Netzwerkkonferenz 2024: Gemeinsam Brücken bauen in der Familienbildung!

Was macht das Pflege-Familien-Zentrum Rostock?

Hallo Frau Widuckel, danke, dass Sie sich Zeit für den Blog nehmen. Stellen Sie sich bitte einmal kurz vor.

Hallo. Ich bin Susann Widuckel und habe letztes Jahr mein Studium der Sozialen Arbeit beendet. Davor habe ich eine Ausbildung zur Mediengestalterin in Berlin gemacht und freue mich nun, dass ich seit Oktober 2023 meine Erfahrungen aus Beidem im Pflege-Familien-Zentrum miteinbringen darf.

Seit wann gibt es „Das Kind im Blick“ Pflege-Familien-Zentrum Rostock?

Gerade erst im letzten Jahr September hatte das Pflege-Familien-Zentrum sein 15. Jubiläum. Dieses Jahr sind es dann schon fast 16 Jahre.

Was sind Ihre die Aufgaben und Arbeitsschwerpunkte?

Wir, „Das Kind im Blick“ – Pflege-Familien-Zentrum der Caritas, wurden damit beauftragt, Pflegefamilien zu finden, die den besonderen Herausforderungen einer Pflegschaft gewachsen sind und begleiten bestehende Pflegeverhältnisse. Dabei arbeiten wir eng mit dem Jugendamt und anderen Institutionen zusammen.
Des Weiteren vermitteln wir Pflegekinder in Pflegefamilien und haben im Prozess der Pflegschaft die Aufgabe, im guten Kontakt zur Pflegefamilie zu stehen, Eltern zu begleiten, die Entwicklung und Bedürfnisse des Pflegekindes einzuschätzen und in Konfliktsituationen beratend tätig zu werden. Wir arbeiten mit den Herkunftsfamilien zusammen, um mögliche Umgangskontakte zwischen dem Pflegekind und seinen Eltern zu organisieren und zu unterstützen. Es ist von großer Bedeutung, Eltern darin zu unterstützen, trotz aller Umstände gute Wegbegleiter für ihr Kind zu bleiben und sich in ihre neue Rolle einzufinden.

Wir machen Öffentlichkeitsarbeit um über die Pflegekinderhilfe zu informieren und aufzuklären und wollen mit einer sorgfältigen und umfassenden Akquise neue Pflegeeltern finden und Sie auf Ihrem Weg umfassend unterstützen. Dazu gehören regelmäßig stattfindende Informationsabende, individuelle Beratungen von Interessierten, die 2-mal im Jahr stattfindenden Vorbereitungskurse und der Bewerbungs- & Anerkennungsprozess, in dem die Eignung der Bewerber*innen festgestellt wird.

Um Pflegeeltern zu stärken, ihnen zusätzliches Wissen zu vermitteln und auch Raum zu lassen für den Austausch mit anderen Pflegeeltern, bietet das Pflege-Familien-Zentrum regelmäßig Fortbildungen und Supervisionen zu unterschiedlichen Themen an.

Wie wird man eine Pflegefamilie? Was gibt es für Voraussetzungen?

Menschen, die den Gedanken haben Pflegefamilie zu werden, besuchen meist eine unserer Informationsveranstaltungen oder haben bereits ein Vorgespräch mit einem Mitarbeitenden des Pflege-Familien-Zentrums geführt. Wenn das Interesse weiterhin besteht, haben Sie die Möglichkeit sich zu einem unserer Vorbereitungskurse anzumelden. Dieser Kurs dauert 3-4 Monate, bei dem an 11 Abenden und einem Wochenendseminar die Interessierten auf die kommenden Aufgaben und Verantwortungen vorbereitet werden. Sie können sich mit verschiedenen Themen bezüglich der Pflegekinderhilfe auseinandersetzen. Neben der Wissensvermittlung ist dieser Vorbereitungskurs eine tolle Möglichkeit aneinander kennenzulernen und Teil einer Gemeinschaft zu werden.

Um Pflegeeltern zu werden, müssen Bewerber*innen bestimmte Voraussetzungen erfüllen und nach dem Vorbereitungskurs einen Bewerbungsprozess durchlaufen. Hier müssen Bewerber*innen eine Bewerber*innenmappe einreichen, die Kenntnis über die Motivation und über die gesundheitliche und finanzielle Situation geben soll. Zudem müssen die Bewerber*innen ein erweitertes Führungszeugnis einreichen. Gleichzeitig führen wir Gespräche mit den potenziellen Eltern, um die Familiensituationen, Biografie und das „neue Zuhause“ kennenzulernen. Anhand dieses Bewerbungsprozesses können sowohl wir als auch das Jugendamt die Eignung der Bewerber*innen feststellen, damit sie als Pflegefamilie anerkannt werden.

