Mehr Demokratie im Klassenzimmer
Das Bildungsministerium Mecklenburg-Vorpommern setzt im neuen Schuljahr auf mehr Demokratiebildung und direkte Unterstützung für Eltern. Ein Drei-Säulen-Modell soll politische Bildung nicht nur in klassischen Fächern wie Geschichte oder Sozialkunde, sondern auch fächerübergreifend und in der Schulkultur fest verankern. So entstehen Räume, in denen Kinder und Jugendliche lernen, kritisch zu denken, Verantwortung zu übernehmen und demokratische Werte zu leben – etwa durch Klassenräte oder Schülerzeitungen.
Gleichzeitig startet die neue digitale Sprechstunde „Eltern stärken – wir hören zu“ des Zentralen Fachbereichs für Diagnostik und Schulpsychologie. Eltern können sich zweimal im Monat mittwochs zwischen 15:00 und 17:00 Uhr mit ihren Sorgen und Fragen an die überregionale Leitstelle wenden – auch zu sensiblen Themen wie Extremismus. Die Anmeldung erfolgt bis zum Montag vor dem Termin, auf Wunsch ist auch eine telefonische Beratung möglich. Ziel ist es, Eltern niedrigschwellig zu unterstützen und gemeinsam Lösungen für schwierige Situationen zu finden
Zeugnissorgen? Hotline bietet Hilfe
Auch in diesem Jahr richtet das Bildungsministerium vor den Sommerferien wieder ein Zeugnissorgentelefon ein. Ab Montag, 21. Juli 2025, stehen die Fachkräfte des ZDS (Zentraler Fachbereich für Diagnostik und Schulpsychologie) für anonyme Beratung zur Verfügung – für Schüler*innen und Eltern.
Ob Enttäuschung, Angst vor Konflikten zu Hause oder Fragen zur Leistungsverbesserung: Das Team bietet Hilfe, Orientierung und Tipps – eine Woche vor und eine Woche nach der Zeugnisausgabe.
Zeugnissorgentelefon: 0385 588 7987
21. Juli – 1. August 2025
Mo–Fr: 8–18 Uhr, Zeugniswoche auch Sa
Mehr Bücher im Unterricht: Land stärkt Leseförderung
Mecklenburg-Vorpommern weitet die Leseförderung an Schulen aus. Ab dem neuen Schuljahr lesen Grundschülerinnen und -schüler mehr literarische Werke im Unterricht: zwei Bücher in Klasse 1/2, eines in Klasse 3/4. In den Jahrgangsstufen 5 bis 10 stehen künftig zwei Werke pro Schuljahr auf dem Programm. Auch in modernen Fremdsprachen wie Englisch ist ab Klasse 7 eine Lektüre vorgesehen.
Bildungsministerin Simone Oldenburg betont: „Lesen stärkt Konzentration, Wortschatz und Vorstellungskraft – wichtige Grundlagen für den Bildungserfolg.“ Ergänzt wird die Maßnahme durch ein tägliches 20-minütiges Leseband in den Klassen 1 bis 4. Alle Grundschulen erhielten dazu Starter-Bücherpakete und eine Handreichung.
Mit den Neuerungen reagiert das Land auf Studien wie den IQB-Bildungstrend, die eine sinkende Lesekompetenz belegen. Ziel ist es, die Lesefähigkeit zu verbessern und Bildungsgerechtigkeit zu fördern.
Klischeefrei-Quiz-App: Spielerisch gegen Rollenbilder
Mit der Klischeefrei-Quiz-App können Jugendliche, Lehrkräfte und Familien spielerisch gängige Klischees hinterfragen – etwa in den Bereichen Beruf, Familie oder Kultur. In fünf Kategorien lassen sich durch Quizfragen, Rollenspiele und spannende Aufgaben Punkte sammeln und Denkmuster aufdecken.
Ob allein, im Team-Duell oder per Blitzpartie für zwischendurch: Drei Spielmodi sorgen für Abwechslung. Zu jeder Frage gibt es Infos und Fakten, die das Verständnis für Gleichstellung und klischeefreie Berufswahl vertiefen.
Mit Registrierung lassen sich Highscores speichern und Abzeichen wie „Kluges Köpfchen“ oder „Teamplayer*in“ sammeln – in Bronze, Silber oder Gold.
Jetzt ausprobieren: www.klischeefrei.de
KI im Klassenzimmer: „FelloFish“-Pilotprojekt startet in MV
Ab dem Schuljahr 2025/2026 erprobt Mecklenburg-Vorpommern an 16 Schulen das KI-gestützte Feedbacksystem „FelloFish“. Ziel ist es, Schülerinnen und Schülern automatisierte Rückmeldungen zu ihrem Lernfortschritt zu geben – vor allem im Bereich Schreiben.
