Einblick in die Arbeit des Kinderzentrums Mecklenburg

Lassen Sie uns in diesem Blogartikel einen Blick auf das Kinderzentrum Mecklenburg in unserem Bundesland werfen. Was macht das Kinderzentrum Mecklenburg eigentlich? Was sind die Aufgaben bzw. Arbeitsschwerpunkte? Wie werden Betroffene bzw. Angehörige unterstützt, die Hilfe suchen?

Diese und noch weitere Fragen beantwortet das folgende Interview, welches die FamilienInfo MV mit der Geschäftsführerin, Frau Kristina Timmermann vom Kinderzentrum Mecklenburg, geführt hat.

Hallo Frau Timmermann, Danke, dass Sie sich Zeit für den Blog nehmen. Stellen Sie sich bitte einmal kurz vor. 

Hallo zurück, ich bin Kristina Timmermann und seit Juli 2017 Geschäftsführerin der Kinderzentrum Mecklenburg gGmbH und seiner sechs Tochtergesellschaften. Zuvor war ich 6 ½ Jahre beim Verein "das Boot" als Vorstand tätig. Und davor war ich von 2001 bis 2010 bereits im Kinderzentrum, damals als Assistentin der Geschäftsführung, angestellt. Ich bin Dipl. Wirtschaftjuristin und Dipl. Kauffrau und wohne in Wismar.

Seit wann gibt es das Kinderzentrum Mecklenburg und was verbirgt sich dahinter? Welche Bereiche gibt es?

Das Kinderzentrum Mecklenburg wurde 1991 als erstes Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ) in Mecklenburg-Vorpommern gegründet. Seitdem helfen wir Kindern, bei denen eine körperliche oder geistige Behinderung, Entwicklungs-, Sprach- oder Verhaltensauffälligkeiten vorliegen oder vermutet werden und deren Familien. Dies oder aber eine schwere Krankheit können für Familien mit betroffenen Kindern und Jugendlichen überaus belastende Situationen und Lebensumstände sein. Die verschiedenen Angebote des Kinderzentrums setzen hier an und bieten Unterstützung nach individuellem Bedarf.

In den nunmehr über 30 Jahren hat sich das Kinderzentrum durch das Gründen mehrerer Tochterfirmen weiterentwickelt. Nach wie vor begleitet unser Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) Familien mit einfühlsamen und professionellen Teams. Dieses Angebot wurde 2007 um die landesweit tätige Pro-Fil Kindernachsorge und die FIBs Frühförderung in Schwerin erweitert. Um Familien umfassend und Patienten und Patientinnen auch nach Erreichen der Volljährigkeit zu begleiten, nahm 2018 unter dem Dach des Kinderzentrums ein Sozialmedizinisches Erwachsenen-Zentrum (SEZ) für Erwachsene mit geistiger Behinderung oder schweren Mehrfachbehinderungen die Arbeit auf. Im gleichen Jahr eröffnete auch unsere Kindertagesstätte „Alles im Lot“.

Was sind die Aufgaben und Arbeitsschwerpunkte?

Sowohl im SPZ als auch im SEZ bieten unsere ärztlichen, therapeutischen, psychologischen und pädagogischen Fachkräfte ambulante Diagnostik, Beratung und Behandlung bzw. Behandlungsplanung. Die interdisziplinären Teams unterstützen die Patientinnen und Patienten ganzheitlich und nutzen dabei vorhandene Ressourcen des Versorgungsumfelds. Ziel ist es, gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen und Lebensqualität zu erhalten und zu fördern.

Werden Kinder und Jugendliche aus dem Krankenhaus oder einer Rehaklinik in die Häuslichkeit entlassen, kann dies für die Patienten und Patientinnen und ihre Familien eine große Herausforderung sein. In dieser Situation unterstützen an den Standorten Schwerin, Rostock, Greifswald und Neubrandenburg die multiprofessionellen Teams der Pro-Fil Kindernachsorge mit sozialmedizinischer Nachsorge, indem sie bei der Suche nach geeigneten Ärzten, Therapeuten und Pflegediensten helfen, in sozialrechtlichen Angelegenheiten beraten und das Zurechtfinden im Alltag begleiten.

