Ein Tag im „Börgerhus“ in Rostock Groß Klein

Heute machen wir uns auf den Weg nach Rostock. Genauer gesagt in den Stadtteil Groß Klein. Dort wo der deutsche Rapper und Musiker Materia aufgewachsen ist. Die Verbindung zwischen dem Musiker und dem Stadtteiltreff  "Börgerhus" bzw. dem zugehörigen Jugendclub „224“ ist noch allgegenwärtig. Erst im Sommer 2019 hat Materia hier ein Konzert anlässlich des 40. Geburtstages des Stadtteils gegeben.

Altersstruktur im Blick behalten

In Rostock gibt es 9 Stadtteil- und Begegnungszentren. Sie sind Orte der Begegnung, Bildung und Kultur. Seit 2005 gibt es das „Börgerhus“ mit seinen vielfältigen Angeboten. „Wir müssen die Altersstruktur in unserem Stadtteil bei der Angebotsentwicklung immer im Blick haben“, erzählt die Leiterin. „In Groß Klein sind die Menschen im Durchschnitt 50 Jahre und älter“. Die Kurse und Angebot entstehen zum einen durch die Ideen der Mitarbeiter*innen und zum anderen durch Impulse von den Besucher*innen. „Bei uns finden ca. 40 Kurse regelmäßig statt und es gibt darüber hinaus noch monatliche Highlight“, so Anne-Maria Hocke.

„Börgerhus“ mit unterschiedlichen Funktionsräumen

Zu den monatlichen Highlights zählen u. a. verschiedene Vorträge, das monatliche Stadtteilfrühstück, Tanznachmittage oder Gaming-Tage. „Das Team überlegt sich immer wieder neue Angebote“, freut sich die Leiterin. Bei unserem Rundgang durch das Haus sehen wir die unterschiedlichen Funktionsräume. Angesiedelt im Börgerhus ist die Stadtteilbibliothek. Neben über 10.000 Büchern, und Zeitschriften gibt es mehr als 5000 CD´s und DVD´s. Die Bibliothek bietet auch Veranstaltungen für alle Altersgruppen – von Autorenlesungen über Projektveranstaltungen mit Schulen, Lesecafé‘s für Erwachsene bis hin zu Grusel-Lesenächten für die Kinder des Hortes. In der Werkstatt des Hauses können sich alle handwerklich betätigen.

Einmal im Monat öffnet dort die Fahrradwerkstatt ihre Türen. Im Bewegungsraum finden vielfältige Sportangebote für jede Alters- und Interessengruppe statt, z.B. Rap-Projekte, Seniorensport, Theater sowie weitere verschiedene Tanzkurse. Der Kreativraum eröffnet Betätigungsfelder wie malen, schneiden, falten, formen und im Seminarraum finden Versammlungen und Fortbildungen sowie Feierlichkeiten von Privatpersonen statt.

Verein Gemein für Groß und Klein e.V.

Eine enge Zusammenarbeit pflegt die Einrichtung mit dem Verein „Gemein für Groß und Klein e.V.“. Der Verein bietet in der Cafeteria im Haus den Mittagstisch für die Menschen aus dem Stadtteil an. Des Weiteren übernehmen die vielen ehrenamtlichen Helfer*innen die Pausenversorgung und das gesunde Schulfrühstück. „Ohne diese unermüdliche Unterstützung (auch bei unseren Veranstaltungen) könnten viele Abläufe in unserem Haus gar nicht gewährleistet werden. Sie unterstützen nicht nur die großen Feste, sondern auch alle Vermietungen unter der Woche, die eine Verpflegung mit Kaffee, Tee und ggf. Mittag wünschen“, hebt die Leiterin die Besonderheit dieses Engagements hervor.

Jugendzentrum „224“

In unmittelbarer Nähe befinden sich eine Grundschule mit Hort sowie eine Regionalschule. „Wir haben hier kurze Wege zwischen den Schulen, Jugendzentrum und dem Börgerhus“, freut sich die Leiterin über diese Kooperations- und Vernetzungsmöglichkeiten.
Das Jugendzentrum „224“ – Treffpunkt auch für Materia in jungen Jahren – ist auch heute noch für viele Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 27 Jahren aus dem Stadtteil Groß Klein eine wichtige tägliche Anlaufstelle. Freunde treffen, Freizeitmöglichkeiten nutzen (Billard, Tischtennis, Kicker etc.) oder einfach „Chillen“ und Musik hören. Die Besucher*innen des „224“ haben die Möglichkeit und die Wahl an den verschiedenen Angeboten teilzunehmen. Zum Beispiel wöchentliche Angebote, Projekte zur Berufsorientierung, außerschulischer Jugendbildung, Erlebnispädagogik, Ökologie, Medien- und Kreativwerkstatt sowie an den unterschiedlichen Ferienangeboten.

