Betrugsmaschen und Enkel-Trick: Sicher leben im Alter

Informieren Sie sich im Rahmen dieses Blogartikels über Betrugsmaschen und wie Sie sich davor schützen können. Das Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern hat uns dafür Rede und Antwort gestanden.

Trickstraftaten - Wie hat sich die Fallrate entwickelt?

Im vergangenen Jahr hat sich die Fallrate der erfassten Trickstraftaten zum Nachteil älterer Menschen (ü60-Jährige) um 12,6 Prozent erhöht (gesamt 2022: 3150 Fälle). Von 2021 auf 2022 haben sich die vollendeten Taten leider mehr als verdoppelt (von 283 auf 622). Die Zahl steht den versuchten - der Polizei bekannt gewordenen - Taten von 2528 gegenüber. Die Schadenssumme lag im vergangenen Jahr bei 4.076.905 Euro (Anstieg um 37,5 Prozent zu 2021).
Ein Vergleich der Fallzahlen aus dem ersten Quartal in 2023 mit dem ersten Quartal 2022 zeigt bereits eine steigende Tendenz, vor allem im Bereich der Straftaten, die ein Bekanntschafts- oder Verwandtschaftsverhältnis vorgaukeln.

Welche Wege des Betruges werden besonders oft gewählt?

Täter passen ihre Begehungsweisen fortwährend der gesellschaftlichen und technischen Entwicklung an. Besonders perfide ist, dass sie mit der Hilfsbereitschaft gerade älterer Menschen rechnen und diese schamlos ausnutzen. Hierfür werden vielseitige Tricks angewandt. Am bekanntesten ist der „Enkeltrick-Betrug“. Auch in MV ist das Vortäuschen von Verwandtschafts-/Bekanntschaftsverhältnissen die am häufigsten gemeldete Begehungsweise. Mittlerweile schildern Täter nicht nur noch als vermeintliche „Enkel“ finanzielle Notlagen, sondern geben sich auch per Messenger als z.B. Kind aus. Das Auftreten falscher Amtspersonen (falsche Polizeibeamte) ist ein ebenso häufiges Phänomen. Weitere Begehungsweisen sind der Gewinnspielbetrug (Vorauszahlung von Gebühren, um den Gewinn zu erhalten) und die Drohung aufgrund vermeintlicher Schulden (beispielsweise eine Kontopfändung).

Telefon

Ist grundsätzlich jeder/jede ein potenzielles Opfer oder gehen die Täter nach bestimmten Auswahlkriterien vor?

Das Opferrisiko älterer Menschen ist grundsätzlich geringer als das anderer Bevölkerungsgruppen. Dennoch können sie in Bezug auf den Deliktsbereich Betrug und Eigentum aufgrund körperlicher Einschränkungen oder fehlender sozialer Integration gefährdeter sein. Viele ältere Menschen müssen sich auf neue Lebenssituationen, z.B. Eintritt in den Ruhestand, Verlust des Partners oder anderer Bezugspersonen, Krankheiten, Konflikte mit nahestehenden Personen usw. einstellen. Damit verbunden sind häufig mangelnde soziale Kontakte.

Gleichzeitig können sie auf Dritte, z.B. im Bereich der Pflege, angewiesen sein. Diese Faktoren begünstigen den Verlust bzw. die Veränderung von erlernten Kompetenzen wie z.B. Handlungs- und Sozialkompetenz sowie Handlungsmuster und können somit ausschlaggebend für einen Anstieg der Kriminalitätsfurcht ebenso wie der Opferwerdung sein.

Aufklärung, Stärkung des Selbstbewusstseins und die Sensibilisierung für mögliche Gefahren im Alltag sind wichtige Bestandteile der Präventionsarbeit für die Zielgruppe 60 plus.

Welcher Fall ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?

Besonders erfreulich sind immer jene Fälle, in denen die Täter an pfiffigen älteren Menschen scheitern oder in denen aufmerksame Taxifahrer, Bankmitarbeiter oder Personen aus der Nachbarschaft couragiert handeln und den Betrug verhindern.

Positive Fallbeispiele (länger zurückliegend) aus Hagenow und Schwerin:
In Hagenow entlarvte eine Seniorin eine Enkeltrickbetrügerin am Telefon, die zuvor 20.000 Euro verlangt hatte. Hintergrund sei ein angeblicher Verkehrsunfall gewesen, den die Anruferin schuldhaft verursacht hätte. Um die Polizei aus dieser Angelegenheit herauszuhalten, hätte sie dem am Unfall beteiligten Autofahrer versprochen, die Reparaturkosten für sein beschädigtes Auto zu erstatten. Dafür benötige sie jedoch sofort Bargeld. Die Anruferin gaukelte der Seniorin vor, zur Familie zu gehören. Während des Telefonates bemerkte die Seniorin jedoch den Schwindel und sagte der Anruferin „auf den Kopf zu“, dass sie den Trick durchschaut habe und sie es nicht mehr versuchen solle. Daraufhin sei die Anruferin verdutzt gewesen und das Telefonat wenig später beendet.