Das multiprofessionelle Team der FIBs Frühförder- und Beratungsstelle mit Fachkräften aus der Pädagogik, Logopädie, Ergo- und Psychotherapie sowie der Kinder- und Jugendmedizin führt in interdisziplinärer Zusammenarbeit die heilpädagogische Frühförderung als auch die Komplexleistung aus. Durch spielerische Förderung und Therapie können Verzögerungen oder Beeinträchtigungen in der Entwicklung so aufgeholt bzw. verringert werden.

In der Kindertagesstätte „Alles im Lot“ werden Kinder ab dem sechsten Monat bis zum Schuleintritt von Fachkräften aus Erziehung und Heilpädagogik betreut. In festen Bezugsgruppen können Kinder sich nach ihren Fähigkeiten entwickeln und sich in Spiel und in Lernwelten erproben. Nach unserer Kenntnis ist es deutschlandweit die erste Handwerkskita, in der schon die Jüngsten ihre eigenen Fähigkeiten in der handwerklichen Betätigung entdecken können.

Welche Rolle spielt Prävention?

Grundsätzlich kommen Menschen zu uns, weil bereits eine Krankheit, Entwicklungsauffälligkeit oder Behinderung vorliegt. Unsere Angebote zielen darauf, die Situation zu verbessern oder Verschlimmerungen zu vermeiden. Eine Ausnahme bildet hier das wir2 Bindungstraining für Alleinerziehende, das wir derzeit noch als einziger Träger in M-V anbieten. Alleinerziehende sind eine Gruppe mit starken Alltagsbelastungen, die dringend Unterstützung brauchen. Das wir2 Bindungstraining setzt genau hier an und verbessert das Wohlbefinden der Eltern und ihrer Kinder und wendet Langzeitfolgen ab. Die nachhaltige Wirkung des wissenschaftlich entwickelten und begleiteten Trainings ist nachgewiesen und wird regelmäßig evaluiert.

Kontaktaufnahme: Wo ist das Kinderzentrum Mecklenburg zu finden? Wie kann man Kontakt aufnehmen?

Das Kinderzentrum Mecklenburg befindet sich in der Wismarschen Straße 306 in 19055 Schwerin. Es ist sowohl mit dem ÖPNV als auch mit dem Individualverkehr gut zu erreichen. Natürlich ist das Kinderzentrum auch im Internet präsent. Unter www.kinderzentrum-mecklenburg.de sind die Webseiten aller Unternehmen mit Informationen zu unseren Leistungen, Teams, Veranstaltungen etc. sowie allen Kontaktdaten zu finden. Auch in den sozialen Medien (Facebook, Instagram und LinkedIn) sind wir mit unseren Angeboten vertreten und berichten über Aktuelles.

 

Alkohol in der Schwangerschaft - Die Arbeit der FASD Beratungsstelle

Lassen Sie uns in diesem Blogartikel einen Blick auf das sensible Thema in unserem Bundesland werfen. Was macht eine FASD Beratungsstelle eigentlich? Was sind die Aufgaben bzw. Arbeitsschwerpunkte? Wie werden Betroffene bzw. Angehörige unterstützt, die Hilfe suchen? Wie wichtig ist Aufklärung?
Diese und noch weitere Fragen beantwortet Cornelia Kirsten von der FASD Beratung für Rostock & M-V.

Hallo Frau Kirsten, danke, dass Sie sich Zeit für den Blog nehmen. Stellen Sie sich bitte einmal kurz vor.

Vielen Dank, dass ich die Beratungsstelle und mich hier vorstellen darf. Ich habe viele Jahre lang an der Uni Rostock ein Lektorat am Sprachenzentrum der Universität Rostock geleitet und Fremdsprachen unterrichtet. Da ich aber seit vielen Jahren Pflegemutter bin, darüber sehr viel Kontakt zum Thema FASD hatte, habe ich im vergangenen Jahr den Sprung gewagt. Mein eigenes Pflegkind hat FASD und die schlechte Versorgungslage für Menschen mit dieser Behinderung bewegt mich seit Jahren. So kamen die Rostocker Stadtmission e.V. und ich als Diplom-Pädagogin und FASD-Fachkraft zusammen und eröffneten im Oktober 2022 gemeinsam die Beratungsstelle für Rostock und das gesamte Bundesland. Ich bin Projektkoordinatorin und FASD-Fachberaterin und sehr glücklich in dieser neuen Tätigkeit.