Pflegefamilie können Familien, Paare oder Alleinstehende werden. Alle Lebensformen, die in unserer Gesellschaft vertreten sind, können geeignete Lebensorte für Pflegekinder bieten. Wir suchen Menschen, die gesellschaftliche Verantwortung tragen möchten, die gern mit Kindern leben und sich mit Ihnen freuen können, die auch mit den leiblichen Eltern im Kontakt bleiben und die offen mit den Fachkräften zusammenwirken. Menschen, die eben bereit sind ein Kind vorübergehend oder auf Dauer bei sich aufzunehmen und ihnen eine liebevolle und sichere Umgebung bieten möchten.

Was gehört alles zu den Aufgaben der Pflegeeltern? Welche gesetzlichen Rahmenbedingungen müssen beachtet werden?

Was Pflegeeltern leisten, lässt sich kaum in wenigen Sätzen beschreiben. Die Aufgaben der Pflegeeltern sind vielseitig und von großer Bedeutung für die Entwicklung und das Wohlbefinden des Kindes. Zunächst einmal sind Pflegeeltern für die grundlegende und gesundheitliche Versorgung und Betreuung des Kindes verantwortlich. Darüber hinaus unterstützen und fördern sie das Kind in seiner körperlichen, geistigen und emotionalen Entwicklung und bieten dem Kind eine liebevolle und sichere Umgebung.

Ein wesentlicher Aspekt ist auch die Erziehung und Förderung des Kindes. Pflegeeltern vermitteln Werte und soziale Kompetenzen und unterstützen die individuellen Fähigkeiten und Talente des Kindes. Sie helfen dem Kind, sich in die Gemeinschaft und das soziale Umfeld zu integrieren. Pflegeeltern bauen eine vertrauensvolle und stabile Bindung zu dem Kind auf und bieten ihm emotionale Sicherheit und Unterstützung.

Darüber hinaus ist es wichtig, dass Pflegeeltern bereit sind mit dem Jugendamt und dem Pflege-Familien-Zentrum zusammenzuarbeiten. Wir möchten, dass Pflegeeltern mit ihren Aufgaben nicht alleine gelassen werden. Daher bieten wir regelmäßige Beratungen an und unterstützen die Pflegeeltern in all ihren Belangen. Bei regelmäßig stattfindenden Hilfeplangesprächen haben die Pflegeeltern die Möglichkeit, sich gemeinsam mit dem Jugendamt und dem Pflege-Familien-Zentrum über die Themen und Entwicklung des Kindes auszutauschen.

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind klar definiert und im SGB VIII geregelt. Pflegeeltern benötigen eine Pflegeerlaubnis vom Jugendamt, die nach einer vielseitigen Eignungsfeststellung erteilt wird. Diese umfasst persönliche, gesundheitliche und wirtschaftliche Aspekte. Zwischen den Pflegeeltern und dem Jugendamt wird eine Pflegevereinbarung geschlossen, die die genauen Bedingungen und Verantwortlichkeiten regelt. Zur Unterstützung erhalten die Pflegeeltern Pflegegeld.

Auch die Rechte der leiblichen Eltern, wie das Umgangsrecht, müssen berücksichtigt werden, solange dies dem Kindeswohl nicht entgegensteht.
Pflegeeltern sollten ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein, Empathie, Geduld und Offenheit für die besonderen Herausforderungen von Pflegekindern mitbringen und einen respektvollen und verständnisvollen Umgang mit deren Biografie und Erfahrungen pflegen. Pflegeeltern leisten einen unverzichtbaren und so wichtigen Beitrag zur positiven Entwicklung und zum Wohlbefinden des Pflegekindes.

Wie läuft die Vermittlung eines Pflegekindes ab?

Von der Anerkennung als Pflegeeltern bis zur Vermittlung eines Kindes kann eine gewisse Zeit vergehen. Nicht jede Familie ist die richtige für ein bestimmtes Kind und nicht jedes Kind passt in jede Familie. Die Vermittlungsprozesse sind immer wieder verschieden, weil die Bedarfslagen und die Lebensgeschichten individuell sind. In der Regel besteht zwischen den leiblichen Eltern und Jugendamt bereits eine Zusammenarbeit. Es kann sein, dass Eltern im Vorfeld Hilfen zur Erziehung beantragt haben und deutlich wird, dass eine Pflegfamilie die geeignetere Hilfe ist. Dann stellen die Eltern den Antrag auf diese Hilfeform. Häufig geschieht das aber auch über das Familiengericht. Die Vermittlung umfasst mehrere Schritte und wird vom Jugendamt und dem Pflege-Familien-Zentrum erarbeitet. Der Prozess ist sorgfältig strukturiert, um sicherzustellen, dass das Kind in ein sicheres und unterstützendes Umfeld kommt. Im Fokus stehen die Bedürfnisse des Kindes.

