Neues ab 2025! Alle Infos für Familien in Mecklenburg-Vorpommern

Die MitMachZentralen in MV: Anlaufstellen für´s Ehrenamt

Hallo Frau Illerhaus-Kulow, danke, dass Sie sich Zeit für den Blog nehmen. Stellen Sie sich bitte einmal kurz vor.

Vielen Dank für die Einladung, sehr gerne! Ich bin Carolin Illerhaus-Kulow und seit Januar 2024 zuständig für die MitMachZentrale des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte unter der Trägerschaft des Instituts für Sozialforschung und berufliche Weiterbildung, kurz ISBW gGmbH. Hauptsächlich arbeite ich in meinem Büro in Waren, aber auch in Neubrandenburg und Neustrelitz finden Beratungen statt. Der Landkreis ist groß – ich bin viel unterwegs!

Erzählen Sie uns gerne mehr von der MitMachZentrale. Was sind die Aufgaben und Arbeitsschwerpunkte?

Das Ministerium für Sport, Gesundheit und Familie MV fördert insgesamt acht MitMachZentralen im Bundeesland. Neben der MitMachZentrale MSE gibt es auch noch weitere in den anderen Landkreisen. Die Hauptaufgabe der MitMachZentralen ist es, generell das Engagement im Landkreis oder der jeweiligen Stadt zu fördern. Dies geschieht über verschiedene Wege: Interessierte Bürger*innen, welche sich gerne engagieren möchten, können mit uns gemeinsam das Spektrum des Engagements kennenlernen, sodass wir bestimmt einen passenden Einsatzort finden. Zudem geben wir Unterstützung im Förderdschungel um passende Fördermittel für konkrete Vorhaben zu finden. Auch Veranstaltungen und Weiterbildungen für Ehrenamtliche gehören zu unserem Aufgabenspektrum.

Wie geben Sie Unterstützung und Hilfe?

Da die Anliegen und Anfragen sehr unterschiedlich sind, ist es wirklich wichtig ganz individuell zu beraten und zu unterstützen. Ein kleiner Verein braucht Ideen für die Öffentlichkeitsarbeit um neue Mitglieder zu werben, eine Kita sorgt sich um den Versicherungsschutz der Engagierten im Haus, Zugezogene möchten sich engagieren um Gleichgesinnte kennenzulernen und ihr Wissen weiterzugeben. Das sind nur wenige Beispiele der Vielfalt – aber überall finden wir Lösungen und entwickeln Ideen!

Welche Motivation haben die Freiwilligen, sich zu engagieren?

Engagement ist Vielfalt pur – und so ist es auch die jeweilige persönliche Motivation, die dahinter steckt. Für viele steht der Wunsch im Vordergrund, ihre Region aktiv mitzugestalten und einen positiven Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten. Sie möchten etwas zurückgeben, was sie selbst als wertvoll empfinden, sei es in Form von Zeit, Wissen oder Fähigkeiten.
Engagierte schätzen den Austausch mit Gleichgesinnten und die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen. Nicht zuletzt finden viele Erfüllung und Sinn im Ehrenamt, weil sie direkt sehen können, wie ihr Einsatz anderen Menschen hilft und das Zusammenleben bereichert.

Was sind die größten Herausforderungen, denen Freiwillige gegenüberstehen?

Auch hier ist es sinnvoll ein bisschen zu differenzieren. Für junge Menschen, Schüler*innen und Student*innen, Berufstätige, Eltern (insbesondere von kleinen Kindern) und Menschen mit zu pflegenden Angehörigen ist es sicherlich besonders herausfordernd, Zeit für ein Ehrenamt zu finden. Menschen, die in ihrem Alltag überlastet sind, können sich nur schwer engagieren. Mir begegnen immer wieder Personen, die sich gerne engagieren würden, aber es nicht im Alltag integrieren können.
Auch wichtig sind die Rahmenbedingungen, in welchen ein Ehrenamt stattfinden. Wo ist das Ehrenamt angegliedert? Wird das Engagement gesehen und anerkannt? Sind in Vereinen beispielsweise die Aufgaben so verteilt, dass sie gut bewältigt werden können – oder machen nur wenige Personen viel zu viel?
Zudem brauchen auch ehrenamtlich organisierte Projekte Geld, das ist nicht zu vernachlässigen. Die Beantragung von Fördergeldern kostet viel Zeit Mühe, was alles im Ehrenamt geschieht. Hier unterstütze ich auch gerne und berate schon vorab, welche Fördermöglichkeiten wirklich sinnvoll und passend sind.

Sie haben gerade von Menschen gesprochen, die sich gerne engagieren möchten, aber eigentlich keine Zeit dafür haben. Was würden Sie in solchen Situationen raten? Gibt es Möglichkeiten?

Auf jeden Fall – und es wird zunehmend wichtiger, genau solche Formate zu finden. Kurzzeitengagement, oder wie ich auch gerne sage „Engagement-Sprints“ zu vermitteln ist eine wichtige Herausforderung, die gute Plattformen braucht. Diese Engagements sind kurzweilig und können aber enorm viel bewirken. Das kann beispielsweise die Mithilfe bei einem Fest sein, oder als Vorbereitung dafür in Form von Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit.
Engagierte, die im Alltag wenig Zeit finden, können sich oftmals nur schwer für längere Zeiträume und langfristige Verantwortungsbereiche festlegen. Kurzeitengagement bringt die Möglichkeit, die eigenen Stärken und Fähigkeiten wirksam dort einzusetzen, wo es in dem Moment akut am besten benötigt wird. Eine Bereicherung für beide Seiten!

Welche Pläne hat die Mitmachzentrale für die Zukunft?

Generell dreht sich bei uns vieles um die Frage: Wie können wir Engagement stärken und vorhandene Strukturen unterstützen. Es ist uns ein Anliegen, die vielen Engagierten zu erreichen und ein wirkungsvolles Angebot vorzuhalten.
Wir achten somit auch zukünftig stark darauf, im Gespräch mit Engagierten zu bleiben um die Bedarfe zu erfassen. In der Mecklenburgischen Seenplatte möchte ich nächstes Jahr auch mehr das Engagement in den dörflicheren Gegenden kennenlernen, bislang habe ich mich auf Waren, Neustrelitz und Neubrandenburg konzentriert.

Wie sieht die Zukunft des Ehrenamts in der Region aus?

Ehrenamt trägt unser Zusammenleben als Gesellschaft: Nachbarschaftshilfe, die Freiwilligen Feuerwehren, ehrenamtliche Bürgermeister*innen, Vereine, die kulturelle, soziale, gesellschaftsstärkende oder umweltschützende Projekte in die Wege leiten, Sportvereine. Menschen organisieren sich über Vereine, verbringen eine gute und wirkungsvolle Zeit zusammen. Das brauchen wir mit Blick auf unsere Zukunft mehr denn je! Gleichzeitig muss Ehrenamt, Engagement und Vereinsleben auch zeitgemäß sein: Um die Wege in unserem Bundesland zu überbrücken braucht es gute Mobilitätsstrukturen. Auch das Thema Digitalisierung ist im Ehrenamtskontext ein wichtiges: Was für viele Vereine eine große Herausforderung ist, bietet gleichzeitig wunderbare Möglichkeiten.

Wo sind die MitMachZentralen zu finden? Wie kann man Kontakt aufnehmen?

Das Büro der MitMachZentrale MSE ist in der Dietrich-Bonhoeffer-Str. 18 in Waren (Müritz), direkt angegliedert an unsere Familienbildungsstätte, dem Familienhafen Waren.
Carolin Illerhaus-Kulow ist Ihre Ansprechpartnerin vor Ort und freut sich auf regen Austausch, gute Ideen und engagierte Menschen im Landkreis MSE! (Tel. 03991 180037)

Die Kontakte aller MitMachZentralen in MV finden Sie HIER auf unserer Seite.

Was macht das Pflege-Familien-Zentrum Rostock?

Hallo Frau Widuckel, danke, dass Sie sich Zeit für den Blog nehmen. Stellen Sie sich bitte einmal kurz vor.

Hallo. Ich bin Susann Widuckel und habe letztes Jahr mein Studium der Sozialen Arbeit beendet. Davor habe ich eine Ausbildung zur Mediengestalterin in Berlin gemacht und freue mich nun, dass ich seit Oktober 2023 meine Erfahrungen aus Beidem im Pflege-Familien-Zentrum miteinbringen darf.

Seit wann gibt es „Das Kind im Blick“ Pflege-Familien-Zentrum Rostock?

Gerade erst im letzten Jahr September hatte das Pflege-Familien-Zentrum sein 15. Jubiläum. Dieses Jahr sind es dann schon fast 16 Jahre.

Was sind Ihre die Aufgaben und Arbeitsschwerpunkte?

Wir, „Das Kind im Blick“ – Pflege-Familien-Zentrum der Caritas, wurden damit beauftragt, Pflegefamilien zu finden, die den besonderen Herausforderungen einer Pflegschaft gewachsen sind und begleiten bestehende Pflegeverhältnisse. Dabei arbeiten wir eng mit dem Jugendamt und anderen Institutionen zusammen.
Des Weiteren vermitteln wir Pflegekinder in Pflegefamilien und haben im Prozess der Pflegschaft die Aufgabe, im guten Kontakt zur Pflegefamilie zu stehen, Eltern zu begleiten, die Entwicklung und Bedürfnisse des Pflegekindes einzuschätzen und in Konfliktsituationen beratend tätig zu werden. Wir arbeiten mit den Herkunftsfamilien zusammen, um mögliche Umgangskontakte zwischen dem Pflegekind und seinen Eltern zu organisieren und zu unterstützen. Es ist von großer Bedeutung, Eltern darin zu unterstützen, trotz aller Umstände gute Wegbegleiter für ihr Kind zu bleiben und sich in ihre neue Rolle einzufinden.