Richtig war die Reaktion einer 93 Jahre alten Dame aus Schwerin. Die Seniorin wurde von einer Unbekannten angerufen, in der sie ihre Nichte zu erkennen glaubte. Die Betrügerin täuschte in dem Gespräch eine dringende finanzielle Notlage vor und versuchte, die Dame zur Übergabe eines Bargeldbetrags zu überreden. Der Seniorin kam die Anruferin jedoch zu Recht komisch vor. Sie beendete das Telefonat daraufhin umgehend. Zu einer Geldübergabe kam es nicht und die Betrügerin ging leer aus. Die Polizei wurde unmittelbar nach dem Vorfall informiert.

Dass Täter leider nach wie vor Erfolg haben, macht die Statistik deutlich. So beispielsweise in Bad Kleinen und Teterow geschehen:
Eine 67-jährige Frau erhielt am Valentinstag eine WhatsApp-Nachricht von ihrer vermeintlichen Tochter, die sich mit einer unbekannten Telefonnummer meldete. Ihr Handy sei beschädigt und sie müsse dringend eine Überweisung tätigen, was ihr mit dem kaputten Handy nicht möglich sei, hieß es. Daraufhin überwies die Rentnerin die geforderte Summe von knapp 3.500 Euro. Auch eine zweite Überweisung für die falsche Tochter veranlasste die 67-Jährige.

Unter dem Vorwand, er sei Polizeibeamter und müsse gestohlenen Schmuck, der wiedergefunden worden sei, vergleichen, gelangte ein angeblicher Polizist in Teterow in die Wohnung einer 82-jährigen Frau. Dort lenkte er sie ab und stahl ihren Schmuckkasten mit dem gesamten Inhalt.

Die wichtigste Frage in dem Zusammenhang: Was kann man tun, um sich vor derartigen Betrugsmaschen zu schützen?

Besonders hilfreich sind die Tipps der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes:

Wenn man merkt, dass man doch Opfer von Betrügern geworden ist, wie geht man vor?

Das Anzeigen von Betrugstaten, ob versucht oder vollendet, kann zum einen der Polizei helfen, Zusammenhänge zu erkennen, zum anderen aber auch, andere Personen zu sensibilisieren und im besten Fall Täter zu überführen. Eine Anzeige kann in jeder Polizeidienststelle oder auch über die Onlinewache erstattet werden. In einer akuten Situation ist eine Mitteilung über den Polizeinotruf ebenso hilfreich. Eine Anzeige ist in den meisten Fällen auch wichtig, um Opferrechte wahrnehmen und Ansprüche geltend machen zu können. (Empfehlung: YouTube Video "Opfer helfen- aber wie? Warum eine Anzeige erstatten?")

Vielen Dank an das Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern!

Baden? - Aber sicher!

Herr Hocher, welches sind Ihrer Erfahrung nach die größten Gefahren, die Kindern beim Baden in Gewässern drohen?

In den letzten Jahren standen viele Wasserflächen nicht zur Verfügung, auch nicht für den Schwimmunterricht in den Schulen. Viele Kinder sind daher keine sicheren Schwimmer und damit mit dem Lebensraum „Wasser“ nur unzureichend vertraut. Die größte Gefahr besteht, wenn die Kinder beim Spielen am und im Wasser unbeaufsichtigt sind. Dann kann das Spielen am Wasser mit allen denkbaren Risiken verbunden sein. Auch wenn Rettungsschwimmer am Strand sind, haben die Eltern oder andere Begleitpersonen immer die Aufsichtspflicht.

Durch die Pandemie ist der Schwimmunterricht für Kinder oftmals ausgefallen, macht sich das bemerkbar?

In jedem Fall. Kinder können bestehende Gefahren – wie in allen anderen Situationen auch – in der Regel schlecht einschätzen. Dafür müssen sie die entsprechenden Erfahrungen machen dürfen. Dies passiert in einer kontrollierten und sicheren Umgebung in der Wassergewöhnung und Wasserbewältigung, die Bestandteil einer nachhaltigen Schwimmausbildung sind. Hier lernen die Kinder die Eigenschaften des Wassers kennen und werden mit den schwimmerischen Grundfertigkeiten in einer methodisch sinnvollen Reihe vertraut gemacht. Dadurch erlangen sie Sicherheit und lernen, mit der natürlichen Angst vor dem Wasser umzugehen.