"Erst wenn alle ein gutes Gefühl entwickeln konnten, finden die Kontakte zwischen den Pflegeeltern und Kind statt und es beginnt der Anbahnungsprozess."

Zunächst wendet sich das Jugendamt an uns mit einem sogenannten Vermittlungsauftrag, der Auskunft über das zu vermittelnde Kind und deren Eltern gibt und den Bedarf ermittelt. Bevor überlegt wird, welche Pflegefamilie die passende sein könnte, werden Vorgespräche durch das Pflege-Familien-Zentrum mit den leiblichen Eltern geführt, um diese kennenzulernen, ihre Ansichten zu berücksichtigen und Vertrauen aufzubauen. Es ist wichtig, die Eltern in diesen Prozess miteinzubeziehen, da auch sie sich mit der Pflegefamilie wohlfühlen sollen, um gute Wegbegleiter für ihr Kind zu bleiben. Auch dem Kind gibt es Sicherheit und schützt es vor einem Loyalitätskonflikt, wenn die Eltern sich mit der Pflegefamilie verstehen. Auch für die im späteren Verlauf stattfindenden Umgangskontakte ist das von großer Bedeutung.

Ebenfalls werden Gespräche mit dem zu vermittelnden Kind geführt, um auch hier Vertrauen aufzubauen und die Bedürfnisse des Kindes kennenzulernen. Auf Grundlage der Bedarfsermittlung des Jugendamts, den Vorgesprächen mit dem Kind und seinen Eltern wird nun eine passende anerkannte Pflegefamilie gesucht. Daher ist der Vorbereitungskurs und der Bewerbungsprozess von enormer Bedeutung, da sie Erkenntnisse und Wissen über die möglichen Pflegeeltern geben und Grundlage für die Einschätzung sind, ob das Kind zu Ihnen passen könnte.

In einem nächsten Schritt lernen sich die Eltern und die potentielle Pflegefamilie kennen. Die Pflegeelternbewerber*innen erhalten alle Informationen, die zum Kind bekannt sind. Diese Gespräche sind meist sehr emotional berührend und beide stellen sich gegenseitig ihre Familien vor. Erst wenn alle ein gutes Gefühl entwickeln konnten, finden die Kontakte zwischen den Pflegeeltern und Kind statt und es beginnt der Anbahnungsprozess. Wie lange dieser dauert bestimmt einzig und allein das Kind und werden je nach Alter in diesem Prozess bestmöglich beteiligt. In mehreren, individuellen Treffen können sich Pflegeeltern und Kind näher kennenlernen und das Kind bekommt einen Eindruck von der Familie. Das können kurze Besuche und später auch Übernachtungen sein.

Wenn das Kind, Eltern und die Pflegefamilie sich miteinander wohlfühlen kann nach dem Anbahnungsprozess, der Übergang gestaltet werden und eine Pflegevereinbarung mit dem Jugendamt abgeschlossen werden. Das Pflegeverhältnis beginnt. In regelmäßigen Abständen finden Hilfeplangespräche mit allen Beteiligten statt, um zu schauen, wie sich das Kind in der Pflegefamilie entwickelt und welche Aufgaben jeder übernehmen sollte. Während des Pflegeverhältnisses werden die Pflegefamilien, das Pflegekind und die Eltern begleitet und unterstützt.

Welche Fragen werden Ihnen am häufigsten von den zukünftigen Pflegeeltern gestellt?

Vielen Dank für das Interview!

Neubrandenburger Familienwelten laden ein

Stellen Sie sich bitte einmal kurz vor!

Hallo, mein Name ist Mark Seifert und ich wohne mit meiner Frau und unseren fünf Kindern in der schönen Vier – Tore – Stadt. Nach meiner 15-jährigen Arbeit in Kitabereich und einem berufsbegleitenden Studium der Sozial Arbeit am IFW Neubrandenburg, bin ich 2021 über ein Familiencoaching Projekt zur ISBW gGmbH gestoßen. Nach knapp zwei Jahren Projektarbeit bin ich nun seit Januar 2023 für den Bereich der Familienbildung in Neubrandenburg zuständig. Zu meinen Aufgaben gehört neben der aktiven Arbeit mit den Familien auch die Arbeit in Netzwerken und Gremien. So kam es, dass ich seit Anfang des Jahres Teil des Netz-werkes „Familienwelten Neubrandenburg“ bin.

Mark Seifert, Familienwelten Neubrandenburg

Mark Seifert, Koordinator Familienwelten Neubrandenburg (ISBW gGmbH)

 

Was macht ein Koordinator für Familienwelten bzw. was sind Ihre Aufgaben?