Wir machen Öffentlichkeitsarbeit um über die Pflegekinderhilfe zu informieren und aufzuklären und wollen mit einer sorgfältigen und umfassenden Akquise neue Pflegeeltern finden und Sie auf Ihrem Weg umfassend unterstützen. Dazu gehören regelmäßig stattfindende Informationsabende, individuelle Beratungen von Interessierten, die 2-mal im Jahr stattfindenden Vorbereitungskurse und der Bewerbungs- & Anerkennungsprozess, in dem die Eignung der Bewerber*innen festgestellt wird.

Um Pflegeeltern zu stärken, ihnen zusätzliches Wissen zu vermitteln und auch Raum zu lassen für den Austausch mit anderen Pflegeeltern, bietet das Pflege-Familien-Zentrum regelmäßig Fortbildungen und Supervisionen zu unterschiedlichen Themen an.

Wie wird man eine Pflegefamilie? Was gibt es für Voraussetzungen?

Menschen, die den Gedanken haben Pflegefamilie zu werden, besuchen meist eine unserer Informationsveranstaltungen oder haben bereits ein Vorgespräch mit einem Mitarbeitenden des Pflege-Familien-Zentrums geführt. Wenn das Interesse weiterhin besteht, haben Sie die Möglichkeit sich zu einem unserer Vorbereitungskurse anzumelden. Dieser Kurs dauert 3-4 Monate, bei dem an 11 Abenden und einem Wochenendseminar die Interessierten auf die kommenden Aufgaben und Verantwortungen vorbereitet werden. Sie können sich mit verschiedenen Themen bezüglich der Pflegekinderhilfe auseinandersetzen. Neben der Wissensvermittlung ist dieser Vorbereitungskurs eine tolle Möglichkeit aneinander kennenzulernen und Teil einer Gemeinschaft zu werden.

Um Pflegeeltern zu werden, müssen Bewerber*innen bestimmte Voraussetzungen erfüllen und nach dem Vorbereitungskurs einen Bewerbungsprozess durchlaufen. Hier müssen Bewerber*innen eine Bewerber*innenmappe einreichen, die Kenntnis über die Motivation und über die gesundheitliche und finanzielle Situation geben soll. Zudem müssen die Bewerber*innen ein erweitertes Führungszeugnis einreichen. Gleichzeitig führen wir Gespräche mit den potenziellen Eltern, um die Familiensituationen, Biografie und das „neue Zuhause“ kennenzulernen. Anhand dieses Bewerbungsprozesses können sowohl wir als auch das Jugendamt die Eignung der Bewerber*innen feststellen, damit sie als Pflegefamilie anerkannt werden.

Pflegefamilie können Familien, Paare oder Alleinstehende werden. Alle Lebensformen, die in unserer Gesellschaft vertreten sind, können geeignete Lebensorte für Pflegekinder bieten. Wir suchen Menschen, die gesellschaftliche Verantwortung tragen möchten, die gern mit Kindern leben und sich mit Ihnen freuen können, die auch mit den leiblichen Eltern im Kontakt bleiben und die offen mit den Fachkräften zusammenwirken. Menschen, die eben bereit sind ein Kind vorübergehend oder auf Dauer bei sich aufzunehmen und ihnen eine liebevolle und sichere Umgebung bieten möchten.

Was gehört alles zu den Aufgaben der Pflegeeltern? Welche gesetzlichen Rahmenbedingungen müssen beachtet werden?

Was Pflegeeltern leisten, lässt sich kaum in wenigen Sätzen beschreiben. Die Aufgaben der Pflegeeltern sind vielseitig und von großer Bedeutung für die Entwicklung und das Wohlbefinden des Kindes. Zunächst einmal sind Pflegeeltern für die grundlegende und gesundheitliche Versorgung und Betreuung des Kindes verantwortlich. Darüber hinaus unterstützen und fördern sie das Kind in seiner körperlichen, geistigen und emotionalen Entwicklung und bieten dem Kind eine liebevolle und sichere Umgebung.

Ein wesentlicher Aspekt ist auch die Erziehung und Förderung des Kindes. Pflegeeltern vermitteln Werte und soziale Kompetenzen und unterstützen die individuellen Fähigkeiten und Talente des Kindes. Sie helfen dem Kind, sich in die Gemeinschaft und das soziale Umfeld zu integrieren. Pflegeeltern bauen eine vertrauensvolle und stabile Bindung zu dem Kind auf und bieten ihm emotionale Sicherheit und Unterstützung.

Darüber hinaus ist es wichtig, dass Pflegeeltern bereit sind mit dem Jugendamt und dem Pflege-Familien-Zentrum zusammenzuarbeiten. Wir möchten, dass Pflegeeltern mit ihren Aufgaben nicht alleine gelassen werden. Daher bieten wir regelmäßige Beratungen an und unterstützen die Pflegeeltern in all ihren Belangen. Bei regelmäßig stattfindenden Hilfeplangesprächen haben die Pflegeeltern die Möglichkeit, sich gemeinsam mit dem Jugendamt und dem Pflege-Familien-Zentrum über die Themen und Entwicklung des Kindes auszutauschen.

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind klar definiert und im SGB VIII geregelt. Pflegeeltern benötigen eine Pflegeerlaubnis vom Jugendamt, die nach einer vielseitigen Eignungsfeststellung erteilt wird. Diese umfasst persönliche, gesundheitliche und wirtschaftliche Aspekte. Zwischen den Pflegeeltern und dem Jugendamt wird eine Pflegevereinbarung geschlossen, die die genauen Bedingungen und Verantwortlichkeiten regelt. Zur Unterstützung erhalten die Pflegeeltern Pflegegeld.

Auch die Rechte der leiblichen Eltern, wie das Umgangsrecht, müssen berücksichtigt werden, solange dies dem Kindeswohl nicht entgegensteht.
Pflegeeltern sollten ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein, Empathie, Geduld und Offenheit für die besonderen Herausforderungen von Pflegekindern mitbringen und einen respektvollen und verständnisvollen Umgang mit deren Biografie und Erfahrungen pflegen. Pflegeeltern leisten einen unverzichtbaren und so wichtigen Beitrag zur positiven Entwicklung und zum Wohlbefinden des Pflegekindes.

Wie läuft die Vermittlung eines Pflegekindes ab?

Von der Anerkennung als Pflegeeltern bis zur Vermittlung eines Kindes kann eine gewisse Zeit vergehen. Nicht jede Familie ist die richtige für ein bestimmtes Kind und nicht jedes Kind passt in jede Familie. Die Vermittlungsprozesse sind immer wieder verschieden, weil die Bedarfslagen und die Lebensgeschichten individuell sind. In der Regel besteht zwischen den leiblichen Eltern und Jugendamt bereits eine Zusammenarbeit. Es kann sein, dass Eltern im Vorfeld Hilfen zur Erziehung beantragt haben und deutlich wird, dass eine Pflegfamilie die geeignetere Hilfe ist. Dann stellen die Eltern den Antrag auf diese Hilfeform. Häufig geschieht das aber auch über das Familiengericht. Die Vermittlung umfasst mehrere Schritte und wird vom Jugendamt und dem Pflege-Familien-Zentrum erarbeitet. Der Prozess ist sorgfältig strukturiert, um sicherzustellen, dass das Kind in ein sicheres und unterstützendes Umfeld kommt. Im Fokus stehen die Bedürfnisse des Kindes.

"Erst wenn alle ein gutes Gefühl entwickeln konnten, finden die Kontakte zwischen den Pflegeeltern und Kind statt und es beginnt der Anbahnungsprozess."

Zunächst wendet sich das Jugendamt an uns mit einem sogenannten Vermittlungsauftrag, der Auskunft über das zu vermittelnde Kind und deren Eltern gibt und den Bedarf ermittelt. Bevor überlegt wird, welche Pflegefamilie die passende sein könnte, werden Vorgespräche durch das Pflege-Familien-Zentrum mit den leiblichen Eltern geführt, um diese kennenzulernen, ihre Ansichten zu berücksichtigen und Vertrauen aufzubauen. Es ist wichtig, die Eltern in diesen Prozess miteinzubeziehen, da auch sie sich mit der Pflegefamilie wohlfühlen sollen, um gute Wegbegleiter für ihr Kind zu bleiben. Auch dem Kind gibt es Sicherheit und schützt es vor einem Loyalitätskonflikt, wenn die Eltern sich mit der Pflegefamilie verstehen. Auch für die im späteren Verlauf stattfindenden Umgangskontakte ist das von großer Bedeutung.

