Silbernetz – Telefon gegen Einsamkeit im Alter
Das Silbernetz bietet älteren Menschen in ganz Deutschland ein vertrauliches Gesprächsangebot gegen Einsamkeit. Die kostenfreie Hotline 0800 4 70 80 90 ist täglich von 8:00 bis 22:00 Uhr erreichbar und richtet sich an Menschen über 60 Jahre, die jemanden zum Reden brauchen – anonym, niedrigschwellig und ohne Verpflichtung.
Viele ältere Menschen erleben mit dem Wegfall des Berufslebens einen Verlust sozialer Kontakte. Besonders in ländlichen Regionen können lange Wege, geringe Mobilität und wenig wohnortnahe Angebote zu Isolation führen. In Mecklenburg-Vorpommern betrifft das zunehmend große Teile der Bevölkerung: Bereits 35 % der Menschen im Land sind über 60 Jahre alt.
Das Silbertelefon versteht sich als Ergänzung zu persönlichen Begegnungsorten. Wichtig sind wohnortnahe, konsumfreie Angebote – sogenannte „Dritte Orte“ – wie Seniorentreffs, Mehrgenerationenhäuser, Bibliotheken oder Dorfgemeinschaftshäuser. Auch Ehrenamt, Vereinsleben und Nachbarschaftshilfe leisten wichtige Beiträge zur sozialen Teilhabe.
Weitere Informationen und Unterstützungsangebote unter: www.silbernetz.org
Einsamkeit im Erwerbsalter: Neue Daten zeigen Handlungsbedarf
Eine aktuelle Auswertung des Deutschen Alterssurveys zeigt: Einsamkeit ist nicht nur ein Thema des Alters, sondern betrifft auch viele Menschen in der Lebensmitte. Besonders gefährdet sind Personen mit geringem Einkommen und ohne Erwerbstätigkeit. Rund jede elfte Person ab 43 Jahren gab an, sich „sehr einsam“ zu fühlen – bei den 43- bis 55-Jährigen sogar häufiger als in höheren Altersgruppen.
Der sozio-ökonomische Status spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wer armutsgefährdet ist oder nicht arbeitet, fühlt sich messbar häufiger einsam. Zwischen 43 und 65 Jahren wirkt Erwerbstätigkeit schützend – durch soziale Kontakte, Alltagsstruktur und das Gefühl, gebraucht zu werden. Ab dem Rentenalter gleichen sich die Werte unabhängig vom Erwerbsstatus an.
Das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) setzt mit der „Allianz gegen Einsamkeit“ auf gezielte Maßnahmen zur Stärkung sozialer Teilhabe: in Schulen, Vereinen, Arbeitswelt und Ehrenamt. Auch im Koalitionsvertrag ist die Weiterentwicklung der Strategie gegen Einsamkeit verankert – mit Fokus auf Prävention, Forschung und Netzwerkförderung.
Aktionswoche "Gemeinsam aus der Einsamkeit"
Auch im Jahr 2025 ruft das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend zur Aktionswoche „Gemeinsam aus der Einsamkeit“ vom 26. Mai bis zum 01. Juni auf. Die Initiative möchte Einsamkeit enttabuisieren, Begegnungen fördern und über bestehende Hilfsangebote informieren. Sie richtet sich an Menschen jeden Alters und ist Teil der bundesweiten Strategie gegen Einsamkeit.
Im Mittelpunkt der diesjährigen Aktionswoche steht das Thema „Gemeinsam Spielen“ – eine niedrigschwellige, verbindende Möglichkeit, mit anderen in Kontakt zu kommen. Ob Brettspiel, Kartenspiel oder gemeinschaftliches Spiel im Freien: Das gemeinsame Spielen schafft Nähe, Austausch und ein Gefühl der Zugehörigkeit.
Mitmachen kann jeder!
Von Spieletreffs über offene Nachmittage bis hin zu generationsübergreifenden Aktionen – Ideen gibt es viele. Auch in Mecklenburg-Vorpommern gibt es Aktionen im Rahmen der Aktionswoche. Informieren Sie sich bei Ihren Familienzentren, Mehrgenerationenhäusern oder anderen Initiativen in der Nähe oder schauen Sie gern in den Veranstaltungskalender der FamilienInfo MV.
Silbernetz - das Netzwerk gegen Einsamkeit im Alter
Silbernetz bietet bundesweit Hilfe für ältere Menschen mit Einsamkeitsgefühlen. Mit einem dreistufigen Angebot öffnet es Türen aus der Isolation:
- Unter der Rufnummer 0800 4 70 80 90 bietet Silbernetz Menschen ab 60 Jahren täglich von 8 bis 22 Uhr ein offenes Ohr.
- Einmal pro Woche zu einer vereinbarten Zeit rufen ehrenamtliche Silbernetz-Freund*innen „ihren“ älteren Menschen für eine Stunde an. Das ist persönlicher Kontakt und vertrauliches Gespräch – regelmäßig und zuverlässig.
- Silbernetz gibt den Anrufer*innen Informationen zu Basisangeboten der Altenhilfe in Ländern und Kommunen
Silbernetz ist ein Angebot des gemeinnützigen Vereins Silbernetz, das Netzwerk gegen Einsamkeit wurde 2014 in Berlin gegründet
Strategien gegen Einsamkeit an den Feiertagen
Einsamkeit kann an Feiertagen besonders deutlich zu spüren sein. Denn diese Tage haben für viele Menschen eine besondere Bedeutung, die mit einer besonderen gesellschaftlichen Erwartung wie gemeinsames Feiern mit der Familie oder im Freund*innenkreis verbunden ist.
Das Kompetenznetz Einsamkeit sammelt auf seiner Internetseite Angebote die während den Feiertagen Hilfe anbieten, beraten oder Menschen zusammenbringen.