Ich glaube, um diese Frage zu beantworten, muss ich ein wenig weiter ausholen. Das Netzwerk „Familienwelten Neubrandenburg“ gibt es unter verschiedenen Namen und in vielfältiger Form schon viele viele Jahre in unserer schönen Stadt. Das Ziel war es immer bzw. ist es, die vielseitigen Angebote der Familienbildung in der Öffentlichkeit bekannter zu machen und damit dichter an die Familien heranzubringen. Um die in der Stadt vorhandenen Angebote aufeinander abzustimmen und stetig weiterzuentwickeln, arbeiten die unterschiedlichsten Einrichtungen und Träger gemeinsam im Netzwerk zusammen. Als Netzwerkkoordinator habe ich ein offenes Ohr für die Ideen und Sorgen der Netzwerkmitglieder, ich organisiere und leite die regelmäßigen Netzwerktreffen und koche hierfür manchmal auch Kaffee ;).

Was macht Ihnen dabei am meisten Spaß?

Am meisten Spaß macht mir der Austausch mit den anderen Netzwerkmitgliedern und die gemeinsame Suche nach neuen Ideen und Angeboten für die Neubrandenburger Familien.

Was sind eigentlich die Neubrandenburger Familienwochen?

Es gibt immer noch sehr viele Familien in unserer Stadt die die tollen Angebote im Bereich der Familienbildung noch nicht kennen oder nutzen. Um dies zu ändern, veranstaltet das Netzwerk einmal im Jahr die Neubrandenburger Familienwochen, bei denen die Angebote noch stärker beworben und bekannt gemacht werden. In diesem Jahr beginnen wir am 16.06. von 14:00 – 17:00 Uhr im Lindetal Center in der Oststadt mit der Auftaktveranstaltung, bei der sich alle Netzwerkpartner*innen präsentieren. In folgenden zwei Wochen, bis zum 02.07., haben wir dann täglich ein spannendes Angebot für sie geplant. Schauen Sie gerne auf unseren Flyer oder in unser digitales Programmheft.

Welche Angebote warten auf die Familien?

Alle Angebote der Familienwochen können kostenfrei genutzt werden und neben der offen Familienberatung am 19. und 26.06 zu allen Themen rund um Familie, erwartet die Familien ein abwechslungsreicher Mix aus Angeboten zu den Themen Finanzen und Medien, sowie ein Elternfrühstück, Bastel- und Spielnachmittage und ein Angebot für Großeltern mit ihren Enkelkindern.

Welche Partner*innen sind beteiligt?

Aktive Netzwerkmitglieder sind derzeit, der CARIbuni Familientreff desPolylux e. V., die Fachstelle Mehr-sprachigkeit MV des RAA – Demokratie und Bildung Mecklenburg-Vorpommern e. V., derFamilienhafen Neubrandenburg der ISBW gGmb, das Familienzentrum Nord der Bürgerinitiative „Leben am Reitbahnweg“ e.V., das GinA (Gesund in Arbeit) – Projekt für Chancengleichheit des Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd, das Haus der Familie des AWO Kreisverband Neubrandenburg-Ostvorpommern e.V., dasMEDIATOP Neubrandenburg, das Netzwerk 60Plus des Arbeiter-Samariter-Bund RV MSE, die Regionalbibliothek Neubrandenburg, die rosalila Beratung & Bildung gemeinnützige UG , die Schulsozialarbeit der Stadt Neubrandenburg und die Vier-Tore-Stadt Neubrandenburg

An alle interessierten Träger und Vereine, wir freuen uns immer über aktive Unterstützung bei der Umsetzung unserer Vorhaben, für die Familien in unserer schönen Stadt Neubrandenburg. Melden sie sich gerne bei mir unter 0170 – 36 36 665.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei den anstehenden Neubrandenburger Familienwochen!

Zwillinge und Mehrlinge: Ein Alltag mit Herausforderungen

Josefine Vetter, Leiterin der LELA Familienbildungsstätte in Waren (Müritz) und Mutter von Zwillingen gibt Tipps aus persönlicher und fachlicher Sicht.

Zwillinge zu haben ist eine doppelte Herausforderung, aber auch doppeltes Glück. Wie sah ein typischer Tagesablauf mit Zwillingsbabys aus?