Seit wann gibt es die FASD Beratungsstelle Rostock & M-V? Was sind Ihre Aufgaben und Arbeitsschwerpunkte?

Die Beratungsstelle wurde am 01.10.2022 eröffnet und zwar nur einen Tag nach Zusage der Förderung durch die Aktion Mensch. Dort hatten wir unser Konzept eingereicht und werden für mind. 4 Jahre durch die Aktion Mensch mitfinanziert. Unsere Beratungsstelle hat sich ihrem Namen entsprechend vor allem Beratung auf die Fahnen geschrieben. Zu uns kommen Menschen mit FASD (und FASD-Verdacht), Familien alles Art mit Kindern mit FASD sowie Fachleute, vorrangig aus pädagogischen und therapeutischen Bereichen, die mit Kindern und Jugendlichen mit dieser Erkrankung bzw. Behinderung arbeiten.
Dazu machen wir Präventionsveranstaltungen in Schulen, Vorträge bei diversen Interessierten und Öffentlichkeitsarbeit in Bezug auf FASD. Wir unterstützen Veranstaltungen, die direkt für Menschen mit FASD angeboten werden und bieten Fortbildungsmöglichkeiten für Fachkräfte.

Wie geben Sie Unterstützung und Hilfe?

Im Präventionsbereich sind wir so wichtig, weil das vermeintliche Allgemeinwissen darüber, dass Alkohol in der Schwangerschaft schädlich für das ungeborene Kind sein kann, nicht wirklich gut verankert ist. Angesichts von 58% der deutschen Schwangeren, die Alkohol konsumieren und 44% der Deutschen, die nicht wissen, dass vorgeburtlich konsumierter Alkohol das Kind nahhaltig schädigen kann, ist Aufklärung für uns wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit.

In der Beratung ist das Zuhören das A und O, denn die Ratsuchenden hatten bisher keine fachlich kompetenten Ansprechpartner*innen in MV, die verstehen, wie das Leben mit FASD sich für alle Beteiligten anfühlt. Wir besprechen oft das Helfendennetzwerk und die Möglichkeiten, Unterstützungsangebote anzuzapfen, erklären die Behinderung und ihre Auswirkungen, intervenieren in Krisen z.B. mit Schule oder Arbeitgeber*innen, vermitteln Kontakte zu Diagnostikstellen, beraten bei Hilfeplan- und Teilhabegesprächen usw. Besonders wesentlich ist die Entlastung der Angehörigen, mit denen wir immer wieder schauen, wo dieser Angebote zu finden sind.

Aufklärung zu FASD ist sehr wichtig. Wie fördern Sie die Prävention?

Alkoholkonsum in der Schwangerschaft kann zu fetalen Alkoholschäden führen und das Risiko wird aktuell noch sogar von Fachleuten massiv unterschätzt. Entscheidend ist, dass FASD absolut KEIN ausschließliches Problem suchterkrankter Frauen ist. Alle Frauen, die nicht ab Planung der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit bewusst abstinent sind, sind Risikogruppe. Bereits klein(st)e Mengen an Alkohol können das Ungeborene nachhaltig schädigen und dies von Beginn der Schwangerschaft an!
Wir sprechen mit Medien, wir gehen zu diversen Fachtagen, halten Vorträge – idealerweise in der Mitte der Gesellschaft, denn die FASD entsteht genau dort. Die hirnorganischen Schädigungen sind nicht sichtbar, zeigen sich oft nur in auffälligen Verhaltensweisen und darüber klären wir ebenso auf wie über die Entstehung der Behinderung.

Besonders wichtig sind uns Schulprojekte und Präventionsveranstaltungen, um die künftigen Generationen über die Risiken aufzuklären und für Vermeidung von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft zu sensibilisieren. Es macht unglaublich viel Spaß, mit den jungen Menschen zu arbeiten, die Fragen und Diskussionen sind immer spannend. Wichtig ist die Nachhaltigkeit und Wiederholung unserer Botschaften, es geht um individuelle und gesamtgesellschaftliche Verantwortungsübernahme.

Wie erkennt man FASD bei Kindern? Welche Anzeichen gibt?