„Wir prüfen, wie Künstliche Intelligenz sinnvoll in der Schule eingesetzt werden kann“, so Bildungsministerin Simone Oldenburg. Lehrkräfte erstellen Aufgaben mit klaren Feedbackkriterien, auf deren Basis das Tool Rückmeldungen gibt – inklusive Grammatik- und Rechtschreibprüfung. Auch Lehrkräfte erhalten Hinweise zu Stärken und Förderbedarfen ihrer Klassen.
„Kinder brauchen Feedback beim Lernen. KI kann hier entlasten und gleichzeitig Motivation fördern“, betonte Oldenburg.
„FelloFish“ ist datenschutzkonform und kann über die VIDIS-Schnittstelle in bestehende Systeme eingebunden werden. Der Zugang erfolgt dann über einen zentralen Login.
In jedem Schulamtsbereich nehmen vier Schulen teil – von der Grundschule bis zur Förderschule. Die Auswahl erfolgt im laufenden Schuljahr. Begleitet wird das Projekt vom Bildungsministerium.
Mehr Schülerreisen zu Gedenkstätten möglich
Erinnerung stärken, Haltung zeigen: Mecklenburg-Vorpommern erhöht im Jahr 2025 die Mittel für Gedenkstättenfahrten zu den ehemaligen deutschen Vernichtungslagern in Polen von bisher 150.000 Euro auf 311.000 Euro. Zum Vergleich: 2023 standen lediglich 50.000 Euro zur Verfügung.
Die Fahrten führen unter anderem in die Gedenkstätten Auschwitz-Birkenau und Majdanek. Sie dauern fünf bis sechs Tage und werden pädagogisch begleitet – mit Vorbereitungen, Reflexionsgesprächen und Workshops. Die Organisation übernimmt die Europäische Akademie in Waren (Müritz). Schulen können dort Förderanträge stellen.
2025 sind 62 Fahrten mit rund 1.500 Jugendlichen geplant – fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Mecklenburg-Vorpommern zählt bundesweit zu den Spitzenreitern bei der Förderung von Gedenkstättenfahrten. „Diese Besuche fördern kritisches Denken und setzen ein klares Zeichen gegen Antisemitismus und für eine starke Erinnerungskultur“, betont Bildungsministerin Simone Oldenburg.
Konfliktkompetenz in Schulen stärken
Das Land will das Programm der Streitschlichtung an Schulen weiter ausbauen. Dazu sollen unterstützende pädagogische Fachkräfte fortgebildet werden, die ihre Kenntnisse dann weitergeben können. Ziel ist es, im Schuljahr 2025/2026 ca. 100 Schülerinnen und Schüler in Streitschlichtung auszubilden. „Konflikte zwischen Schülerinnen und Schülern gibt es an jeder Schule, sie sind keine außergewöhnlichen Ereignisse“, sagte Bildungsministerin Simone Oldenburg. „Damit sich die Auseinandersetzungen aber nicht verhärten und das Schulklima nicht auf Dauer beeinträchtigt wird, wollen wir das erfolgreiche Konzept der Streitschlichtung breiter etablieren.“
Die Kursreihe „Streitschlichtungsausbildung für unterstützende pädagogische Fachkräfte“ startet im Juni 2025 und wird vom Institut für Qualitätsentwicklung (IQ M-V) des Bildungsministeriums in Kooperation mit dem Zentrum für Praxis und Theorie der Jugendhilfe – Schabernack e. V. durchgeführt. Insgesamt stehen in einem ersten Schritt 16 Plätze für unbefristet tätige pädagogische Fachkräfte zur Verfügung.
Die Ausbildung für unterstützende pädagogische Fachkräfte umfasst zehn praxisnahe Module mit insgesamt 60 Unterrichtsstunden, die neben theoretischen Grundlagen vor allem kommunikative Kompetenzen und methodisches Handwerkszeug für die Streitschlichtung vermitteln. Ein besonderer Fokus liegt auf der Fähigkeit, Schülerinnen und Schüler selbst zu Streitschlichterinnen und Streitschlichtern auszubilden. Sie werden damit in die Lage versetzt, Konflikte untereinander lösen.
Schulen starten Erste-Hilfe-Ausbildung
Im aktuellen Schuljahr haben 29 Schulen in Mecklenburg-Vorpommern die Erste-Hilfe-Ausbildung für Schülerinnen und Schüler eingeführt. Im ersten Schritt werden dadurch bis zu 2.000 Jugendliche befähigt, in Notfallsituationen richtig zu handeln.