Unser typischer Tagesablauf begann meist mit dem Stillen meiner beiden Töchter. Anschließend habe ich die beiden gewickelt und umgezogen. Wenn dann noch Zeit war, habe ich sie zu ihrem Papa in das Bett gelegt und wir haben zu viert gekuschelt, bis mein Partner sich für die Arbeit fertig machen musste. Dann begann der Tag erst so richtig. Ab 7:30 Uhr war ich mit meinen Töchtern alleine und wir haben gespielt, gekuschelt, gesungen und natürlich im Akkord Windeln gewechselt. Zwischendurch habe ich sie gestillt und in ihren späteren Monaten den Mittagsbrei zubereitet. In dieser Zeit habe ich die Wippen der beiden lieben gelernt. Da meine Töchter rund um die Uhr unterhalten werden wollten, konnten sie mich so beim Essen zubereiten beobachten. Dann gab es Mittag. Dabei habe ich meinen Töchtern den Löffel immer im Wechsel gegeben und wehe, es ging nicht schnell genug, dann wurde auch mal kräftig gemeckert. Das ist etwas, was Mehrlinge schon früh lernen. Wenn das Geschwisterchen an der Reihe ist, sei es beim An- und Ausziehen, füttern oder bei der Sauberkeitserziehen, dann muss man Geduld haben und warten.

Nach dem Mittagsbrei habe ich meine Töchter gewickelt und angezogen, um mit ihnen mindestens zwei Stunden spazieren zu gehen. Das war immer die Zeit am Tag, in der ich etwas entspannen konnte. Wieder zu Hause angekommen gab es erst etwas zu essen und anschließend haben wir wieder gespielt. Nach dem Abendbrot habe ich meine Töchter gebadet und für das Bett fertiggemacht. In dieser Zeit kam meist ihr Papa von der Arbeit nach Hause und wir haben die beiden gemeinsam in ihr Bett gebracht. Nun war die Zeit zum Aufräumen und Wäsche waschen, um anschließend noch etwas Zweisamkeit genießen zu können und um alles Wichtige zu besprechen.

Tipp von Josefine Vetter: Ihr könnt Euch auch Unterstützung und Rat holen bei den Frühen Hilfen, da diese Angebote für Eltern ab der Schwangerschaft und Familien mit Kindern bis drei Jahre umfassen. Von praktische Hilfen, Beratung, Vermittlung und Begleitung. Auch die Website www.elternsein.info und deren Instagram-Kanal (@elternsein_info) ist praktisch und versorgt Euch mit Tipps, Alltagshilfen und Ansprechpartner*innen.

Wo fanden Sie tatkräftige Unterstützung? Kontakt zu anderen Zwillingseltern bzw. Mehrlingseltern?

Leider gab es während meiner Schwangerschaft und innerhalb des ersten Jahres keinerlei Kontakte zu anderen Zwillings- und Mehrlingseltern. Wir wohnten zur damaligen Zeit noch in einer kleinen Stadt in Brandenburg und dort gab es keinerlei Angebote für werdende und frisch gebackene Eltern. Ich hatte das Glück, eine wundervolle Hebamme an meiner Seite gehabt zu haben. Sie hat neben ihren Hausbesuchen auch Gruppen für werdende Eltern, Babymassage und Babyschwimmen angeleitet. So hatte ich wenigstens einmal in der Woche die Gelegenheit, mit anderen frisch gewordenen Müttern ins Gespräch zu kommen und Alltagstipps auszutauschen.

Daher bin ich umso glücklicher, dass wir als Familienbildungsstätte, aber auch viele andere Einrichtungen unserer Region (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) ähnliche Kurse für werdende Eltern und Eltern mit ihren Babys anbieten. Mir hat der Austausch mit anderen Mehrlingseltern sehr gefehlt, denn eine Mehrlingsschwangerschaft und die erste Zeit mit Mehrlingen ist etwas anderes als die Schwangerschaft und Zeit mit einem Baby. Ob es nun die Einrichtung des Kinderzimmers, das Stillen mit zwei Babys, das Wickeln, Baden, Schlafen oder Füttern ist. Alles ist doch etwas anders und in den Unterhaltungen mit Eltern von einem Baby wird man als Zwillingsmutter immer irgendwie gesondert behandelt und mitleidig angesehen.

Tipp: Auf dem Portal der FamilienInfo MV findet Ihr unter dem Punkt Familienleistungen unter anderem auch Informationen zum Elterngeld, zur Elternzeit, zu Familienhebammen, den Frühen Hilfen in MV und vieles mehr.

 

Welche praktischen Tipps können Sie (werdenden) Zwillingseltern bzw. Mehrlingseltern mit auf dem Weg geben?

Das A und O ist ein gut strukturierter und vorbereiteter Tagesablauf. Die Vorbereitung von Flaschen, Essen, Kleidung, einem gut ausgestatteten Wickeltisch und Ersatzschnuller haben mir so manchen Tag erleichtert. Etwas was ich jeder Mehrlingsfamilie empfehlen würde, sind Wippen für die Kleinen. Die Babys können sich in ihnen sehr gut beschäftigen (wippen, spielen, beobachten), haben alles genau im Blick und können in jeden Raum "mitwandern". Zeitgleich sind sie ideal um beide Babys nebeneinander zu füttern. Dabei ist es am besten gleich die doppelte Portion vorzukochen oder aufzutauen, um die eine Hälfte des Essens zu pürieren und zu verfüttern und die zweite Portion selbst zu essen.