Ebenfalls werden Gespräche mit dem zu vermittelnden Kind geführt, um auch hier Vertrauen aufzubauen und die Bedürfnisse des Kindes kennenzulernen. Auf Grundlage der Bedarfsermittlung des Jugendamts, den Vorgesprächen mit dem Kind und seinen Eltern wird nun eine passende anerkannte Pflegefamilie gesucht. Daher ist der Vorbereitungskurs und der Bewerbungsprozess von enormer Bedeutung, da sie Erkenntnisse und Wissen über die möglichen Pflegeeltern geben und Grundlage für die Einschätzung sind, ob das Kind zu Ihnen passen könnte.

In einem nächsten Schritt lernen sich die Eltern und die potentielle Pflegefamilie kennen. Die Pflegeelternbewerber*innen erhalten alle Informationen, die zum Kind bekannt sind. Diese Gespräche sind meist sehr emotional berührend und beide stellen sich gegenseitig ihre Familien vor. Erst wenn alle ein gutes Gefühl entwickeln konnten, finden die Kontakte zwischen den Pflegeeltern und Kind statt und es beginnt der Anbahnungsprozess. Wie lange dieser dauert bestimmt einzig und allein das Kind und werden je nach Alter in diesem Prozess bestmöglich beteiligt. In mehreren, individuellen Treffen können sich Pflegeeltern und Kind näher kennenlernen und das Kind bekommt einen Eindruck von der Familie. Das können kurze Besuche und später auch Übernachtungen sein.

Wenn das Kind, Eltern und die Pflegefamilie sich miteinander wohlfühlen kann nach dem Anbahnungsprozess, der Übergang gestaltet werden und eine Pflegevereinbarung mit dem Jugendamt abgeschlossen werden. Das Pflegeverhältnis beginnt. In regelmäßigen Abständen finden Hilfeplangespräche mit allen Beteiligten statt, um zu schauen, wie sich das Kind in der Pflegefamilie entwickelt und welche Aufgaben jeder übernehmen sollte. Während des Pflegeverhältnisses werden die Pflegefamilien, das Pflegekind und die Eltern begleitet und unterstützt.

Welche Fragen werden Ihnen am häufigsten von den zukünftigen Pflegeeltern gestellt?

Vielen Dank für das Interview!

Weihnachtliche Freizeittipps für die ganze Familie

Kinder psychisch kranker Eltern: Einblick in die Arbeit der Landesfachstelle KipsFam MV

Hallo Frau Dr. Pomowski, danke, dass Sie sich Zeit für den Blog nehmen. Stellen Sie sich bitte einmal kurz vor.

Mein Name ist Kristin Pomowski, ich bin studierte Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin und habe bereits bei meinem Berufseinstieg 2005 mit Familien zusammengearbeitet, in denen psychische Erkrankung eine Rolle spielten. In der Sozialpädagogischen Familienhilfe habe ich Eltern mit psychischen Erkrankungen begleitet und mit ihnen auf die Situation ihrer Kinder geschaut.
Fast alle Kolleginnen in unserer Landesfachstelle haben in ihrem beruflichen Alltag mit der Thematik Berührung gehabt. Da wir alle aus unterschiedlichen Berufskontexten kommen, bringen wir unsere spezifische Erfahrungen mit den jeweiligen Versorgungs- und Unterstützungssystemen in unsere Arbeit ein.

Quelle: Privat

Seit wann gibt es das Projekt KipsFam MV und was verbirgt sich dahinter? Was sind die Aufgaben und Arbeitsschwerpunkte?

Die Landesfachstelle KipsFam wurde Anfang 2023 vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Sport MV initiiert. Sie ist beim Landesverband Sozialpsychiatrie MV e.V. angesiedelt und wird mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds ESF+ gefördert (vorerst bis Dezember 2025, mit Option auf Verlängerung bis Ende 2028).
Wir wissen, dass Kinder und Jugendliche aus psychisch und/oder suchtbelasteten mit spezifischen Herausforderungen konfrontiert sind und daher ein vielfach erhöhtes Risiko haben, selbst psychisch zu erkranken. Allerdings sind sie oft sehr angepasst, still und kaum sichtbar – psychische Erkrankungen sind nach wie vor mit einem großen Stigma belastet. Die Familien nehmen kaum Hilfen in Anspruch und sind daher für die Versorgungs- und Unterstützungssysteme schwer erreichbar. Die betroffenen Familien dürfen aber nicht allein gelassen werden.
2019 haben wir in einer Bestandsaufnahme festgestellt, dass es in MV an wohnortnahen, altersgerechten, niedrigschwelligen und digitalen Anlaufstellen für Kinder aus psychisch und/oder suchtbelas-teten Familien mangelt. Besonders auf dem Land. Die Wege sind lang und die Verfahren starr, wofür die Kraft der Familien oft nicht ausreicht. Jetzt wollen wir unterschiedliche Akteur*innen zusammenbringen und gemeinsam neue Ansätze entwickeln. Unser Ziel ist es, langfristig in allen acht Gebietskörperschaften familienorientierte und leicht zugängliche Angebote zu haben und so die Versorgung der betroffenen Kinder und Jugendlichen in MV nachhaltig zu verbessern.

Was können Kinder tun, wenn sie bemerken, dass ihre Eltern süchtig sind?

Eine Sucht ist eine psychische Erkrankung und kann verschiedene Gesichter haben. Manche Menschen trinken zu viel Alkohol oder nehmen andere Drogen zu sich. Andere leiden an Essstörungen (Bulimie, Magersucht etc.) oder Spielsucht. Daher ist es auch unterschiedlich, wie die Eltern sich verhalten und woran man ihre Sucht erkennen kann. Nicht immer ist es offensichtlich, weil der Atem beim Gute Nacht-Kuss nach Alkohol riecht oder überall Schnapsflaschen rumliegen.
Wichtig ist: Wenn Kinder vermuten, dass ihre Eltern süchtig sind und Hilfe benötigen, sollten sie sich jemandem anvertrauen. Es ist nicht ihre Aufgabe, für das Wohlergehen der Eltern zu sorgen. Andere Erwachsene, die von einer möglichen Sucht oder psychischen Erkrankung in der Familie wissen, können weitere Unterstützung holen. Und den Kindern zeigen: Es ist nicht ihre Schuld, wenn es Mama oder Papa im Moment nicht gut geht – es gibt Fachpersonen, die helfen können.
Auf unserer Homepage www.blickauf-kipsfam.de geben wir u.a. Tipps, an wen Kinder, Jugendliche und Eltern sich wenden können, um Beratung und Hilfe zu erhalten. Wir zeigen auch, wie sie wieder etwas mehr Normalität in ihren Alltag holen können.

Wie geben Sie Unterstützung und Hilfe?

Die Landesfachstelle ist keine klassische Beratungsstelle für betroffene Familien, sondern Vernetzerin und Beraterin in der Region. Wir möchten Akteur*innen im Bundesland begleiten, zusammenbringen und so neue Unterstützungsangebote fördern. Oft fehlt es Fachkräften an Hintergrundwissen über Beantragung- und spezifischen Unterstützungsmöglichkeiten – dabei möchten wir zur Seite stehen.
Das Thema KipsFam ist ein Schnittstellenthema, es ist also notwendig, Akteur*innen aus verschiedenen Sektoren (Gesundheitswesen, Bildung, Freizeit, Kinder- und Jugendhilfe, Eingliederungshilfe etc.) an einen Tisch zu bringen. Die Landesfachstelle selbst ist auch intersektoral aufgebaut: Die Fachaufsicht ist an das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Sport MV gekoppelt und dort an zwei ver-schiedenen Referaten angesiedelt (Psychiatrie, Maßregelvollzug, Sucht und Prävention & Jugendhilfe, Jugendarbeit, Kinder und Jugendschutz). Durch die unterschiedlichen Professionen vereinen wir die Perspektiven der Sozialpsychiatrie, der Kinder- und Jugendhilfe, Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Gesundheitsförderung und Prävention. Zudem gibt es weitere enge Kooperationspartner*innen auf Landesebene, zu denen ein enger Austausch besteht: Das GKV Bündnis für Gesundheit MV, die Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen MV (LAKOST MV), die Unimedizin Rostock und Schabernack (Zentrum für Praxis und Theorie der Jugendhilfe e.V.). Aktuell werden in allen Landkreisen und kreisfreien Städten regionale Anlauf- und Unterstützungsstel-len gegründet – KipsFam Regio. Ihre Aufgabe ist es, Angebote vor Ort zu koordinieren und voranzubringen, das Thema sichtbar zu machen, sich zu vernetzen und für Familien ansprechbar zu sein.

Aufklärung ist bei psychischen oder Suchterkrankungen sehr wichtig. Wie fördern Sie die Prävention?