Welche sind die wichtigsten Sicherheitsregeln, die Eltern beim Baden mit ihren Kindern in Seen oder am Meer beachten sollten?

Die wichtigste Regel ist: Kinder dürfen sich niemals unbeaufsichtigt am oder im Wasser aufhalten. Ältere Kinder, die längere Strecken schwimmen möchten (und übrigens auch deren Eltern), sollte dies immer parallel zum Strand tun und nicht zu weit rausschwimmen. Die eigenen Kräfte dürfen niemals überschätzt werden. Bitte keine wasserbaulichen Anlagen betreten, z.B. Buhnen. Keine Schwimmhilfen (Schwimmtiere) bei ablandigem Wind verwenden, also wenn der Wind seewärts weht. Nicht bei Gewitter im Wasser aufhalten. Einfach die bekannten Baderegeln beherzigen. Bitte beachten Sie: Wenn ihr Kind ein Frühschwimmerzeugnis „Seepferdchen“ erworben hat, ist es KEIN sicherer Schwimmer! Bitte überschätzen Sie sich und Ihr Kind nicht!

Woran erkenne ich als Elternteil, ob ein Gewässer für das Baden mit Kindern sicher bzw. geeignet ist?

Ein Gewässer ist sicher zum Baden geeignet, wenn es sich um eine bewachte Badestelle handelt. Passiert doch einmal etwas, sind die gut ausgebildeten Rettungsschwimmer der DLRG und auch der anderen Hilfsorganisationen schnell zur Stelle und können helfen. Unbewachte und unbekannte Gewässer sollten mit Kindern gemieden werden. Ertrinkungsunfälle sind immer zeitkritisch. Die meisten Ertrinkungsunfälle mit gravierenden Folgen passieren in unbewachten Gewässern, da Hilfe oftmals erst relativ spät eintrifft.

Wie können Eltern ihre Kinder beim Schwimmen-Lernen aktiv unterstützen? Worauf ist dabei besonders zu achten?

Kinder brauchen den Umgang mit dem Lebensraum Wasser. Sie müssen ihre eigenen Erfahrungen sammeln, Auftrieb, Druck, Wärme und Kälte und den Wiederstand des Wassers spüren und möglichst viel Gelegenheit bekommen, die Eigenschaften des Wassers mit allen Sinnen zu erfahren. Sie sollen tauchen, springen, schweben und gleiten und sich ausprobieren. Aber sie sollten in ihrem eigenen Tempo schwimmen lernen dürfen und zu nichts gedrängt werden, zu dem sie noch nicht bereit sind.

Zu Ihrer Person: Wie lange arbeiten Sie schon bei der DLRG und was ist für Sie am schönsten an Ihrer Arbeit?

Ich bin seit 2009 ehrenamtlich in der DLRG und selbst auch Rettungsschwimmer und sowohl im Wasserrettungsdienst als auch in der Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung aktiv. Seit 2018 bin ich (hauptamtlicher) Geschäftsführer im DLRG-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.. Am schönsten ist es immer, wenn unsere Schwimmanfänger stolz ohne Hilfen ihre ersten Schwimmzüge machen.

Haben Sie zum Abschluss vielleicht eine goldene Regel, die sich Eltern sowie Kinder beim Baden stets merken sollten?

Eltern: Behaltet eure Kinder beim Baden immer im Blick. Kinder: Beachtet die Baderegeln und hört beim Baden auf euer Bauchgefühl, wenn euch etwas komisch vorkommt, dann ist es das meistens auch. 🙂

Wir bedanken uns herzlich bei Renaldo Hocher für das Interview! Mit diesen wichtigen Tipps & Hinweisen wünscht das Team der Familieninfo MV schöne Ferien und ein stets sicheres Badevergnügen!

Der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern hat auf seiner Website Anbieter von Ferienschwimmkursen aufgelistet. Verbinden Sie den nächsten Urlaub mit einem Schwimmkurs für die Kinder. Für die Sprösslinge ein unvergessliches Erlebnis und für Mama und Papa ein bisschen mehr Gelassenheit und Vertrauen in die Schwimmkünste ihrer Kleinen.

Damit bei der Anschaffung von Schwimmhilfen vor einem Schwimmkurs nichts schief gehen kann, haben wir Ihnen nachfolgend einige Hinweise zusammengestellt.

Worauf sollten Sie beim Kauf von Schwimmhilfen achten:

DLRG Flyer Baderegeln

DLRG Lebensretter_Magazin

Schwimmhilfen im Test_Stiftung Warentest