Für das Stillen kann ich ein Zwillingsstillkissen sehr empfehlen. Die Babys können leicht gleichzeitig gestillt werden und als Mutter sitzt man einfach bequem und hat beide gut im Griff. Ein weiterer Rat den ich allen Mehrlingseltern, vor allem den Müttern, mitgeben würde, betrifft das Thema Schlafen. Im ersten Jahr ist das größte Problem der Schlafmangel. Im besten Fall melden sich eure Babys zeitgleich einige Male in der Nacht, im schlimmsten Fall wechseln sie sich nacheinander ab und das die ganze Nacht hindurch. Egal welche Variante einen ereilt, der mangelnde Schlaf ist da und muss, so gut es geht, aufgeholt werden.

Ich kann in dieser Zeit JEDER Mutter, egal ob ein Baby oder mehrere nur sagen: Nutzt jede Sekunde Schlaf, die sich euch anbietet. Lasst den Haushalt auch mal Haushalt sein und seid achtsam mit euch. Denn Energie die einem fehlt, macht den Alltag sonst noch mühsamer. Es ist ein so wunderschönes Gefühl mit seinen Kindern zu kuscheln, zu schlafen und die gemeinsame Zeit zu genießen. Da der Nachtschlaf der erholsamste ist, solltet ihr euch mit eurem Partner abwechseln und eine für euch geeignete Lösung entwickeln.

Vielen Dank für den Erfahrungsbericht!

Hintergrundinformationen: Die Frühen Hilfen in Mecklenburg-Vorpommern umfassen verschiedene Unterstützungsangebote. Diese werden in Netzwerken Frühe Hilfen koordiniert. Hier arbeiten Fachkräfte aus unterschiedlichen Bereichen der Frühen Hilfen zusammen: Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen, der Schwangerschaftsberatung, der Frühförderung und der Kinder- und Jugendhilfe und noch viele mehr.

Die Fachkräfte tauschen ihr Wissen über ihre jeweiligen Angebote aus und stimmen diese aufeinander ab, um Sie als Familie bestmöglich unterstützen zu können. Netzwerkkoordinator*innen steuern und begleiten die Vernetzungsarbeit in ihren Landkreisen & kreisfreien Städten.

Im Gespräch mit... Familienhafen in Greifswald

Was genau ist der Familienhafen Greifswald?

In einem Hafen kann man sich ausruhen und Kraft schöpfen. Gleichzeitig sind Häfen Ausgangspunkt für Reisen und neue Abenteuer. Beides möchte der Familienhafen Greifswald am ISBW sein. Wir unterstützen einerseits die Bindung zwischen Eltern und Kindern und stärken die Familien von Anfang an. Andererseits bieten wir Anregungen und Inputs, wie die Entwicklung der Babys und Kinder gefördert werden kann und was getan werden kann, wenn es mal nicht so gut läuft. Insgesamt sind wir bei allen Fragen zum Familienleben da.
Frau mit Kleinkind auf dem Arm und im Hintergrund sind Segelboote. Logo Familienhafen Greifswald am ISBW

Welche Angebote bietet mir der Familienhafen?

Aktuell gehören der bindungsorientierte Eltern-Kind-Kurs „Abenteuer Baby – Bindungsorientiert durchs erste Jahr“ sowie eine Baby-/Kleinkindsprechstunde zum Programm des Familienhafens.

Was erwartet mich im Eltern-Kind-Kurs „Abenteuer Baby – Bindungsorientiert durchs erste Jahr“?

Im Alltag werden Eltern oft mit Ratschlägen überhäuft und kritische Fragen werden gestellt. Abenteuer Baby unterstützt Eltern darin, sicherer im Umgang mit ihrem Baby und der Umwelt zu werden. In einer kleinen, vertrauten Runde geht es auf Entdeckungsreise durch das erste Jahr mit dem Baby. Dabei werden Themen wie Schlaf, Entwicklung, Bindung, Milch, Beikost besprochen. Wir sprechen über die Fragen, die Familien tatsächlich bewegen.
Darüber hinaus werden neue und kreative Möglichkeiten, die Entwicklung des Babys spielerisch zu begleiten, gezeigt und gleich ausprobiert. Zum Wohlfühlen und Entspannen lernen die Eltern Elemente aus der Babymassage kennen.
Dabei ist viel Zeit für den Austausch der Eltern untereinander und für die ersten Kontakte der Babys miteinander.

Muss ich irgendwelche Voraussetzungen für den Besuch der Kurse erfüllen?