Grundsätzlich gilt FASD als unsichtbare Behinderung, da der Hirnschaden nicht äußerlich erkennbar ist. Unter der Überschrift FASD gibt es drei Diagnosen:

  1. FAS (fetales Alkoholsyndrom) zeigt sich in gewissen Gesichtsmerkmalen und kleinem Wuchs, dazu kommen die Auffälligkeiten des zentralen Nervensystems durch den alkoholbedingten Hirnschaden. Alkohol ist ein Zellgift und geht ungehindert über die Plazenta zum Ungeborenen. Dort beeinflusst er die Entwicklung in unterschiedlichem Maße in Zusammenhang mit verschiedenen Einflüssen. Jedoch wirkt er immer auf das Gehirn, selbst in der Frühschwangerschaft schon. Alkohol löst Hirnzellen und die isolierende Fettschicht um Nervenbahnen auf, so dass weniger Hirnmasse da ist und die Weiterleitung von Nervenreizen z.T. massiv gestört ist. Dadurch entstehen Verhaltensbesonderheiten unterschiedlichster Art. Spätestens ab Schulalter zeigt sich oft die mangelnde Alltagskompetenz als Folge des vorgeburtlichen Alkoholkonsums.
  2. Beim pFAS (partiellen fetalen Alkoholsyndrom) gibt es einige wenige Gesichtsmerkmale, das Wachstum ist unbeeinflusst. Auffallend ist wiederum das Verhalten, jedoch braucht es für die Diagnose Wissen um den Alkoholkonsum der leiblichen Mitter.
  3. Die dritte Diagnose ist ARND (alkoholbedingte, entwicklungsneurologische Schädigungen), die sich nur noch im Verhalten zeigen. ARND ist komplett unsichtbar und leider gibt es mangels Auskunft über vorgeburtlichen Alkoholkonsum diese Diagnose nicht so oft, wie sie nötig wäre.
    Wichtig ist, etwas simpel ausgedrückt: Hat ein Mensch Diagnosen, aber die indizierten Medikamente, Therapien und pädagogische Interventionen aus dem Standardspektrum greifen nicht – liebe Ärzt*innen fragt nach Alkohol in der Schwangerschaft. Es geht nicht um eine Stigmatisierung der Mütter!! Frauen wollen nicht bewusst ihre Kinder schädigen, aber diese Frage hilft, um Verantwortung zu übernehmen und die richtigen Therapien für den Menschen zu finden.

Welche Auswirkungen hat FASD in den verschiedenen Altersstufen (Säugling, Kleinkind, Teenager, Erwachsener)?

Die Auswirkungen sind sehr unterschiedlich. Wir sprechen von einer Spektrumstörung mit 428 möglichen Symptomen, die individuell ausgeprägt sind. Säuglinge fallen oft durch Schluck- und Trinkschwierigkeiten und starke Regulationsstörungen sowie eingeschränkte Motorik auf. Laufen Kinder in der Kita oft noch mit, treten massive Schwierigkeiten häufig im Schulalter auf. Anforderungen sind trotz beispielsweise durchschnittlichem IQ oft zu hoch, da die sogenannten Exekutivfunktionen beeinträchtigt sind – also Handlungsplanung, Motivation, vorausschauendes Denken, Inhibition, geistige Flexibilität usw.

Menschen mit FASD verarbeiten Informationen oft stark verlangsamt und leiden nicht selten unter demenzähnlichem Vergessen. Häufig kommen ADHS, Autismus, Lese-Rechtschreibschwäche, Matheschwäche (Diskalkulie) und andere Diagnosen dazu, sind aber eigentlich Symptome von FASD.
Je älter die Menschen mit FASD werden, desto schwerer wird die Alltagsbewältigung, da Verselbständigung erwartet wird. Diese ist mit vielen Ausprägungen der Behinderung nicht möglich. 80% der Betroffenen sind als Erwachsene in einigen oder allen Lebensbereichen auf Betreuung und Unterstützung angewiesen und dies IQ-unabhängig! FASD ist nicht heilbar.

Können spezielle Therapien oder andere Unterstützungsmaßnahmen bei FASD unterstützend wirken?