Bio24 Social aus Poppendorf gewinnt bundesweiten Publikumspreis
Der Publikumspreis des KfW Award Gründen geht nach Mecklenburg-Vorpommern! Das gemeinnützige Jungunternehmen Bio24 Social aus Poppendorf im Landkreis Rostock konnte sich bei der Online-Abstimmung gegen die weiteren Landesgewinner durchsetzen und erhält den mit 5.000 Euro dotierten Preis der Bankengruppe.
Das Unternehmen Bio24 Social, das Seniorinnen und Senioren sowie ehrenamtliche Helfer zum Kochen und Backen einlädt und ein Café betreibt, wurde im November bereits als Landessieger in Mecklenburg-Vorpommern gekürt. Bio24 verbinde nachhaltige Produktion mit sozialem Engagement: Seniorinnen und Senioren im ländlichen Raum fertigen hochwertige Produkte und finden dabei neue Gemeinschaft. “So wirkt Bio24 Social in vorbildlicher Weise Einsamkeit entgegen und stärkt regionale Strukturen“, betonte die Sozialministerin Stefanie Drese.
Die Produkte werden anschließend im eigenen Dorfladen verkauft und die Erlöse fließen in die Prävention gegen Einsamkeit zurück. „Wo Menschen jeden Alters aufeinandertreffen, wo gemeinsam gekocht, geklönt, gescherzt und manchmal sogar getanzt wird, dort hat Einsamkeit keinen Platz“, verdeutlichte die Ministerin. So setze das Projekt bereits praktisch um, was derzeit auf Landesebene im Rahmen des Runden Tisches gegen Einsamkeit erarbeitet werde.
Engagement gegen Einsamkeit
Mit dem „KfW Award Gründen“ werden jährlich Existenzgründer und Jungunternehmer geehrt, die in besonderem Maße soziale Verantwortung übernehmen. Der Landessieg für Mecklenburg-Vorpommern ging in diesem Jahr an ein gemeinnütziges Start-up gegen Einsamkeit aus Poppendorf bei Rostock. In einem umgebauten Schweinestall kommen dort Seniorinnen und Senioren und Freiwillige aus dem Dorf zusammen, um gemeinsam Rezepte „von Oma und Opa“ zu kochen. Die Produkte werden anschließend im eigenen Dorfladen und Café verkauft. Die Erlöse fließen in die Prävention gegen Einsamkeit zurück.
Das Projekt setzt bereits praktisch um, was auf Landesebene im Rahmen des Runden Tisches gegen Einsamkeit erarbeitet wird. „Mit mehr als 60 Mitgliedern aus Politik, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft beschäftigen wir uns in diesem Gremium seit dem vergangenen Jahr mit der Frage, wie wir den zunehmen Vereinsamungstendenzen in unserer Gesellschaft wirksam begegnen können. Denn Einsamkeit ist längst kein gesellschaftliches Randphänomen mehr – auch unabhängig vom Alter“, erklärte Drese. Erste Handlungsempfehlungen sollen im Jahr 2025 dem Landtag übergeben werden.
3 Millionen Euro gegen Einsamkeit für Kommunen
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) startete am 1. September 2024 sein neues Förderprogramm „Zusammenhalt stärken – Menschen verbinden“, das mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert wird. Mit diesem Programm wird erstmals die Zielgruppe der 28 bis 59-Jährigen in den Blick genommen. Bundesministerin Lisa Paus begrüßte in der Auftaktveranstaltung am 3. September die 19 Kommunen als Träger des neuen Programms.
Ziele des Programms sind der Auf- und Ausbau von kommunalen Strukturen zur Vorbeugung und Linderung von Einsamkeit und sozialer Isolation sowie Verbesserung der sozialen Teilhabe und Arbeitsmarktchancen für Menschen in der Altersgruppe zwischen 28 und 59 Jahren.
So wird es z. B. in einem Projekt spezielle Angebote für Neubürger*innen, Alleinerziehende oder kinderlose Menschen geben. Eine Kommune plant partizipative Konferenzen, unter Einbeziehung von Betroffenen von Einsamkeit und Armut zur Entwicklung von Maßnahmen für diese Zielgruppe. Die Einbindung des Themas Einsamkeit und soziale Isolation in städtische Planungs- und Steuerungsmaßnahmen ist ein weiterer Ansatz, um Strukturen fest zu etablieren.
Strategie gegen Einsamkeit (PDF)
Erstes bundesweites Einsamkeitsbarometer
Es ist die erste umfassende Analyse des Einsamkeitserlebens der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland in den vergangenen 30 Jahren. Die Langzeitanalyse ist Teil der „Strategie der Bundesregierung gegen Einsamkeit“ und wurde auf Grundlage des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP - jährliche repräsentative Wiederholungsbefragung von Privathaushalten) mit Daten von 1992 bis 2021 durch das vom BMFSFJ geförderte "Kompetenznetz Einsamkeit" am Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik aufbereitet.
Zentrale Ergebnisse des Einsamkeitsbarometers: Einsamkeitsbelastungen durch die Corona-Pandemie gehen zurück. Die Einsamkeitsbelastungen bei der Gesamtbevölkerung stiegen von 7,6 Prozent in 2017 auf 28,2 Prozent in 2020 auf 11,3 Prozent in 2021.
- Ältere und jüngere Menschen sind am häufigsten betroffen
- Frauen sind stärker belastet als Männer
- Einsamkeit wirkt sich negativ auf die physische und psychische Gesundheit aus
- Armut, Care-Arbeit und Migration hängen stark mit Einsamkeit zusammen
- Gesellschaftliche Teilhabe, soziale Bindungen und Bildung wirken als Resilienzquellen von Einsamkeit