Psychische Erkrankungen können jede*n treffen. Mit einer breit angelegten Öffentlichkeitsarbeit möchten wir das Stigma „psychisch krank“ abbauen. Mit verschiedenen Formaten wie Homepage, Social Media, Veranstaltungen, Newsletter usw. klären wir über Hintergründe und Hilfsangebote auf. Dabei möchten wir auch dafür sensibilisieren, im Falle einer psychischen Erkrankung die Kinder mitzudenken. Wenn Erwachsene beispielsweise wegen einer Depression in Therapie gehen oder in einer Klinik behandelt werden, sollte immer geprüft werden – Ist die Patientin Mutter? Hat der Patient Kinder? Sind sie versorgt? Das ist unser größtes Anliegen: Wir möchten diese Kinder und ihre Bedarfe sichtbar machen. Dazu zählt auch Früherkennung: Es muss sichergestellt sein, dass Belastungen in der Familie früh gesehen werden – sei es durch die Kinderärztin bei der U-Vorsorgeuntersuchung, den Trainer*innen im Fußballverein oder die Lehrkraft an der Schule. Das können wir nur erreichen, wenn alle Systeme aus den unterschiedlichen Lebensbereichen der Kinder und Jugendlichen und Familien zusammenarbei-ten: Verwaltung, klinische Versorgung, Kinder- und Jugendhilfe, frühkindliche und schulische Bildung, Prävention und Gesundheitsförderung, Beratung und Therapie, Arbeit etc. – alle Institutionen sollen ihre Unterstützungsleistungen familienorientiert konzipieren und nicht nur die Einzelperson, sondern die gesamte Familie sehen. Daher wollen wir Fachkräfte aus unterschiedlichen Sektoren weiterbilden.

Wie erkennt man bei Kindern Anzeichen einer Belastung durch die Erkrankung der Eltern?

Eine psychische Erkrankung oder Suchterkrankung der Eltern belastet das gesamte Familiensystem, insbesondere die Kinder. Sie müssen in jungen Jahren elterliche Aufgaben übernehmen und sind oft seelisch überfordert. Wenn Eltern in psychischen Ausnahmezuständen und Krisen stecken, können sie die Bedürfnisse ihrer Kinder nicht immer sehen. Die Kinder und Jugendlichen machen sich häufig Sorgen um ihre Eltern, fühlen sich schuldig oder schämen sich dafür, dass ihre Eltern so anders oder seltsam sind. Das führt zu Tabuisierung, Isolation, Überforderung und Stress.
Für Außenstehende ist diese Belastung oft nur schwer zu erkennen. Viele betroffene Kinder isolieren sich und vernachlässigen mehr und mehr ihre sozialen Kontakte. Besonders, wenn sie sich zuhause auch um jüngere Geschwister kümmern müssen, wirken die Kinder plötzlich müde oder unzuverlässig, die Leistungen in der Schule fallen ab. Auch sehr auffallendes, eventuell aggressives Verhalten können erste Anzeichen sein.

Wo ist KipsFam zu finden? Wie kann man Kontakt aufnehmen?

Am einfachsten geht das über unsere Homepage: www.blickauf-kipsfam.de
Hier finden Hilfesuchende auch spezielle Angebote aus den einzelnen Region in MV. Wir vermitteln auch gerne zu Fachkräften, die sich vor Ort bereits mit dem Thema beschäftigen.
Einfach eine E-Mail schreiben – wir sind bemüht, so schnell wie möglich zu antworten und je nach An-liegen Informationen, Kontakte o. ä. zu vermitteln. Aktuelle Infos zu unserer Arbeit und zum Thema gibt es auch auf unserem Instagram-Account @blickauf_kipsfam und über unseren Fachnewsletter BlickPost: https://www.blickauf-kipsfam.de/newsletter

 

Sommerzeit: Tipps für Eltern mit Babys & Kleinkindern

Dr. med. Juliane Dirks; Foto: privat

1. Hallo Frau Dr. Dirks. Danke für Ihre Zeit! Stellen Sie sich bitte einmal kurz vor.

Mein Name ist Dr.med. Juliane Dirks und ich bin seit März 2022 niedergelassene Fachärztin für Kinder-und Jugendmedizin in Neustrelitz. Da mir in der Schule sowohl Sprachen als auch Naturwissenschaften viel Spaß gemacht haben, habe ich nach dem Abitur 2006 zunächst eine Ausbildung zur Außenhan-delskauffrau bei einem internationalen Medizintechnikkonzern in Hamburg gemacht. Meine Begeiste-rung für die Medizin wuchs weiter und ich habe 2009 mein Medizinstudium an der Charité in Berlin begonnen. In die Kinderheilkunde habe ich mich bereits im Pflegepraktikum verliebt und so gezielt Doktorarbeit und Praktika in diesem Fachgebiet gewählt. 2016 ging es dann für die Facharztausbildung in die Kinderklinik nach Neubrandenburg. Da ich mir von Anfang an langfristig nur eine Arbeit in der eigenen Praxis vorstellen konnte, arbeitete ich seit 2019 als Weiterbildungsassistentin in 2 Neubran-denburger Kinderarztpraxen um Erfahrung im ambulanten Bereich zu sammeln und fit für die eigene Praxis zu werden.

2. Sind Kinder besonders anfällig für extreme Hitze? Und falls ja, können Sie kurz erläutern wo-ran das liegt?

Kinder, und insbesondere Säuglinge, sind besonders anfällig für Hitze. Bezogen auf das geringe Körpergewicht ist die Körperoberfläche der Babys und Kinder sehr groß. So geht schnell viel Flüssigkeit über die Haut verloren. Außerdem ist die Funktion der Schweißdrüsen noch nicht ausgereift, also funktioniert die körpereigene Kühlung nicht gut. Zusammengefasst heißt das, die Temperaturregulation der kleinen Kinder ist sehr eingeschränkt und ein Überhitzen ist leicht möglich. Auch die Anpassung an ein neues Klima (z.B. bei Flugreisen in heiße, feuchte Gebiete) dauert daher länger als bei Erwachsenen. Die Haut ist bei Babys und Kleinkindern außerdem dünner und der Kopf meist wenig behaart, so dass Sonnenstich und Hitzschlag schneller auftreten können.

3. Was ist besonders im ersten Lebensjahr von Kindern zu beachten?

Babys unter 1 Jahr sollten nicht direkter Sonne und Hitze ausgesetzt werden. Bei Säuglingen gilt es auf richtigen Schatten zu achten (z.B. durch Häuserwände), da durch Sonnenschirm, Sonnensegel oder Baumkrone trotzdem noch viel Sonnenstrahlung hindurchdringt. Kleidung und Mütze sollten über einen eingewebtem UV-Schutz (Textilstandart 801 = ist eines der weltweit strengsten Prüf- und Zertifizierungssysteme für Bekleidungs- und Beschattungstextilien) verfügen und luftig sitzen. Hitzestau im Kinderwagen/Buggy muss vermieden werden und das Baby sollte nie alleine im geparkten Auto gelassen lassen. Hier entstehen innerhalb weniger Minuten Temperaturen von über 50 Grad Celsius, die aufgrund mangelnder Thermoregulation und Beweglichkeit tödlich für den Säugling enden können.
Bei hohen Temperaturen steigt der Flüssigkeitsbedarf an und kann über vermehrtes Anbieten von Muttermilch oder Pre-Nahrung gedeckt werden. Zum Schlafen sollte der kühlste Raum der Wohnung genutzt werden, der Schlafsack und die Bekleidung sollten entsprechend der Raumtemperatur angepasst werden. Hier kann man sich an der TOG-Zahl (= Maßeinheit für den Wärmewiderstand von Textilien) des Schlafsacks orientieren.

4. Welche sind die wichtigsten Maßnahmen zum Schutz von Babys / Kindern vor starker Sonneneinstrahlung?

Prinzipiell sollte man bei starker Sonnenstrahlung die Zeit von 11 bis 16 Uhr am besten drinnen verbringen. Ist dies nicht möglich, ist ein schattiger und gut belüfteter Aufenthaltsort ratsam.

Quelle: Bundesamt für Strahlenschutz, www.bfs.de

Bei Säuglingen sollte auf einen möglichst textilen Sonnenschutz und Sonnenhut geachtet werden und nur Sonnencreme für die nicht bedeckten Körperbereiche genutzt werden. Beim Schlafen im Kinderwagen muss für Schatten und gleichzeitige Belüftung gesorgt werden, d.h. Mull-oder UV-Schutztücher sollten nicht komplett die Babywanne bedecken, da ein Hitzestau auftreten kann und schnell lebensgefährliche Temperaturen weit über 40 Grad Celsius erreicht sind. Bei größeren Kindern sollte neben Schatten auch auf Sonnenschutzmitttel, helle Sommerbekleidung sowie auf eine Kopfbedeckung mit Nacken-und Ohrenschutz und eine Sonnenbrille mit UV-Filter geachtet werden.

Bedenken sollten die Eltern auch die Dauer, welche die Kinder in der Sonne verbringen. Mit Sonnenschutzmitteln verlängert man die tägliche Eigenschutzzeit der Kinderhaut, allerdings sind selbst mit LSF 50+, in ausreichender Menge aufgetragen, nur 90 Minuten sicher abgedeckt.

5. Worauf muss bei Sonnenschutzmitteln geachtet werden? Haben Sie Tipps, wie man eine gute Sonnencreme erkennt?

Sonnenschutzmittel für Kinder sollten einen hohen Lichtschutzfaktor haben (mindestens LSF30, besser 50+), möglichst keine Duftstoffe enthalten und frei von Mikroplastik sein. Die Produkte sollten sichere UV-Filtern enthalten. Bei sehr empfindlicher Haut, Allergien und Säuglingen ist der Griff zur Sonnencreme mit mineralischen Filtern wie z.B. Zink am sichersten, da diese nicht in der Haut reagieren sondern auf der Haut.