Therapien können FASD nicht verändern, aber die Auswirkungen des Störungsbildes minimieren. Auch hier gilt: Kennst du Einen, kennst du Einen! Es muss immer auf die individuelle Ausprägung von FASD beim Menschen geschaut werden, um geeignete Therapien zu finden.
In jungen Jahren profitieren Menschen mit FASD oft von heilpädagogischer Frühförderung, Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie. Ergotherapie und körperbasierte, sinnesorientierte Psychotherapien greifen oft auch gut im Erwachsenenalter. Tiergestützte, naturtherapeutische Angebote können ebenfalls sehr hilfreich sein. Sport und die freie Natur wirken auch bei Menschen mit FASD unterstützend. Bei den Therapien geht es oft es um das Trainieren der Bedürfnis- und Grenzwahrnehmung, das Verstehen von Emotionen und Gefühlen.

Traumatherapie ist schwierig bei FASD, zumindest wenn sie stark kognitiv angelegt ist. Durch das demenzähnliche Vergessen und die stark eigeschränkte Sprachrezeption, also das gestörte Verstehen von Gesprächen und Zusammenhängen beispielsweise gibt es keine Fortschritte und macht ggf. die Lage für Einzelne noch schlimmer. Auch kognitiv angelegte Psychotherapien sind teilweise kritisch zu bewerten.
Im Erwachsenenalter empfiehlt sich Soziotherapie, aber davon gibt es deutlich zu wenig Angebote. Auch andere Therapieformen können hilfreich sein, diese sind aber teils selbst zu bezahlen.

Wichtig ist: auch medikamentöse Therapien haben ihre Berechtigung und können – gut überwacht und mit viel Aufklärung – den Leidensdruck beim Menschen mit FASD senken.

Welche Fragen werden Ihnen am häufigsten von Betroffenen, Familien bzw. Angehörigen gestellt?

Zuerst einmal kommt besonders im Erwachsenenbereich die Frage, wo die Diagnostik machbar ist und die Antwort ist: es ist sehr schwer und gibt kaum Stellen. Die Frage kommt auch im Kinder- und Jugendbereich, da profitieren wir in MV von der Rostocker Kinder- und Jugendpsychiatrie, die eine FASD Spezialsprechstunde anbietet. Aber auch andere MVZs und SPZs diagnostizieren in unserem Bundesland, wobei die Qualität unterschiedlich ist.

Die Menschen kommen tatsächlich aber weniger mit Fragen zu mir, als häufiger mit komplexen Problemlagen. Grundlage dieser Probleme ist (fast) immer mangelndes Wissen, Verständnis und wenig Bereitschaft in der Umwelt, sich mit dem Störungsbild FASD auseinanderzusetzen. Man lastet das auffällige Verhalten dem Kind, Jugendlichen oder Erwachsenen an nach dem Motto: „Du bist faul, verweigerst dich, ignorierst, provozierst, störst usw. Du willst dir keine Mühe geben.“

Tatsächlich ist es aber kein Nicht-Wollen, sondern ein hirnorganisch bedingtes „Nicht-Können“, welches nur falsch interpretiert werden kann, wenn Kita, Schule, Ärzteschaft, Arbeitsplätze, Nachbar*innen, Freund*innen … die gesamte Gesellschaft nicht endlich FASD verstehen lernt.
Menschen mit FASD WOLLEN dazu gehören, sie wollen sich anpassen und gemocht werden, sie sind einfach Menschen! Leider macht die Behinderung dies oft schwierig, wenn das Umfeld nicht aufgeklärt ist. Die Gesellschaft muss sich anpassen, die Schule, die Arbeit. Denn Menschen mit FASD können diese Anpassungsleistung bei allem Wollen nicht vollbringen.

Kontaktaufnahme: Wo ist die FASD Beratungsstelle zu finden? Wer ist Träger der Beratungsstelle?

Wir sind auf vielfältigem Wege erreichbar. Die Rostocker Stadtmission e.V. als Träger der Beratungsstelle hat eine Website eingerichtet mit den wesentlichen Informationen: https://rostocker-stadtmission.de/fasd-beratungsstelle-m-v Wir beraten vor Ort, telefonisch und per Email sowie Videokonferenz.

Auch bei Social Media sind wir vertreten: www.facebook.com/FASDBeratungsstelleHROundMV oder www.instagram.com/fasd_beratungsstelle_mv/ Am schnellsten nehmen Sie über die Telefonnummer 0151 22420953 mit uns Kontakt auf oder per fasd@rostocker-stadtmission.de

Wir freuen uns, von Ihnen zu hören, sollten Sie Interesse an der Arbeit haben, Fortbildungswünsche oder Beratungsanliegen haben!