„Ziel ist es, möglichst viele Kinder und Jugendliche zu befähigen, im Notfall Erste Hilfe zu leisten. Deshalb freuen wir uns über jede weitere Schule, die an diesem Modellprojekt teilnimmt“, betonte Bildungsministerin Simone Oldenburg. Die Umsetzung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Universitätsmedizin Rostock und verschiedenen Hilfsorganisationen. Gemeinsam wurde ein praxisnaher Leitfaden entwickelt, der den weiterführenden Schulen als Handlungsempfehlung dient. So können sie die Erste-Hilfe-Ausbildung im Rahmen eines zweijährigen Modellvorhabens eigenständig umsetzen.
Kern der Ausbildung sind zwei aufeinander aufbauende Module von jeweils 90 Minuten. Diese sogenannte Starterausbildung ist speziell für die Jahrgangsstufen 7 oder 8 konzipiert und lässt sich flexibel in die Fächer Biologie oder Sport integrieren – unabhängig von der Schulform. Alternativ kann das Modell auch als Ganztagsangebot oder im Rahmen einer Projektwoche stattfinden.
Das Engagement zeigt: Erste Hilfe lässt sich schon früh lernen – und kann im Ernstfall Leben retten.
„Verrückt? Na und! Psychisch fit in der Schule“
Mit dem Projekt „Verrückt? Na und! Psychisch fit in der Schule“ (kurz: VNU) hat sich der Landesverband Sozialpsychiatrie MV zum Ziel gesetzt, die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen an Schulen zu stärken. Unterstützt wird das Projekt in diesem Jahr mit einer Ko-Finanzierung des Landes in Höhe von rund 23.000 Euro. Die Mittel stammen aus dem Bürgerfonds.
Die Umsetzung des Projekts erfolgt durch fünf sogenannte Regionalgruppen, die landesweit Schülerinnen und Schüler ab der 8. Klassenstufe besuchen. Seit dem Start des Projektes wurden so bereits 131 Schultage an 59 Schulen durchgeführt und mehr als 3500 junge Menschen erreicht. Das Herzstück ist der Kontakt mit den sogenannten persönlichen Expertinnen und Experten, die psychische Erkrankungen aus ihrer eigenen Biografie kennen und authentisch von ihren Erfahrungen berichten. Diese beantworten die Fragen der Schülerinnen und Schüler, geben ihnen Präventionsstrategien an die Hand, vermitteln einen konstruktiven Umgang mit Belastungen oder Problemen und fungieren vor allem auch als Türöffner in Unterstützungsangebote.
Mit Praxiserfahrungen zum Schulabschluss
Das Land will zum kommenden Schuljahr das Produktive Lernen ausbauen, damit noch mehr Schülerinnen und Schüler daran teilnehmen können und die Chance auf einen bundesweit anerkannten Schulabschluss haben.
Im laufenden Schuljahr besuchen in Mecklenburg-Vorpommern 518 Schülerinnen und Schüler das Produktiven Lernen. „Das Produktive Lernen ist ein attraktives Angebot für Jugendliche, denen das abstrakte Lernen in der Schule schwerfällt“, sagte Bildungsministerin Simone Oldenburg. „Sie lernen an drei Tagen in Betrieben und Einrichtungen sowohl praktisch als auch theoretisch. An zwei Tagen in der Woche besuchen sie die Schule. Das Produktive Lernen ist an unseren Schulen seit vielen Jahren fest etabliert. Derzeit bieten es 22 Regionale Schulen und Gesamtschulen an“, so Oldenburg. Neben dem Produktiven Lernen gibt es noch das ähnlich gelagerte Angebot „Berufsreife dual. Im laufenden Schuljahr besuchen 152 Jugendliche an 11 Schulen dieses Angebot.
„Wir werden in diesem Jahr das Produktive Lernen und den Modellversuch ‚Berufsreife dual‛ zusammenführen und zur ‚Praxisorientierten Berufsreife‛ weiterentwickeln“, kündigte Bildungsministerin Simone Oldenburg an. „Der Unterricht soll dann in Schulhalbjahren erfolgen. Vorgesehen ist auch, dass die Schülerinnen und Schüler an drei Tagen in der Woche die Schule besuchen und an zwei Tagen einen Betrieb oder eine Einrichtung. Das Angebot richtet sich an Schülerinnen und Schüler, die die Jahrgangsstufe 7 beendet haben oder – auch das ist neu – bereits ein Mindestalter von 14 Jahren erreicht haben“, erläuterte Oldenburg.
Geplant ist, dass das neue Angebot „Praxisorientierte Berufsreife“ zum Schuljahr 2025/2026 startet.