Familienbildung vor Ort

In vielen Stadtteil- und Begegnungszentren übernimmt der Träger Charisma e.V. Angebote für die Familienbildung. Dort werden Themen wie Erziehung, Pubertät und Bewegung angesprochen und Impulse gegeben. Jeden Freitag treffen sich im Multifunktionsraum des Hauses die Eltern-Kind-Gruppen. Das sind offene Gruppen für Eltern mit Kindern von 0-2 Jahren sowie werdende Eltern. Marina Morche verantwortet diesen gesamten Bereich der Jugend- und familienorientierten Gemeinwesenarbeit im Börgerhus und wird nicht müde neue Angebote zu schaffen und zu begleiten.

Ein Tag in der Familienbildungsstätte JAMBUS in Bad Sülze

Der heutige Praxisbesuch führt mich in die Recknitz und ins älteste Sol- und Moorbad Norddeutschlands. In Bad Sülze fahre ich zum Diakonischen Bildungszentrum Mecklenburg-Vorpommern gGmbH. In der Bildungsstätte JAMBUS Bad Sülze begrüßen mich die Geschäftsführerin Heike Harder und die Standortleiterin Mandy Ohm.

Auf über 1000 Quadratmetern finden sich ideale Bedingungen für die Fort-, Weiter- und Ausbildung von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen sozialer Einrichtungen. „Qualität, Flexibilität und persönliche Nähe – an diesen Standards richten wir unsere Bildungsangebote aus“, erzählt die Geschäftsführerin Heike Harder. Familien können für ihre Freizeit aus einer Fülle von Angeboten wählen, ihre Kompetenzen erweitern und eigene Chancen entdecken. Der Angebotskatalog der Familienbildungsstätte ist breit gefächert – Kurse in Englisch, Norwegisch oder Schwedisch können belegt werden. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt beim Nähkurs sowie Gitarrenkurs für Erwachsene und Kinder. Des Weiteren gibt es zahlreiche Angebote für die Gesundheit und Entspannung (u. a. Lach-Yoga, Hatha-Yoga, Heilkräuterseminar).

Familienbildung direkt vor Ort

„Die ländliche Struktur macht es für uns erforderlich, auf individuelle Besonderheiten einzugehen und besonders im Bereich der Familienbildung dezentrale Angebote zu realisieren“, berichtet Frau Ohm von der Praxis vor Ort. „Unsere Eltern-Kind-Spielkreise finden einmal in der Woche in Bad Sülze, Ribnitz-Damgarten und Barth statt.“ Darüber hinaus führen die Kollegen der Familienbildungsstätte thematische Elternabende in Kindertagesstätten durch. „Da sind wir in einem großen Radius in den Landkreisen Vorpommern-Rügen, Vorpommern-Greifswald, Landkreis Rostock und Stadt Rostock unterwegs“, erzählt die Leiterin der Familienbildungsstätte.

„Einen Schwerpunkt unserer Arbeit legen wir auch auf den sportlichen Bereich der Familienbildung. Wir bieten wöchentlich Eltern-Kind-Turnen an. Die Räumlichkeiten dazu haben wir hier vor Ort.

Darüber hinaus haben wir eine Kooperation mit der Median Klinik in Bad Sülze und können die Schwimmhalle nutzen. Die Kurse zum Babyschwimmen sind sehr beliebt“, freut sich Mandy Ohm. Ein weiteres Angebot in Kooperation mit der Klinik ist der Eltern-Kind-Schwimmlernkurs „Seepferdchen“. „Wir sind sehr froh, eine qualifizierte Fachkraft für diese Kurse zu haben“, so die Geschäftsführerin. Denn hier auf dem Lande ist es sehr schwierig qualifizierte Kursleiter*innen zu finden.

Das Geocaching ist ein besonderes Angebot und wird als Spaß für die ganze Familie auf Nachfrage durchgeführt. In dem Seminar geht es um Teamgeist, Geschick und Konzentration. Familien entdecken auf dem Weg durch Bad Sülze besondere Orte der Stadt und lernen die Geschichte kennen. Kleine Aufgaben müssen gemeinsam gelöst werden.

Jubiläum in der Familienbildungsstätte

Im nächsten Jahr feiert die Familienbildungsstätte einen besonderen Geburtstag.  „Im Jahr 2000 sind wir mit der Familienbildung gestartet und haben anfangs die Familienfreizeiten angeboten. Jetzt haben wir unser Angebot stark vergrößert und wir freuen uns über die vielen Kursteilnehmer*innen pro Jahr“, erzählt Heike Harder. „Nicht unerwähnt lassen möchte ich jedoch auch den Faktor der Mobilität und die damit verbundene Auslastung unserer Kurse. Hier im Ort gibt es nur noch die Grundschule. Viele Eltern müssen erst ins Auto steigen oder sind auf den ÖPNV angewiesen, um an den Kursen teilnehmen zu können“, berichtet Harder auch von den Schwierigkeiten in der Familienbildung.