Wichtig ist auch jeden Sommer ein frisches Sonnenschutzmittel zu benutzen, da die Menge z.B. an bedenklichen UV-Filtern bei Alterung der Creme zunimmt und sich auch die einzelnen Komponenten absetzen können. Prinzipiell gilt: der beste Sonnenschutz ist derjenige, der benutzt wird. Was häufig gern vergessen wird, ist das am Ende des Tages das Sonnenschutzmittel auch von der Haut gewaschen werden sollten. Wenn zusätzlich viel gebadet wurde, freut sich auch Kinderhaut über eine rückfeuchtende Pflege.

6. Ab wann ist beispielsweise beim Baden am See oder im Meer auch Badekleidung für Kinder sinnvoll?

Ich empfehle Badebekleidung und Bademütze mit UV-Schutz auf jeden Fall ab dem Krabbelalter. Soll ein jüngerer Säugling auch schon richtig mit ins Wasser, gibt es auch entsprechende UV-Schutz-Overalls und Hüte, da nasse Baumwollbekleidung leider keinen hohen Lichtschutzfaktor bietet. Bei den Kindern lohnt es sich auch auf bunte Badeoutfits zu achten, damit es Eltern und Rettungsschwimmer leichter haben die Kleinen an und im Wasser im Blick zu haben.

7. In südlichen Ländern tragen die Menschen oft Leinen und längere Kleidung, um sich vor der Sonne zu schützen. Was können wir davon für uns noch lernen?

Prinzipiell ist die Kombination aus textilem Sonnenschutz, Schatten und Sonnenschutzmittel für nicht bedeckte Körperpartien der beste Schutz vor der Sonne. Ich glaube, hier müssen wir Norddeutschen tatsächlich noch an der mentalen Einstellung arbeiten und Hautschutz dem Wunsch nach Bräune und Sonne überordnen. Je mehr wir mit dem Thema Dauerhitze und Sonne in den nächsten Jahren zu tun haben werden desto mehr Strategien werden sich die Leute aus dem südlichen Lebensstil abschauen.

8. Was ist zu tun bei Sonnenbrand, Hitzschlag, Sonnenstich?

Als erstes gilt: sofort raus aus der Sonne!

Bei leichtem Sonnenbrand helfen Aftersun-Lotions, Aloe Vera-Gel oder Umschläge mit kühlem Quark. Sind die Verbrennungen heftiger, aber es treten noch keine Blasen auf, kann Panthenolschaum aus der Apotheke helfen. Auf keinen Fall Öl, Puder oder Mehl auftragen. Kommen nach einigen Stunden große, gefüllte Blasen hinzu, sollten diese von ÄrztInnen steril entlastet werden und desinfizierende Verbände angelegt werden. Bei großflächigen Sonnenbränden mit Blasenbildung ist der Besuch beim Kinderarzt/der Kinderärztin dringend zu empfehlen. Bei allen Verbrennungen sollte man auf eine gute Flüssigkeitszufuhr achten, da viel Wasser in den Zwischenzellraum entweicht. Sind große Areale betroffen können Kreislaufprobleme, Fieber oder selbst ein Schock auftreten.

Beim Sonnenstich werden durch die intensive Sonnenbestrahlung des ungeschützten Kopfes die Hirnhäute gereizt und es treten mit einigen Stunden Verzögerung Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel und Bewusstseinsstörungen auf. Der Körper ist heiß ohne Fieber zu haben und der Kopf sehr rot. Die Kinder sollten bei leichten Symptomen in einer kühlen und schattigen Umgebung mit erhöhtem Oberkörper gelagert werden, viel trinken und den Kopf kühlen. Bei Nackensteife, Krampfanfällen oder Bewusstlosigkeit ist der Rettungsdienst zu alarmieren.

Ein Hitzeschlag ist schwerwiegend und tritt auf, wenn der Körper bei Überhitzung die Wärme nicht „Wegschwitzen“ kann. Meist passiert es an sehr schwülen Tagen oder wenn keine atmungsaktive Kleidung getragen wird. Bei Teenagern kann Alkoholkonsum das Auftreten fördern. Neben Kopfschmerzen, Herzrasen, Übelkeit, Verwirrtheit, Müdigkeit und Körpertemperaturen bis 42 Grad Celsius ist die Haut rot, trocken und heiß. Das Kind sollte sofort im Schatten oder in einem kühlem Raum flach gelagert werden. Die Kleidung öffnen, Luft zu wedeln und den Körper mit kalt-feuchten Umschlägen kühlen. Außerdem muss zügig der Rettungsdienst informiert werden, da das Risiko besteht, das der Hitzschlag ins 2. Stadium übergeht (die Haut wird grau-weiß) und Schäden am zentralen Nervensystem auftreten können.

9. Wie erkenne ich bei meinem Kind eine Sonnenallergie?

Treten nach dem Aufenthalt in der Sonne Quaddeln, juckende Bläschen oder Flecken in den sonnen-exponierten Arealen auf, kann es sich um eine Sonnenallergie handeln. Bei Jugendlichen und Erwachsenen kann auch eine knotige, akneähnliche Form auftreten. Erste Hilfe bieten hier der Wechsel in den Schatten und die Umstellung auf ein für Sonnenallergie geeignetes Sonnenschutzprodukt. Feuchtkühle Umschläge oder Bäder mit Meersalz lindern die Beschwerden und den Juckreiz.

10. Abschlussfrage: Berge und Meer. Was ist am Wasser zu beachten und was bei Ferien im Gebirge, wenn es um Hitzeschutz bei Kindern geht?

Da sowohl am Meer als auch im Gebirge der UV-Index meist höher ist, kann man beim Lichtschutzfaktor 50+ für die ganze Familie zugreifen. In beiden Regionen gehört eine Sonnenbrille der Kategorie 3-4 (= es gibt 4 Kategorien, je höher desto besser der Blenschutz) mit UV-400 und CE-Siegel neben der Kopfbedeckung mit Ohren-und Nackenschutz dazu. Je wärmer es ist, desto mehr sollte der Fokus auf leichte Kost und wasserreiche Snacks gelegt werden um dem Kreislauf weniger zu belasten.

Bei den Ferien in den Bergen gilt es zu beachten, dass auch die ungewohnte Höhe mit den veränderten Luftdruck- und Sauerstoffverhältnisse den Kreislauf der Kinder zusätzlich belastet und es altersabhängige Richtwerte gibt, wie hoch hinaus die Kleinen mit aufsteigen dürfen. Schwangere und Babys sollten Höhenauftenhalte > 2500m meiden, Kinder ohne Risikofaktoren sollten bis zum 6. Lebensjahr nicht über 4000m Höhe aufsteigen.

Am Meer unterscheiden sich die Empfehlung nicht sehr von denen für den Tag am See: Früh und nachmittags ist die beste Zeit zum Baden und Wassersport treiben, reichlich Trinken den ganzen Tag lang, über Mittag die Siesta im richtigen Schatten oder Indoor verbringen und für Pausen zwischendurch den Strandkorb oder eine Standmuschel bevorzugen. Außerdem sollte an sehr heißen Tagen drauf geachtet werden, nicht überhitzt in das kühle Wasser zu springen. Da häufig etwas Wind am Meer weht, spürt man die Hitze nicht so stark und auch den Sonnenbrand meist zu spät. Also hier bitte auf die Dauer in der Sonne achten, nach jedem Baden mit einer ausreichender Menge Sonnenschutzmittel nachcremen oder auf UV-Schutz-Badekleidung setzen.

Vielen Dank für das Interview Frau Dr. Dirks!

Sie wollen das gesamte Interview nachlesen? Dann klicken Sie HIER...

Neubrandenburger Familienwelten laden ein

Stellen Sie sich bitte einmal kurz vor!

Hallo, mein Name ist Mark Seifert und ich wohne mit meiner Frau und unseren fünf Kindern in der schönen Vier – Tore – Stadt. Nach meiner 15-jährigen Arbeit in Kitabereich und einem berufsbegleitenden Studium der Sozial Arbeit am IFW Neubrandenburg, bin ich 2021 über ein Familiencoaching Projekt zur ISBW gGmbH gestoßen. Nach knapp zwei Jahren Projektarbeit bin ich nun seit Januar 2023 für den Bereich der Familienbildung in Neubrandenburg zuständig. Zu meinen Aufgaben gehört neben der aktiven Arbeit mit den Familien auch die Arbeit in Netzwerken und Gremien. So kam es, dass ich seit Anfang des Jahres Teil des Netz-werkes „Familienwelten Neubrandenburg“ bin.

Mark Seifert, Familienwelten Neubrandenburg

Mark Seifert, Koordinator Familienwelten Neubrandenburg (ISBW gGmbH)

 

Was macht ein Koordinator für Familienwelten bzw. was sind Ihre Aufgaben?

Ich glaube, um diese Frage zu beantworten, muss ich ein wenig weiter ausholen. Das Netzwerk „Familienwelten Neubrandenburg“ gibt es unter verschiedenen Namen und in vielfältiger Form schon viele viele Jahre in unserer schönen Stadt. Das Ziel war es immer bzw. ist es, die vielseitigen Angebote der Familienbildung in der Öffentlichkeit bekannter zu machen und damit dichter an die Familien heranzubringen. Um die in der Stadt vorhandenen Angebote aufeinander abzustimmen und stetig weiterzuentwickeln, arbeiten die unterschiedlichsten Einrichtungen und Träger gemeinsam im Netzwerk zusammen. Als Netzwerkkoordinator habe ich ein offenes Ohr für die Ideen und Sorgen der Netzwerkmitglieder, ich organisiere und leite die regelmäßigen Netzwerktreffen und koche hierfür manchmal auch Kaffee ;).