Der 6-wöchige Kurs kann im ersten Lebensjahres des Babys besucht werden, gerne auch direkt im Anschluss an das Wochenbett. Jede Mutter, jeder Vater, aber auch Großeltern und Erziehende sind mit dem Baby willkommen. Wer Lust auf einen Babykurs hat, meldet sich an und kommt vorbei - es muss nicht immer PEKiP oder DELFI sein, Eltern können in Greifswald gerne auch einmal „Abenteuer Baby“ ausprobieren.

Mit welchen Fragen kann ich in die Baby- und Kleinkindsprechstunde kommen?

Wenn ein Baby auf die Welt kommt, ist alles aufregend und die Gefühle sind unbeschreiblich. Doch nicht immer ist alles nur schön und manchmal wird vieles zu viel und die Welt steht auf gewisse Weise Kopf. Tausend Ratschläge von außen – manchmal ist etwas Hilfreiches dabei und manchmal wird die Verunsicherung dadurch nur noch größer. „Warum schläft mein Baby nicht einfach ruhig in seinem Bettchen? Warum lässt es sich nicht ablegen? Sollte es nicht schon durchschlafen? Warum weint es so viel?“

Wir bieten Begleitung an. Systemisch, lösungs- und bindungsorientiert. Gemeinsam suchen wir nach Lösungen, wie die Situation entspannter werden kann und das Leben mit dem Baby wieder leichter. Wir werden kein Schlaftraining vereinbaren und es gibt kein Patentrezept, das bei allen passt. Stattdessen schauen wir gemeinsam, was die Stärken und Ressourcen der Familie sind und wie Eltern auf Ihre Gefühl vertrauen lernen können, denn sie sind die Experten für ihr Kind.

Die Sprechstunde richtet sich an werdenden Eltern und Eltern von Kindern in den ersten drei Lebensjahren.

Wie ist das Ganze in den Bereich der Frühen Hilfen eingebunden?

Der Babykurs und die Sprechstunde werden durch die Bundesstiftung Frühe Hilfen und des Aktionsprogramms „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche 2021/2022“gefördert. Dadurch sind die Angebote für die Familien gebührenfrei.

 

Kontakt:

Familienhafen am ISBW
Sophia Maria Garitz
Makarenkostr. 8
17491 Greifswald
Tel.: 0171 3885770
Mail: sophia.garitz@isbw.de

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Ein Tag in der Familienbildungsstätte JAMBUS in Bad Sülze

Der heutige Praxisbesuch führt mich in die Recknitz und ins älteste Sol- und Moorbad Norddeutschlands. In Bad Sülze fahre ich zum Diakonischen Bildungszentrum Mecklenburg-Vorpommern gGmbH. In der Bildungsstätte JAMBUS Bad Sülze begrüßen mich die Geschäftsführerin Heike Harder und die Standortleiterin Mandy Ohm.

Auf über 1000 Quadratmetern finden sich ideale Bedingungen für die Fort-, Weiter- und Ausbildung von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen sozialer Einrichtungen. „Qualität, Flexibilität und persönliche Nähe – an diesen Standards richten wir unsere Bildungsangebote aus“, erzählt die Geschäftsführerin Heike Harder. Familien können für ihre Freizeit aus einer Fülle von Angeboten wählen, ihre Kompetenzen erweitern und eigene Chancen entdecken. Der Angebotskatalog der Familienbildungsstätte ist breit gefächert – Kurse in Englisch, Norwegisch oder Schwedisch können belegt werden. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt beim Nähkurs sowie Gitarrenkurs für Erwachsene und Kinder. Des Weiteren gibt es zahlreiche Angebote für die Gesundheit und Entspannung (u. a. Lach-Yoga, Hatha-Yoga, Heilkräuterseminar).

Familienbildung direkt vor Ort

„Die ländliche Struktur macht es für uns erforderlich, auf individuelle Besonderheiten einzugehen und besonders im Bereich der Familienbildung dezentrale Angebote zu realisieren“, berichtet Frau Ohm von der Praxis vor Ort. „Unsere Eltern-Kind-Spielkreise finden einmal in der Woche in Bad Sülze, Ribnitz-Damgarten und Barth statt.“ Darüber hinaus führen die Kollegen der Familienbildungsstätte thematische Elternabende in Kindertagesstätten durch. „Da sind wir in einem großen Radius in den Landkreisen Vorpommern-Rügen, Vorpommern-Greifswald, Landkreis Rostock und Stadt Rostock unterwegs“, erzählt die Leiterin der Familienbildungsstätte.

„Einen Schwerpunkt unserer Arbeit legen wir auch auf den sportlichen Bereich der Familienbildung. Wir bieten wöchentlich Eltern-Kind-Turnen an. Die Räumlichkeiten dazu haben wir hier vor Ort.

