind aber auch Ansprechpartner*innen in Konfliktsituationen in der Familie oder mit dem Partner und beraten bei emotionalen Belastungen. Die Beratung der Fachkräfte wird von einem sehr großen Teil der Frauen in Anspruch genommen. Zu einem kleineren Teil nutzen auch Paare die Möglichkeit der Beratung. Vor allem die sozialen Beratungen und die Unterstützungsleistungen bewirken, dass mehr als jede zweite schwangere Frau eine Beratungsstelle aufsucht. Die Fachkräfte beraten kostenlos, auf Wunsch anonym, unabhängig von Nationalität und Konfession, vertraulich und unter Einhaltung der Schweigepflicht.

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es eine Vielzahl an Schwangerschafts(konflikt)-Beratungsstellen. Über die interaktive Karte können Sie sich Beratungsstellen in Ihrer Nähe heraussuchen.

Wo soll ich entbinden?

Diese Frage stellen sich viele Paare im Laufe einer Schwangerschaft. Die Möglichkeiten sind sehr verschieden und sollten an das eigene Wohlbefinden angepasst werden. Die meisten Babys werden in Deutschland in Kliniken geboren. Wenn keine Risikoschwangerschaft besteht, das Baby gesund ist und sich nicht vor der 36. SSW ankündigt, kann auch ein Geburtshaus oder eine Hausgeburt eine gute Alternative sein. Viele Frauen erleben hier die Geburten besonders störungsfrei, selbstbestimmt und in entspannter Atmosphäre. Für andere ist es für das eigene Sicherheitsempfinden wichtig, Ärzte und beste medizinische Versorgung direkt in der Nähe zu wissen und fühlen sich in der Klinik wohler.

Es lohnt sich, die verschiedenen Entbindungsorte kennenzulernen, um eine eigene Wahl zu treffen. Geburtskliniken und -Häuser bieten regelmäßig Informationsveranstaltungen an (abhängig von den aktuellen Hygienebestimmungen ist auch ein digitaler Rundgang in einigen Geburtskliniken möglich).

Doch was wenn die Geburtsstation in meiner Nähe schließt? So geschehen aktuell auf der Insel Rügen. Die einzige Geburtsstation auf Deutschlands größter Insel muss aufgrund von Personalmangel schließen. Die nächste Möglichkeit für Menschen auf Rügen wäre das Krankenhaus in Stralsund. Das entspräche für werdende Insel-Eltern eine Fahrtzeit von 30 bis 60 Minuten je nach Wohnort. So wie auf der Insel Rügen sieht es mancherorts in den ländlichen Regionen von MV aus. Der demografische Wandel und die rückläufigen Geburtenzahlen (Im Jahr 2020 wurden in MV insgesamt 12.062 Kinder geboren. Das ist der niedrigste Stand seit 2013) führten und führen zu Schließungen in den wirtschaftlich betriebenen Krankenhäusern.

Was ist Geburtshilfe?

Die Geburtshilfe ist ein Teilbereich der Frauenheilkunde und beschäftigt sich mit der Überwachung von Schwangerschaften sowie der Vorbereitung, Durchführung und Nachbehandlung von Geburten. Hebammen und Entbindungspfleger sind die Fachkräfte rund um die Schwangerschaft, Geburt und die Zeit danach und verstehen sich als Fürsprecher*innen der schwangeren und gebärenden Frauen.

Nach der Geburt hat jede gesetzlich krankenversicherte Frau zwölf Wochen lang Anspruch auf die Unterstützung einer Hebamme, bei Bedarf auch bis zum Ende der Stillzeit. Die Hebamme hilft und berät in dieser Zeit bei allen Fragen, die das Kind und die Gesundheit der Mutter betreffen. Die Wochenbett-Betreuung umfasst vor allem die Betreuung von Mutter und Kind – Rückbildung der Gebärmutter, Wundheilung, Wochenfluss, Stillen, Milchstau, Rückbildungsgymnastik, Trinkverhalten des Säuglings, Säuglingspflege etc.

Was ist eine Familienhebamme?

Familienhebammen und Familien-Gesundheits- & Kinderkrankenpfleger*innen begleiten Frauen/Familien, die in verschiedener Weise stark belastet sind, ab der 9. Woche nach der Geburt bis zum Ende des 1. Lebensjahres ihres Kindes. Eine Familienhebamme kommt – wie eine Hebamme – zu Ihnen nach Hause. Sie unterstützt dabei, dass es Ihnen und Ihrem Baby gut geht, es sich gut nach der Geburt entwickelt und der veränderte Alltag gemeinsam gelingt. Die Familienhebamme zeigt Ihnen wie man selbst die gesunde Entwicklung des Babys unterstützen kann oder worauf sie bei der Erziehung achten sollten. Sie begleitet Sie außerdem bei Arztbesuchen oder Behördengängen.

Ebenfalls kann eine Familienhebamme bei besonders schwierigen Situationen hilfreich sein. Wenn Sie zum Beispiel alleinerziehend oder sehr jung sind, finanzielle oder gesundheitliche Probleme haben oder sich in Ihrer Partnerschaft nicht gut fühlen, kann sie beratend zur Seite stehen.

Die Betreuung durch eine Familienhebamme bzw. eine Familien-Gesundheits- & Kinderkrankenpflegerin ist für die Familie kostenfrei. Die Familienhebamme bzw. die Familien-Gesundheits- & Kinderkrankenpflegerin wird aus dem Landesprogramm Familienhebammen finanziert.

Auf der interaktiven Karte finden Sie Gesundheitsämter in ihrer Nähe. Die Experten vor Ort vermitteln die Familienhebammen und Familien-Gesundheits- &Kinderkrankenpfleger*innen.

 

Dies war nur ein kleiner Einblick in die breite Themenwelt der Schwangerschaft und Geburt. Sie suchen nach weiteren Themen und Informationen? Dann schauen Sie gern auf unseren Themenseiten vorbei. Prüfen Sie, welche Familienleistungen für Sie relevant sind und wo Sie weitere Ansprechpartner*innen in Ihrer Nähe finden.

Verhütungsmethoden im Überblick

Ich werde Vater

Ungewollte Schwangerschaft - was tun?

Alltag mit Kleinkind - Mache ich alles richtig?

Beistandschaft