Was macht Ihnen dabei am meisten Spaß?

Am meisten Spaß macht mir der Austausch mit den anderen Netzwerkmitgliedern und die gemeinsame Suche nach neuen Ideen und Angeboten für die Neubrandenburger Familien.

Was sind eigentlich die Neubrandenburger Familienwochen?

Es gibt immer noch sehr viele Familien in unserer Stadt die die tollen Angebote im Bereich der Familienbildung noch nicht kennen oder nutzen. Um dies zu ändern, veranstaltet das Netzwerk einmal im Jahr die Neubrandenburger Familienwochen, bei denen die Angebote noch stärker beworben und bekannt gemacht werden. In diesem Jahr beginnen wir am 16.06. von 14:00 – 17:00 Uhr im Lindetal Center in der Oststadt mit der Auftaktveranstaltung, bei der sich alle Netzwerkpartner*innen präsentieren. In folgenden zwei Wochen, bis zum 02.07., haben wir dann täglich ein spannendes Angebot für sie geplant. Schauen Sie gerne auf unseren Flyer oder in unser digitales Programmheft.

Welche Angebote warten auf die Familien?

Alle Angebote der Familienwochen können kostenfrei genutzt werden und neben der offen Familienberatung am 19. und 26.06 zu allen Themen rund um Familie, erwartet die Familien ein abwechslungsreicher Mix aus Angeboten zu den Themen Finanzen und Medien, sowie ein Elternfrühstück, Bastel- und Spielnachmittage und ein Angebot für Großeltern mit ihren Enkelkindern.

Welche Partner*innen sind beteiligt?

Aktive Netzwerkmitglieder sind derzeit, der CARIbuni Familientreff desPolylux e. V., die Fachstelle Mehr-sprachigkeit MV des RAA – Demokratie und Bildung Mecklenburg-Vorpommern e. V., derFamilienhafen Neubrandenburg der ISBW gGmb, das Familienzentrum Nord der Bürgerinitiative „Leben am Reitbahnweg“ e.V., das GinA (Gesund in Arbeit) – Projekt für Chancengleichheit des Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd, das Haus der Familie des AWO Kreisverband Neubrandenburg-Ostvorpommern e.V., dasMEDIATOP Neubrandenburg, das Netzwerk 60Plus des Arbeiter-Samariter-Bund RV MSE, die Regionalbibliothek Neubrandenburg, die rosalila Beratung & Bildung gemeinnützige UG , die Schulsozialarbeit der Stadt Neubrandenburg und die Vier-Tore-Stadt Neubrandenburg

An alle interessierten Träger und Vereine, wir freuen uns immer über aktive Unterstützung bei der Umsetzung unserer Vorhaben, für die Familien in unserer schönen Stadt Neubrandenburg. Melden sie sich gerne bei mir unter 0170 – 36 36 665.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei den anstehenden Neubrandenburger Familienwochen!

Betrugsmaschen und Enkel-Trick: Sicher leben im Alter

Informieren Sie sich im Rahmen dieses Blogartikels über Betrugsmaschen und wie Sie sich davor schützen können. Das Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern hat uns dafür Rede und Antwort gestanden.

Trickstraftaten - Wie hat sich die Fallrate entwickelt?

Im vergangenen Jahr hat sich die Fallrate der erfassten Trickstraftaten zum Nachteil älterer Menschen (ü60-Jährige) um 12,6 Prozent erhöht (gesamt 2022: 3150 Fälle). Von 2021 auf 2022 haben sich die vollendeten Taten leider mehr als verdoppelt (von 283 auf 622). Die Zahl steht den versuchten - der Polizei bekannt gewordenen - Taten von 2528 gegenüber. Die Schadenssumme lag im vergangenen Jahr bei 4.076.905 Euro (Anstieg um 37,5 Prozent zu 2021).
Ein Vergleich der Fallzahlen aus dem ersten Quartal in 2023 mit dem ersten Quartal 2022 zeigt bereits eine steigende Tendenz, vor allem im Bereich der Straftaten, die ein Bekanntschafts- oder Verwandtschaftsverhältnis vorgaukeln.

Welche Wege des Betruges werden besonders oft gewählt?

Täter passen ihre Begehungsweisen fortwährend der gesellschaftlichen und technischen Entwicklung an. Besonders perfide ist, dass sie mit der Hilfsbereitschaft gerade älterer Menschen rechnen und diese schamlos ausnutzen. Hierfür werden vielseitige Tricks angewandt. Am bekanntesten ist der „Enkeltrick-Betrug“. Auch in MV ist das Vortäuschen von Verwandtschafts-/Bekanntschaftsverhältnissen die am häufigsten gemeldete Begehungsweise. Mittlerweile schildern Täter nicht nur noch als vermeintliche „Enkel“ finanzielle Notlagen, sondern geben sich auch per Messenger als z.B. Kind aus. Das Auftreten falscher Amtspersonen (falsche Polizeibeamte) ist ein ebenso häufiges Phänomen. Weitere Begehungsweisen sind der Gewinnspielbetrug (Vorauszahlung von Gebühren, um den Gewinn zu erhalten) und die Drohung aufgrund vermeintlicher Schulden (beispielsweise eine Kontopfändung).

Telefon

Ist grundsätzlich jeder/jede ein potenzielles Opfer oder gehen die Täter nach bestimmten Auswahlkriterien vor?

Das Opferrisiko älterer Menschen ist grundsätzlich geringer als das anderer Bevölkerungsgruppen. Dennoch können sie in Bezug auf den Deliktsbereich Betrug und Eigentum aufgrund körperlicher Einschränkungen oder fehlender sozialer Integration gefährdeter sein. Viele ältere Menschen müssen sich auf neue Lebenssituationen, z.B. Eintritt in den Ruhestand, Verlust des Partners oder anderer Bezugspersonen, Krankheiten, Konflikte mit nahestehenden Personen usw. einstellen. Damit verbunden sind häufig mangelnde soziale Kontakte.

Gleichzeitig können sie auf Dritte, z.B. im Bereich der Pflege, angewiesen sein. Diese Faktoren begünstigen den Verlust bzw. die Veränderung von erlernten Kompetenzen wie z.B. Handlungs- und Sozialkompetenz sowie Handlungsmuster und können somit ausschlaggebend für einen Anstieg der Kriminalitätsfurcht ebenso wie der Opferwerdung sein.

Aufklärung, Stärkung des Selbstbewusstseins und die Sensibilisierung für mögliche Gefahren im Alltag sind wichtige Bestandteile der Präventionsarbeit für die Zielgruppe 60 plus.

Welcher Fall ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?

Besonders erfreulich sind immer jene Fälle, in denen die Täter an pfiffigen älteren Menschen scheitern oder in denen aufmerksame Taxifahrer, Bankmitarbeiter oder Personen aus der Nachbarschaft couragiert handeln und den Betrug verhindern.

Positive Fallbeispiele (länger zurückliegend) aus Hagenow und Schwerin:
In Hagenow entlarvte eine Seniorin eine Enkeltrickbetrügerin am Telefon, die zuvor 20.000 Euro verlangt hatte. Hintergrund sei ein angeblicher Verkehrsunfall gewesen, den die Anruferin schuldhaft verursacht hätte. Um die Polizei aus dieser Angelegenheit herauszuhalten, hätte sie dem am Unfall beteiligten Autofahrer versprochen, die Reparaturkosten für sein beschädigtes Auto zu erstatten. Dafür benötige sie jedoch sofort Bargeld. Die Anruferin gaukelte der Seniorin vor, zur Familie zu gehören. Während des Telefonates bemerkte die Seniorin jedoch den Schwindel und sagte der Anruferin „auf den Kopf zu“, dass sie den Trick durchschaut habe und sie es nicht mehr versuchen solle. Daraufhin sei die Anruferin verdutzt gewesen und das Telefonat wenig später beendet.

Richtig war die Reaktion einer 93 Jahre alten Dame aus Schwerin. Die Seniorin wurde von einer Unbekannten angerufen, in der sie ihre Nichte zu erkennen glaubte. Die Betrügerin täuschte in dem Gespräch eine dringende finanzielle Notlage vor und versuchte, die Dame zur Übergabe eines Bargeldbetrags zu überreden. Der Seniorin kam die Anruferin jedoch zu Recht komisch vor. Sie beendete das Telefonat daraufhin umgehend. Zu einer Geldübergabe kam es nicht und die Betrügerin ging leer aus. Die Polizei wurde unmittelbar nach dem Vorfall informiert.

Dass Täter leider nach wie vor Erfolg haben, macht die Statistik deutlich. So beispielsweise in Bad Kleinen und Teterow geschehen:
Eine 67-jährige Frau erhielt am Valentinstag eine WhatsApp-Nachricht von ihrer vermeintlichen Tochter, die sich mit einer unbekannten Telefonnummer meldete. Ihr Handy sei beschädigt und sie müsse dringend eine Überweisung tätigen, was ihr mit dem kaputten Handy nicht möglich sei, hieß es. Daraufhin überwies die Rentnerin die geforderte Summe von knapp 3.500 Euro. Auch eine zweite Überweisung für die falsche Tochter veranlasste die 67-Jährige.