Darüber hinaus haben wir eine Kooperation mit der Median Klinik in Bad Sülze und können die Schwimmhalle nutzen. Die Kurse zum Babyschwimmen sind sehr beliebt“, freut sich Mandy Ohm. Ein weiteres Angebot in Kooperation mit der Klinik ist der Eltern-Kind-Schwimmlernkurs „Seepferdchen“. „Wir sind sehr froh, eine qualifizierte Fachkraft für diese Kurse zu haben“, so die Geschäftsführerin. Denn hier auf dem Lande ist es sehr schwierig qualifizierte Kursleiter*innen zu finden.

Das Geocaching ist ein besonderes Angebot und wird als Spaß für die ganze Familie auf Nachfrage durchgeführt. In dem Seminar geht es um Teamgeist, Geschick und Konzentration. Familien entdecken auf dem Weg durch Bad Sülze besondere Orte der Stadt und lernen die Geschichte kennen. Kleine Aufgaben müssen gemeinsam gelöst werden.

Jubiläum in der Familienbildungsstätte

Im nächsten Jahr feiert die Familienbildungsstätte einen besonderen Geburtstag.  „Im Jahr 2000 sind wir mit der Familienbildung gestartet und haben anfangs die Familienfreizeiten angeboten. Jetzt haben wir unser Angebot stark vergrößert und wir freuen uns über die vielen Kursteilnehmer*innen pro Jahr“, erzählt Heike Harder. „Nicht unerwähnt lassen möchte ich jedoch auch den Faktor der Mobilität und die damit verbundene Auslastung unserer Kurse. Hier im Ort gibt es nur noch die Grundschule. Viele Eltern müssen erst ins Auto steigen oder sind auf den ÖPNV angewiesen, um an den Kursen teilnehmen zu können“, berichtet Harder auch von den Schwierigkeiten in der Familienbildung.

Ein Tag im Familienzentrum Pasewalk

Herzlich Willkommen im Familienzentrum in Pasewalk. Die Mitarbeiterinnen Christina Schulz und Margitta Krüger begrüßen mich in den Räumlichkeiten in der Oststadt - im sozialen Brennpunkt der Stadt. Seit 1998 gibt es ein Begegnungszentrum in Pasewalk und viele Umzüge hat die Einrichtung schon hinter sich. Nun wartet man auf einen erneuten Umzug in ein neu zu bauendes Mehrzweckgebäude in der Pasewalker Oststadt. Dort sollen Vereine, eine Mensa, ein Jugendclub und eben auch das Familienzentrum eine neue Heimat finden. „Wir freuen uns schon darauf und hoffen auf einen zeitigen Baustart“, so die Leiterin der Einrichtung Christina Schulz.

Von Handarbeit bis Seniorensport

Auch auf aktuell eher begrenzten Raum ist viel los im Familienzentrum in Pasewalk. Das Angebot reicht von Handarbeit über Seniorensport bis hin zu Spielenachmittagen. „Einmal im Monat feiern wir die Kindergeburtstage des Monats“, berichtet die Leiterin. „Viele Familien haben bei sich zu Hause nicht so viel Platz und dann können sie die Geburtstagsparty in unseren Räumlichkeiten durchführen.“

„Unsere Senioren sind auch noch sehr aktiv und kommen einmal die Woche zum Sport mit anschließendem Gedächtnistraining. Eine gemütliche Tasse Kaffee darf im Anschluss dann auch nicht fehlen“, weiß Margitta Krüger, selbst aktive Seniortrainerin, zu berichten. Einmal im Monat organisieren die Mitarbeiterinnen einen Ausflug – da geht es dann zum Beispiel zum Botanischen Garten nach Christiansberg oder man startet eine Radtour in die Umgebung.

„Wir sind auch sehr gut vernetzt hier vor Ort“, erzählen die Mitarbeiterinnen. „Unsere Senior*innen nähen hier bei uns für die Kita und auf den Stadtfesten sind wir immer mit einem Stand vertreten.“

Kommunikation in der Beziehung

„Unsere Projekte finden ebenfalls guten Anklang“, freut sich Christina Schulz. „Aktuell haben wir das Angebot „Kommunikation in der Beziehung“. Die Paare treffen sich bei uns und wir laden zu unterschiedlichen Themen dann Referenten ein.“ Neu aufgelegt wurde in der Einrichtung der Väterstammtisch. Alle 14 Tage treffen sich Väter und tauschen sich zu ihren Themen aus. „Momentan sind wir noch auf der Suche nach einer festen Gruppe, um konkrete Angebote zu machen“, berichtet Schulz.

Zum Steckbrief vom Familienzentrum in Pasewalk...