Vielen Dank für Ihre Zeit & Ihr Engagement!

 

Einsatz für beeinträchtige Kinder: Zu Besuch bei Querleben in Mirow

Corona hat sie bei der Eröffnung ziemlich ausgebremst, aber im März 2022 konnte es dann endlich voll los gehen. Mittlerweile setzt sich Christiane Thederan mit 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dafür ein, dass Familien mit besonderen Kindern fachgerechte Unterstützung bekommen. In Mirow entstand ein Inklusionshotel zum Kurzzeitwohnen für betroffene Familien sowie eine Beratungsstelle. Darüber hinaus bietet Querleben ambulante Kinderintensivpflege in 1:1-Betreuung an, auch über die Grenzen von Mecklenburg-Vorpommern hinaus.

Inklusionshotel mit eigenem Kinossaal

Das Inklusionshotel verfügt neben den regulären Zimmern zusätzlich über zwei Zimmer, die eine intensiv-medizinische Versorgung von chronisch kranken oder behinderten Kindern ermöglichen.  So können auch Familien mit besonderen Herausforderungen in Mecklenburg-Vorpommern Luft holen und neue Energie tanken. Zusätzlich gibt es einen „Snoozle-Raum“, in dem Kinder spielen, abschalten oder auch mal gemütlich mit ihrer Familie kuscheln können. In der großen Gemeinschaftsküche mit einem gemeinsamen Wohnzimmer treffen sich die Familien und können sich austauschen. Ein weiteres Highlight ist der ganz eigene Kinosaal im Keller, in roten Schwingsesseln können Kinder mit ihren Familien Filme schauen und zusammen lachen. "Wir wollten einen Ort schaffen, der Familien eine schöne Auszeit aber eben auch Begegnung mit anderen betroffenen Familien ermöglicht.", so Christiane Thederan.

Hilfe & Herausforderungen

Querleben finanziert sich vor allem über Spendengelder, die Finanzierung durch Pflegekassen und Sozialämter sei oft nicht ausreichend. Thederan hatte in ihrer Master-Arbeit die Versorgungsstruktur in MV untersucht und dabei festgestellt, dass es in MV die höchste Fallquote bundesweit an Familien mit beeinträchtigen Kindern gibt, dem gegenüber jedoch die schlechteste Versorgung steht. Damit die Bedarfe der Familien korrekt abgebildet werden können, braucht es einen einheitlichen Entgeltsatz. Das ist aktuell noch nicht der Fall und so leistet Querleben momentan mehr, als es von den Pflegekassen und Sozialämtern bezahlt bekommt. Ein Problem, was auch andere Sozialinstitutionen haben, aber bei den kleinen Einzelkämpfern falle es eben deutlich schwerer ins Gewicht, so die Gründerin von Querleben.

Betroffene Familien stehen dem Behörden-Dschungel oft völlig hilflos und überfordert gegenüber, nicht selten arbeitet das Querleben-Team mit Rechtsanwälten zusammen, um Ansprüche für die Familien bei den Behörden durchzusetzen. Das ist mühsam, aber wichtig, um die notwendige Unterstützung zu bekommen. Denn "keine Familie sollte das Gefühl der Ohnmacht haben", so Christine Thederan. Wenn man ein Kind mit Beeinträchtigung hat, sind die Sorgen oft schon groß genug, kommt dann noch die Auseinandersetzung mit Behörden um Gelder dazu, wird es für die Familien oft noch schwerer. Hier versucht Querleben mit ihrem Team zu helfen, eben auch mit fachlicher Beratung.

Wünsche für die Zukunft

Wenn Christiane Thederan sich etwas wünschen könnte, so wäre das ein behindertengerechtes Auto für die Einrichtung sowie eben der einheitliche Entgeltsatz. Mittlerweile hat das Querleben-Team schon viele Familien begleitet. Die Fotos der Kinder erzählen von vielen Geschichten, glücklichen Momenten und viel Dankbarkeit, für das, was das Querleben-Team täglich leistet.

Das Querleben-Team freut sich über Geld- und Sachspenden. Auch Patenschaften sind sehr willkommen. Erfahren Sie HIER mehr über die Angebote von QUERLEBEN in Mirow.