Unter dem Vorwand, er sei Polizeibeamter und müsse gestohlenen Schmuck, der wiedergefunden worden sei, vergleichen, gelangte ein angeblicher Polizist in Teterow in die Wohnung einer 82-jährigen Frau. Dort lenkte er sie ab und stahl ihren Schmuckkasten mit dem gesamten Inhalt.

Die wichtigste Frage in dem Zusammenhang: Was kann man tun, um sich vor derartigen Betrugsmaschen zu schützen?

Besonders hilfreich sind die Tipps der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes:

Wenn man merkt, dass man doch Opfer von Betrügern geworden ist, wie geht man vor?

Das Anzeigen von Betrugstaten, ob versucht oder vollendet, kann zum einen der Polizei helfen, Zusammenhänge zu erkennen, zum anderen aber auch, andere Personen zu sensibilisieren und im besten Fall Täter zu überführen. Eine Anzeige kann in jeder Polizeidienststelle oder auch über die Onlinewache erstattet werden. In einer akuten Situation ist eine Mitteilung über den Polizeinotruf ebenso hilfreich. Eine Anzeige ist in den meisten Fällen auch wichtig, um Opferrechte wahrnehmen und Ansprüche geltend machen zu können. (Empfehlung: YouTube Video "Opfer helfen- aber wie? Warum eine Anzeige erstatten?")

Vielen Dank an das Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern!

Trennung - Eine Herausforderung für alle Familienmitglieder

Wie lange brauchen Kinder, um eine Trennung zu verarbeiten?

Nach einer Trennung hat sich der Alltag komplett verändert und verlangt große Anpassungsleistungen von allen Beteiligten ab. Das Alter des Kindes, sein Temperament, die bisherige Beziehungsqualität zu den Eltern, das Verhältnis zu anderen familiären Bezugspersonen sowie der Umgang der Eltern mit der Trennung stellen Einflussfaktoren dar, wie ein Kind die Trennung seiner Eltern verarbeitet. Pauschalieren kann man das demnach nicht. Für Kinder bedeutet die Trennung ihrer Eltern eine große Verunsicherung und es kann zudem Ängste schüren: Wenn ein Elternteil plötzlich geht, woher soll das Kind wissen, dass der andere das nicht auch noch tut und es dann ganz allein ist? Die Veränderungen durch die Trennung befeuern das kindliche Bindungssystem enorm. Eine Trennung der Eltern zu erleben ist noch herausfordernder, wenn die Mädchen und Jungen den andauernden Streit und die Auseinandersetzungen ihrer Eltern über einen längeren Zeitraum miterleben. Ein bedeutsamer Grundsatz ist, dass wir dem Kind Geduld entgegenbringen sollten, denn es braucht Zeit, sich an diese neue Lebenssituation anzupassen. Zudem hat jedes Kind sein eigenes Tempo und nebenbei noch andere Entwicklungsaufgaben, die es zu meistern hat.
Anika Waschkawitz

Was sollten Eltern beachten, um das Wohl ihrer Kinder im Blick zu behalten?

Die wichtigste Erfahrung, die ein Kind nach der Trennung seiner Eltern machen sollte, ist, dass es die Sicherheit erlangen muss, dass es gar keinen Elternteil verlieren wird, sondern sich „lediglich“ das Zusammensein mit den Eltern anders gestaltet. Ein Kind liebt immer beide Elternteile. Was das Trennungskind demnach dringend braucht, um nicht in einen Loyalitätskonflikt zu geraten, ist das Einverständnis, dass es weiterhin beide Eltern lieben darf. Wichtig ist deshalb, klarzumachen: "Wir trennen uns, aber wir bleiben deine Mama und dein Papa- ein Leben lang".

Mit der Trennung der Eltern werden bei dem Kind eine Vielzahl an Emotionen hervorgerufen. Mädchen und Jungen müssen die Möglichkeit erhalten, dass sie diese Gefühle ausdrücken dürfen und dass ihnen dabei geholfen wird, diese in einer konstruktiven Weise zu bewältigen. Dazu ist es notwendig, die eigene Haltung zu Emotionen zu überdenken, denn nicht selten werden kindliche Emotionen noch immer als eine Last im Familienalltag angesehen. Wenn Kinder jedoch lernen, ihre Gefühle zu unterdrücken, kann das fatale Folgen haben. Ein wichtiger Aspekt stellt dabei auch der Umgang mit unseren eigenen Emotionen dar. Eine Trennung ist ein Wandlungsprozess für alle Beteiligten. Man darf sich in der Rolle als Mutter oder Vater auch die Zeit geben, um die eigenen Gefühle zu ordnen, denn nur so kann man Kurs auf eine neue Zukunft nehmen. Gerade in Krisenzeiten muss Eltern bewusst sein, dass es ihre Aufgabe ist, ihre Kinder zu begleiten, mit dieser Herausforderung umzugehen. Kinder entwickeln dadurch ein inneres Konzept, das sie bei einer anderen Krise im Leben anwenden werden. Darum ist es von großer Bedeutung, dass Eltern sich Hilfe holen, wenn sie spüren, dass sie von ihren eigenen oder den Emotionen ihrer Kinder überrollt werden.

Mädchen schaut traurig in die Ferne

Was hilft konkret im Alltag?

In dieser Umbruchszeit der Elterntrennung helfen klare Strukturen im Alltag. Das betrifft einerseits die Verlässlichkeit, wenn es um den Umgang mit beiden Elternteilen geht, aber andererseits auch ein strukturierter Tagesablauf, der ebenso Orientierung und Sicherheit bietet. Dabei spielen Rituale eine bedeutungsvolle Rolle, denn sie bestätigen die vorhandene Beziehung, den persönlichen Zusammenhalt und geben Stabilität. Die Gestaltung der Zeit mit den Kindern wird nun eine neue Dimension erreichen, da man die Kinder zu bestimmten Zeiten einfach nicht mehr bei sich haben wird, wenn sie Umgang mit dem anderen Elternteil haben. Die Frage ist demnach, wie wir die Zeit mit unseren Kindern gestalten wollen? Woran sollen sich unsere Kinder einst erinnern, wenn sie von ihrer Kindheit sprechen? Diese wesentliche Frage lässt uns daran erinnern, welchen Platz wir als Mama oder Papa für unser Kind einnehmen wollen. Die Gestaltung bewusst freudvoller Momente stärken nicht nur das Band zwischen Elternteil und Kind, sondern stellen zudem einen Schutzfaktor dar, wenn es sich um die psychische Widerstandsfähigkeit handelt.

Was ist Ihre Aufgabe / Ihr Angebot bzw. womit können Sie Trennungskindern helfen?

Eltern berate ich ganzheitlich in ihrer individuellen Trennungssituation und stärke sie, um die gemeinsame Elternverantwortung für ihre Kinder ausüben zu können. Am Anfang steht dabei das Bewältigen von eigenen Emotionen, denn unter negativen Emotionen können keine vernünftigen Entscheidungen getroffen werden und somit dem Aufbau einer von der Paar-Ebene getrennten Elternschaft im Wege stehen. Ich helfe betroffenen Müttern und Vätern ganz bewusst von ihrem bisherigen gemeinsamen Leben und von den damit verknüpften Hoffnungen und Gewohnheiten Abschied zu nehmen, damit sie neue Zieldimensionen entwickeln können, wobei sie neben dem Fokus auf das Kind, auch sich selbst nicht aus dem Blick verlieren. Die Neukonzeptualisierung des Selbstbildes spielt nämlich eine wichtige Rolle nach der Elterntrennung: Wer bin ich jetzt als getrennt lebende Frau oder getrennt lebender Mann? Aber auch Biografie-Arbeit stellt einen wesentlichen Aspekt in der Begleitung von Trennungsfamilien dar, denn jeder Mensch trägt seine eigene, unsichtbare Lebensgeschichte in sich, die Wünsche, Motivationen, aber auch implizite Abneigungen und Vermeidungsstrategien beinhaltet.

Für Kinder biete ich sogenannte Trennungskindergruppen an, in denen Kinder sich mit anderen betroffenen Mädchen und Jungen austauschen können und ihnen der Raum für alle Emotionen gehalten wird. Somit begleite ich Kinder einfühlsam durch ihren individuellen Trauerprozess. Ziel ist es, Kindern die Möglichkeit zu bieten, sich ihrer eigenen Gefühle bewusst zu werden, ihre Gefühle auszudrücken, einen konstruktiven Umgang mit diesen zu erlernen sowie Empathie mit und für andere zu entwickeln. Sie erfahren sich als aktive Gestalter ihres Lebens und lernen sich selbst besser kennen und verstehen. Die Mädchen und Jungen können in solch einer Gruppe erleben, dass sie mit ihrer Verlusterfahrung nicht allein sind. Wir gehen gemeinsam ein Stück des Weges und das gibt Halt in dieser herausfordernden Zeit der Elterntrennung.

Pädagogischen Fach- und Lehrkräften stehe ich zur Seite, indem ich ihnen Wege aufzeige, wie sie Trennungsfamilien im Kontext Kita oder Schule ganzheitlich unterstützen können. Zudem biete ich Trennungskinder-Gruppen auch niedrigschwellig in der jeweiligen Schule oder Kita für betroffene Kinder an. Ich stärke die Erziehungs- und Bildungspartnerschaften in den frühkindlichen Bildungsinstitutionen, indem ich thematische Themenabende für Eltern zu dieser herausfordernden Thematik durchführe. Bei Bedarf führe ich auch Elternkurse in Schulen und Kitas durch und begleite damit betroffene Familien bei ihrem individuellen Prozess zu einer lebenslangen, gemeinsamen Elternschaft. Da das Thema sozial-emotionale Kompetenzen für die Entwicklung von Kindern von ganz besonderer Bedeutung ist und zum gesetzlich verankerten Bildungsauftrag gehört, sensibilisiere ich pädagogische Fach- und Lehrkräfte für die Bedeutung von Emotionen hinsichtlich frühkindlicher Bildungsprozesse.

Bei Interesse oder weiteren Informationen nehmen Sie gern direkt den Kontakt auf unter info@emotionsbewegung.de. In einem Expertenchat können Sie bald auch konkrete Fragen zu Ihrer Trennung stellen, beispielsweise zur richtigen Wahl des Betreuungsmodells oder aber wie sie Ihren Kindern von Ihrer Trennung erzählen sollen. Den Termin erfahren Sie über die Website der FamilienInfo MV.

Vielen Dank für das Gespräch!

Weitere Informationen zum Thema Trennung finden Sie in unserer gleichnamigen Lebenslage auf der FamilienInfo MV.

Zwillinge und Mehrlinge: Ein Alltag mit Herausforderungen

Josefine Vetter, Leiterin der LELA Familienbildungsstätte in Waren (Müritz) und Mutter von Zwillingen gibt Tipps aus persönlicher und fachlicher Sicht.

Zwillinge zu haben ist eine doppelte Herausforderung, aber auch doppeltes Glück. Wie sah ein typischer Tagesablauf mit Zwillingsbabys aus?

Unser typischer Tagesablauf begann meist mit dem Stillen meiner beiden Töchter. Anschließend habe ich die beiden gewickelt und umgezogen. Wenn dann noch Zeit war, habe ich sie zu ihrem Papa in das Bett gelegt und wir haben zu viert gekuschelt, bis mein Partner sich für die Arbeit fertig machen musste. Dann begann der Tag erst so richtig. Ab 7:30 Uhr war ich mit meinen Töchtern alleine und wir haben gespielt, gekuschelt, gesungen und natürlich im Akkord Windeln gewechselt. Zwischendurch habe ich sie gestillt und in ihren späteren Monaten den Mittagsbrei zubereitet. In dieser Zeit habe ich die Wippen der beiden lieben gelernt. Da meine Töchter rund um die Uhr unterhalten werden wollten, konnten sie mich so beim Essen zubereiten beobachten. Dann gab es Mittag. Dabei habe ich meinen Töchtern den Löffel immer im Wechsel gegeben und wehe, es ging nicht schnell genug, dann wurde auch mal kräftig gemeckert. Das ist etwas, was Mehrlinge schon früh lernen. Wenn das Geschwisterchen an der Reihe ist, sei es beim An- und Ausziehen, füttern oder bei der Sauberkeitserziehen, dann muss man Geduld haben und warten.

Nach dem Mittagsbrei habe ich meine Töchter gewickelt und angezogen, um mit ihnen mindestens zwei Stunden spazieren zu gehen. Das war immer die Zeit am Tag, in der ich etwas entspannen konnte. Wieder zu Hause angekommen gab es erst etwas zu essen und anschließend haben wir wieder gespielt. Nach dem Abendbrot habe ich meine Töchter gebadet und für das Bett fertiggemacht. In dieser Zeit kam meist ihr Papa von der Arbeit nach Hause und wir haben die beiden gemeinsam in ihr Bett gebracht. Nun war die Zeit zum Aufräumen und Wäsche waschen, um anschließend noch etwas Zweisamkeit genießen zu können und um alles Wichtige zu besprechen.

Tipp von Josefine Vetter: Ihr könnt Euch auch Unterstützung und Rat holen bei den Frühen Hilfen, da diese Angebote für Eltern ab der Schwangerschaft und Familien mit Kindern bis drei Jahre umfassen. Von praktische Hilfen, Beratung, Vermittlung und Begleitung. Auch die Website www.elternsein.info und deren Instagram-Kanal (@elternsein_info) ist praktisch und versorgt Euch mit Tipps, Alltagshilfen und Ansprechpartner*innen.

Wo fanden Sie tatkräftige Unterstützung? Kontakt zu anderen Zwillingseltern bzw. Mehrlingseltern?

Leider gab es während meiner Schwangerschaft und innerhalb des ersten Jahres keinerlei Kontakte zu anderen Zwillings- und Mehrlingseltern. Wir wohnten zur damaligen Zeit noch in einer kleinen Stadt in Brandenburg und dort gab es keinerlei Angebote für werdende und frisch gebackene Eltern. Ich hatte das Glück, eine wundervolle Hebamme an meiner Seite gehabt zu haben. Sie hat neben ihren Hausbesuchen auch Gruppen für werdende Eltern, Babymassage und Babyschwimmen angeleitet. So hatte ich wenigstens einmal in der Woche die Gelegenheit, mit anderen frisch gewordenen Müttern ins Gespräch zu kommen und Alltagstipps auszutauschen.

Daher bin ich umso glücklicher, dass wir als Familienbildungsstätte, aber auch viele andere Einrichtungen unserer Region (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) ähnliche Kurse für werdende Eltern und Eltern mit ihren Babys anbieten. Mir hat der Austausch mit anderen Mehrlingseltern sehr gefehlt, denn eine Mehrlingsschwangerschaft und die erste Zeit mit Mehrlingen ist etwas anderes als die Schwangerschaft und Zeit mit einem Baby. Ob es nun die Einrichtung des Kinderzimmers, das Stillen mit zwei Babys, das Wickeln, Baden, Schlafen oder Füttern ist. Alles ist doch etwas anders und in den Unterhaltungen mit Eltern von einem Baby wird man als Zwillingsmutter immer irgendwie gesondert behandelt und mitleidig angesehen.

Tipp: Auf dem Portal der FamilienInfo MV findet Ihr unter dem Punkt Familienleistungen unter anderem auch Informationen zum Elterngeld, zur Elternzeit, zu Familienhebammen, den Frühen Hilfen in MV und vieles mehr.

 

Welche praktischen Tipps können Sie (werdenden) Zwillingseltern bzw. Mehrlingseltern mit auf dem Weg geben?

Das A und O ist ein gut strukturierter und vorbereiteter Tagesablauf. Die Vorbereitung von Flaschen, Essen, Kleidung, einem gut ausgestatteten Wickeltisch und Ersatzschnuller haben mir so manchen Tag erleichtert. Etwas was ich jeder Mehrlingsfamilie empfehlen würde, sind Wippen für die Kleinen. Die Babys können sich in ihnen sehr gut beschäftigen (wippen, spielen, beobachten), haben alles genau im Blick und können in jeden Raum "mitwandern". Zeitgleich sind sie ideal um beide Babys nebeneinander zu füttern. Dabei ist es am besten gleich die doppelte Portion vorzukochen oder aufzutauen, um die eine Hälfte des Essens zu pürieren und zu verfüttern und die zweite Portion selbst zu essen.

Für das Stillen kann ich ein Zwillingsstillkissen sehr empfehlen. Die Babys können leicht gleichzeitig gestillt werden und als Mutter sitzt man einfach bequem und hat beide gut im Griff. Ein weiterer Rat den ich allen Mehrlingseltern, vor allem den Müttern, mitgeben würde, betrifft das Thema Schlafen. Im ersten Jahr ist das größte Problem der Schlafmangel. Im besten Fall melden sich eure Babys zeitgleich einige Male in der Nacht, im schlimmsten Fall wechseln sie sich nacheinander ab und das die ganze Nacht hindurch. Egal welche Variante einen ereilt, der mangelnde Schlaf ist da und muss, so gut es geht, aufgeholt werden.

Ich kann in dieser Zeit JEDER Mutter, egal ob ein Baby oder mehrere nur sagen: Nutzt jede Sekunde Schlaf, die sich euch anbietet. Lasst den Haushalt auch mal Haushalt sein und seid achtsam mit euch. Denn Energie die einem fehlt, macht den Alltag sonst noch mühsamer. Es ist ein so wunderschönes Gefühl mit seinen Kindern zu kuscheln, zu schlafen und die gemeinsame Zeit zu genießen. Da der Nachtschlaf der erholsamste ist, solltet ihr euch mit eurem Partner abwechseln und eine für euch geeignete Lösung entwickeln.

Vielen Dank für den Erfahrungsbericht!

Hintergrundinformationen: Die Frühen Hilfen in Mecklenburg-Vorpommern umfassen verschiedene Unterstützungsangebote. Diese werden in Netzwerken Frühe Hilfen koordiniert. Hier arbeiten Fachkräfte aus unterschiedlichen Bereichen der Frühen Hilfen zusammen: Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen, der Schwangerschaftsberatung, der Frühförderung und der Kinder- und Jugendhilfe und noch viele mehr.

Die Fachkräfte tauschen ihr Wissen über ihre jeweiligen Angebote aus und stimmen diese aufeinander ab, um Sie als Familie bestmöglich unterstützen zu können. Netzwerkkoordinator*innen steuern und begleiten die Vernetzungsarbeit in ihren Landkreisen & kreisfreien Städten.